Viva El Perú glorioso
Heiliges Urubamba-Tal und Ollantaytambo
18. und 19.08.2009
Heute geht´s auf die nächste Etappe und zwar schon kurz nach 07.00 Uhr, also muss ich mich mit dem Hotelfrühstück begnügen. Nachdem ich von einem Minibus auf der Plazoleta San Blas eingesammelt werde und später in einen großen Tourbus umsteige, geht es ins heilige Urubamba-Tal, das bis zu 800 m tiefer liegt, als Cuzco. Benannt ist es nach dem Fluss Urubamba, der sich durch´s Tal schlängelt. Zunächst werfe ich aus dem Bus einen Blick auf die nicht sehr gut erhaltene Inka-Ruine Saqsaywamán. Von der ursprünglichen Größe sind nur noch 20 % zu sehen, denn die spanischen Kolonialherren haben die Stätte quasi als Steinbruch genutzt zum Bau ihrer eigenen Häuser in Cuzco. Den Namen "Saqsaywamán" können viele nicht richtig aussprechen und so hört es sich an wie "sexy woman", wenn Ausländer das Wort in den Mund nehmen...
Der allererste Stopp findet an einem Rastplatz mit den üblichen Souvenirständen statt. Da ein Riemen meiner Handtasche gerissen ist, lege ich mir hier eine neue Tasche zu, schön groß für all die Resultate meiner shopping-Streifzüge und selbstverständlich mit Lama ! Immerhin sind wir auf dem direkten Weg nach Pisac, wo 2-Mal wöchentlich ein großer Indio-Markt stattfindet.
Der kleine Ort Pisac ist erreicht und der Busfahrer Carlos manövriert das Riesenteil direkt in die superengen Gassen. Wie will der hier um die Ecken kommen, frage ich mich ? Nun gut, sein Problem. Wir steigen aus, haben 1 Stunde Zeit zum Shoppen (wobei ich hier 5 Stunden hätte verbringen können), also sind schnelle Kaufentscheidungen gefragt und eine jederzeit schussbereite Kamera.
Was man in Pisac dringend essen muss, sind gegrillte und mit scharfer Chilipaste eingepinselte Maiskolben, man sagt, es seien die besten ganz Perus. Das kann ich mangels Vergleichsmöglichkeiten nicht bestätigen, aber sie schmecken definitv sehr lecker !
Die Plüschlamas werden aufgebaut und auch noch "artfremde" Tiere, sind das im oberen Regal Afghanen-Hunde ???
Ach, und schon wieder Essen ! Hier gibt´s hammerleckere Empanadas, 2 Sol das Stück, ich kann nicht widerstehen. Allein der Duft und knackfrisch aus dem Steinofen !
Wenn ich mich jetzt nicht langsam von den Obst-/Gemüse-Ständen und Empanada-Bäckereien losreisse, komme ich nicht mehr zum shoppen. Also Schluss jetzt. Das 1. Ziel, eine Silberschmiede, habe ich bereits vor Augen, aber ich werde nochmal abgelenkt.
Ich reisse mich los und betrete die Silber-Werkstatt, allerdings in der Hoffnung auf Gold - Inkagold ! Enttäuscht werde ich nicht, ganz im Gegenteil: Es gibt eine gut bestückte Goldabteilung mit wunderschönen Teilen ! Mit zielsicherem Griff habe ich einen Anhänger in den Fingern, den ich nicht wieder hergebe. Ich frag´mal nach dem Preis und der geht nach Gewicht. Schön, Sabine, da hast Du ja mal wieder blind das teuerste Stück des Ladens ausgesucht ! 18 Karat Gold und das Ding ist richtig schwer und relativ gross, eine Inka-Maske mit Lapislazuli. Der genannte Preis lässt mich schon etwas schlucken, aber da muss noch richtig was drin sein ! Handeln kann ich eigentlich relativ gut und nach jahrelanger Praxis weltweit verlässt mich auch nicht schnell die Geduld. Ich setze mal meine coole Verhandlungs-Miene auf und unterbiete den genannten Preis bei weitem. Mit dieser Summe beisse ich erwartungsgemäss auf Granit, aber nach einer Weile nähern sich unsere Preisvorstellungen und ich denke, dass ich nun guten Gewissens zuschlagen kann. In der Werkstatt befindet sich ein Geldautomat, denn ich kann nicht mit Kreditkarte bezahlen, die wollen Bares. OK, treibt den Preis wiederum in die Höhe wegen der Gebühren, die ich für die Barabhebung bezahlen muss, also handele ich diese 10 EUR für die Geldautomatenverfügung auch noch mal runter. Manchmal kann ich ja auch kleinlich werden !
Jetzt muss ich das gute Stück ja auch mal zeigen, oder ? Sieht ein bisschen unheimlich aus, aber fällt auf !
Hier komme ich gerade vom opulenten Büffett-Lunch im edlen Sonesta Posada Inca - dem feinsten Hotel des ganzen Urubamba-Tals, gelegen in Yucay. Man beachte die bereits prall gefüllte Tasche...
