Viva El Perú glorioso
Halbzeit - ab nach Cuzco
15.08.09
Vom Terminal Terrestre in Puno bringt mich heute ein nicht ganz so luxuriöser Bus in knapp 7 Stunden nach Cuzco. Heute lerne ich an Bord des Busses die deutsche Familie mit dem 12-jährigen Sohn, der das Kirchen-besichtigen so hasst, kennen und die witzigerweise auch mit dem gleichen Reieveranstalter unterwegs ist. Sie sind ebenfalls sehr zufrieden und haben zwar einen etwas zeitversetzten Reiseverlauf, ansonsten jedoch in etwa das gleiche Programm, wie ich. Bis Juliaca können wir es uns im halbleeren Bus gemütlich machen, ab dann wird´s allerdings voll. Egal, ich geniesse mal wieder die Ausblicke auf´s Altiplano und auch die nette Unterhaltung, ist schon entspannend, mal wieder die Muttersprache benutzen zu können... Englisch fällt mir zwar sehr leicht, aber damit kommt man in Peru nicht allzu weit und so habe ich in den letzten Tagen wirklich häufig krampfhaft ein grottenschlechtes Spanisch abgesondert.
Auf ca. 4300 m findet die Pipi-Pause statt, denn dieser Bus hat zwar ein Klo, aber keinen 2. Fahrer, wir müssen also kurz anhalten. Selbst wenn man es versäumt hat, sich für die lange Busfahrt mit Proviant vorab zu versorgen, ist das kein Problem. An den Rastplätzen wird alles Erdenkliche an Fressalien und Getränken verhökert. Ich stocke meinen Keks-/Bananenvorrat auf und weiter geht´s ! Wir erreichen Cuzco und hier grüßt dann wirklich "El Perù glorioso" !
Ich habe schnell meine Reisetasche, greife mir ein Taxi und lasse mich ins Künstlerviertel San Blas kutschieren. Die Strassen Cuzcos sind irre: Uralt, meist Kopfsteinpflaster, eng und immer enger, steil und immer steiler. Als sich das Taxi immer weiter den Hang hochschraubt Richtung Tika Wasi Hotel, bin ich erst leicht angesäuert: Ich hasse dezentral gelegene Hotels und halte meines für ein solches, weil wir um immer noch eine Ecke abbiegen, selbst die Plazoleta San Blas mit der Kirche hinter uns lassen und um noch ein paar Ecken kurven, bis wir in einer so engen Gasse sind, die ich für das Taxi gar nicht mehr für befahrbar halte. Das sieht man hier allerdings anders und an den nächsten Tagen beobachte ich, wie reibungslos das hier klappt, auch mit Fussgängern und Gegenverkehr ! Im Hotel werde ich sehr nett begrüßt von dem ewig zwinkernden Rezeptionstypen und betrachte wohlwollend den schönen Garten mit Hollywoodschaukeln und Hängematten. Mein Zimmer erinnert an eine dunkle Besenkammer, aber alles ist sauber, das Bett bequem, ein Fernseher vorhanden und das Wasser kommt heiss aus der Dusche, was will man mehr ? Der Zwinker-Typ von der Rezeption teilt mir mit, dass Rosi von der örtlichen Reiseagentur mich in 15 Minuten erwarten würde und so schmeisse ich nur meine Sachen irgendwohin und treffe die hübsche Rosi. Sie instruiert mich für den kompletten Rest der Reise und übergibt mir Zug- und Flugtickets. Todo esta claro und ich kann losziehen. Allerdings bin ich ziemlich müde und beschliesse, heute nur noch San Blas zu begucken und alles andere ab morgen zu starten. Ich wandere zurück zur hübschen Plazoleta und finde ein uriges, kleines Café, in dem ich ein üppiges Alpaka-Steak-Sandwich schnabuliere. Auf dem Rückweg zum Hotel betrete ich eine kleine Tienda und will noch etwas zu trinken kaufen, als ich plötzlich Bauklötzer staune:
Wie - um Himmels willen - kommt eine Flasche Flensburger Weizen in einen peruanischen Miniladen in Cuzco ??? Wie hat diese Flasche hervorragenden Bieres aus meiner Heimatstadt ihren Weg nach Südamerika gefunden, warum ist sie voll, ist sie noch original-befüllt, warum wird sie hier verkauft, wie alt ist sie, hat sie noch Kohlensäure, was soll sie kosten, wer hat sie hergeschleppt und warum hat derjenige sie nicht getrunken ??? PLOPPT sie noch ??? Fragen über Fragen !!!
Die Shop-Tante guckt mich ziemlich konsterniert an, als ich meine Kamera zücke und ein Foto von ihrem Regal mache (die Gute kann ja nicht ahnen, dass ich die Flasche Bier fotografiere und nicht etwa die schnöden Red-Bull-Dosen !) Und außerdem hat sie keinen blassen Schimmer, wieso ich dies tue ! Jetzt hätte ich viel dafür gegeben, sie in fliessendem spanisch all dies fragen zu können, aber dafür reichen meine Sprachkenntnisse partout nicht. Idiotischerweise kaufe ich die Flasche noch nicht einmal ! Ich hätte dann nämlich so einige Antworten gehabt ! Insbesondere die überaus wichtige Frage "plopp" oder "nicht-mehr-plopp" wäre geklärt gewesen und damit wären auch Rückschlüsse auf Original-Inhalt, Kohlensäuregehalt und Alter möglich gewesen...
Nun ja, ich überlasse es also hiermit anderen Peru-reisenden Flensburgern, diesen Rätseln auf den Grund zu gehen. Und ich verpasse einen "home-sweet-home-Gedächtnis-Abend" mit ´ner Buddel Flens´.
Aufbruch: | 08.08.2009 |
Dauer: | 16 Tage |
Heimkehr: | 23.08.2009 |