Jetzt ist es nur noch eine kurze Fahrt nach Ollantaytambo, für mich heute Endpunkt der Tagesetappe, denn ich bleibe für 2 Nächte dort. Die Besichtigung der örtlichen Inka-Stätte mache ich am Nachmittag noch mit der Gruppe zusammen.
Wir erklimmen die steilen Terrassen dieses Inka-Forts. Es ist eine der wenigen Stätten, wo die spanischen Konquistadoren eine herbe Niederlage einstecken mussten. Sie konnten das Fort nicht erklimmen, weil es von oben Pfeile und Speere hagelte, außerdem hatten die Inkas vorher ein intelligentes Kanalsystem geschaffen, öffneten die Schleusen und fluteten das Tal, womit natürlich die Pferde der Spanier nicht klarkamen und ein hastiger Rückzug wurde eingeleitet. Natürlich währte der Erfolg der Inkas nicht lange, denn die Spanier kamen mit der vierfachen Truppenstärke zurück und eroberten das Fort dann doch...
Über einen recht fiesen Pfad für einen Höhenangst-Geplagten verlassen wir die Anlage wieder und gelangen an eine Quelle.
Für mich ist der Tagesausflug hier beendet. Während die anderen noch 30 Minuten "shopping-Zeit" für den Markt zugeteilt bekommen, suchen der weibliche Tourguide und ich den Bus auf, wecken Carlos und lassen uns meine Reisetasche ausladen. Die verfrachten wir dann gemeinsam über die holprigen Gassen Ollantas zu meinem Hotel Munay Tika, wo ich mich von der netten Peruanerin verabschiede. Wenig später begebe ich mich auf die Plaza und bin dann auch an der "Quelle":
Ollanta ist ein ziemlich staubiger Ort, da braucht´s was kühles, nasses ! Dies ist tatsächlich das 1. peruanische Bier der Reise ! Und es schmeckt richtig gut.
Nach einem hervorragenden Pilz-Nudel-Auflauf in einem urigen Restaurant, ziehe ich mich müde in mein Hotel zurück. Ich wohne zu ebener Erde und das Fenster lässt sich nicht schliessen, also bastele ich mithilfe eines mitgebrachten Vorhängeschlosses und des abgerissenen Riemens meiner Handtasche erstmal eine Konstruktion, um die Fensterflügel schliessen zu können. (Tja, andere holen den Zimmerservice, ich spiele Mc Guyver...) Nicht, dass ich Angst hätte, geklaut zu werden, aber sonst kommen womöglich eklige Tierchen herein ! Und sie kommen trotzdem !
Eine kleine Anekdote am Rande für die, die mich kennen: Ich habe mich für das Bett an der Wand entschieden, wache mitten in der Nacht auf, schalte das Licht ein und blicke direkt, 10 cm vor meinem Gesicht auf eine fette Spinne an der Wand auf Augenhöhe ! Meine normale Reaktion zuhause wäre ein Kreischanfall biblischen Ausmasses gewesen...aber was soll ich hier schreien ? Hören würde man mich zwar, aber man würde denken, ich würde gerade umgebracht und das will ich doch anderen Hotelgästen ersparen...Ich ergreife also todesmutig Massnahmen, die ich zuhause niemals fertig gebracht hätte. Wickele ungefähr die Hälfte einer Klopapierrolle ab, ergreife damit das Vieh klopfenden Herzens und schmeisse alles tutti kompletti vor meine Zimmertür. Wer immer am nächsten Morgen eine halbe Rolle Klopapier vor meiner Tür findet, darf sich herzlichst gerne denken, was er will ! So wahnsinnig viel Schlaf kriege ich auch nicht mehr, denn ab 6.00 Uhr ist das Frühstücksrestaurant geöffnet und es befindet sich direkt gegenüber meines Fensters. Eine rücksichtslos grölende Gruppe Briten hat sich dort eingefunden und jeder weitere Gedanke an Schlaf erübrigt sich. Also finde ich mich auch im Frühstücksbereich ein, aber Hotelfrühstücke in Peru sind meist unterirdisch, wie dieses jetzt auch. (Aber ich habe ja nun auch keine Luxus-Hotels gebucht, sondern die einfachen, billigen Dinger.) Ich habe den kompletten Tag frei heute, also verschwinde ich nach einer Tasse Tee und schaue mal, ob ich im Ort was anständigeres finde ! Kein Problem, an der Hauptstrasse kriege ich ein wunderbares Frühstück ohne völlig überdrehte, kreischende Briten ! Den Rest dieses Tages nutze ich zum Faulenzen, bummeln, essen, emails schreiben und internetsurfen, lesen und schlafen. Nichts aufregendes, nada. Nur den Bahnhof checke ich schon mal aus, weil ich morgen sehr früh von dort abreise. Scheint alles easy zu sein, nichts anderes ist zu erwarten...
Aufbruch: | 08.08.2009 |
Dauer: | 16 Tage |
Heimkehr: | 23.08.2009 |