Viva El Perú glorioso
Titicaca-See
14.08.09
Schon um 7.00 Uhr morgens werde ich abgeholt und zum Hafen verfrachtet. Zusammen mit einer bunt zusammengewürfelten internationalen Truppe anderer Touris entere ich das Boot und es stellt sich uns ein recht abgefahrener Typ namens Gilbert als unser Guide vor. Wir tuckern los, besonders schnell ist der Kahn nicht, aber wir sind ja nicht auf der Flucht.
Und da wollen wir zunächst hin, auf die eben vor Puno liegenden Uros Inseln. Schwimmende Inseln aus Ried, von Menschenhand gemacht.
Gilbert erklärt zunächst, wie diese Inseln gemacht werden und wieso die Leute irgendwann mal überhaupt auf die Idee gekommen sind, sich vom Festland auf schwankende Ried-Inseln zurückzuziehen. So ganz genau weiss man es nicht, aber man vermutet, dass feindliche Stämme die Menschen zum Rückzug auf den See gezwungen haben und irgendwie hat sich diese Lebensweise so bewahrt. Was einzigartig auf der Welt ist ! Von Fisch- und Vogelfang ernährt man sich auch heute noch, aber ein wesentlicher Faktor ist hinzugekommen und der bringt heutzutage sicherlich das meiste Geld ein: Tourismus und Souvenirverkauf. Gilbert wird bei seinen Erläuterungen von einem Inselbewohner flankiert, der nach und nach das im Foto zu sehende kleine Inselmodell aufbaut, komplett mit kleinen Püppchen, die die Bewohner darstellen, echt ganz süss gemacht !
Und das ist Sara ! Genau dieses Stück Webarbeit habe ich ihr letzten Endes auch abgekauft. Wunderschön, nur was macht man damit ???
Mit dieser Bootskonstruktion komplett aus Ried drehen wir noch eine Runde, sieht aus wie die Kontiki !
Die Mädels bieten uns Ried zum Essen an und es schmeckt sogar ! Peruanische Songs werden jetzt auch noch geschmettert und wir werden gegenhalten müssen !
Und jetzt kommt wirklich, was ich befürchtet habe: Auch wir müssen singen ! Wir werden nach unserer Nationalität befragt und aufgefordert, jeweils ein typisches Lied aus unserem Heimtaland vorzutragen. OK, ich bin auf dem Rückzug in die hinteren Linien, ich bin die einzige Deutsche und ich kann definitiv nicht singen ! Gott sei Dank finden sich 3 jeweils 4-6-köpfige Gruppen aus Italien (Azzurro, sehr gut gesungen ! Respekt !), US-Amerika und Frankreich, die etwas zum Besten geben. Kolumbien, Israel und Deutschland kneifen. Aber zumindest habe ich Plan B in der Tasche, ich hab´sowas schon mal machen müssen und da kann man ja nur noch auf "Marmor, Stein und Eisen bricht" zurückgreifen, auch wenn der Text nicht sitzt...
Wir verlassen die Uros Inseln und dampfen in 2,5 Stunden zur Insel Taquile, die recht weit draussen auf dem See liegt und noch sehr ursprünglich von traditionell lebenden Indios bewohnt ist. Die Insel ist schon in Sichtweite, als das Boot stoppt, um den Pipi-Tank zu leeren und neues Spülwasser aufzunehmen. Ich sitze ganz vorn im Bug und habe Blick auf die "Brücke", wo der Captain nun das Boot wieder starten will. Und wie kommt es mir doch bekannt vor, als der Motor nicht anspringen will und nach 3-4 weiteren Startversuchen der Anlasser nur noch "Klick" macht ! Genau dieses Spielchen habe ich die letzten Monate regelmäßig mit meinem nun abgewrackten Auto gespielt ! Die Batterie ist leer ! Da hilft nur aufladen oder überstarten, allerdings schlecht, wenn kein weiteres Boot greifbar ist und kein Ladegerät an Bord...Ich checke schonmal, ob wir hier Handy-Empfang haben, ansonsten könnte es etwas länger dauern... Der Captain greift auch schon nach seinem mobile und wir haben Empfang ! Allerdings hat man auf Taquile unsere prekäre Lage auch schon entdeckt, als wir so vor der Insel herumdümpeln und ein Boot ist unterwegs. Kurzerhand wird unser Boot am anderen vertäut und wir werden zum kleinen Anleger abgeschleppt.
Wir erklimmen die Insel über einen langen, steilen Pfad. Es hört gar nicht wieder auf, immer weiter bergan zu gehen. Meine Güte, irgendwann muss doch mal der Gipfel der Insel erreicht sein ! Ich muss ganz schön pusten in der sauerstoffarmen Luft auf 3800 m Höhe, aber die Ausblicke unterwegs entschädigen für die Mühen !
An der Plaza im Dorf gibt es einen community-shop für Souvenirs, aber ich muss mal aufhören mit dem shoppen und geniesse lieber die Aussicht.
Wir verlassen die Plaza und klettern und wandern noch eine Weile weiter über die Insel, bis wir ein kleines Anwesen erreichen, wo uns ein lunch serviert werden soll. Es gibt super-leckere Forelle aus dem Titicaca-See ! Der unvermeidliche Souvenirverkauf und eine kleine Tanzdarbietung schliessen sich an. Sowas ist ja nicht so mein Ding, aber nun gut, die Leute wollen etwas verdienen und ist ja nett gemeint.
Wir verlassen Taquile über eine mörderische Treppe von über 500 ausgetretenen und unregelmäßigen Stufen, die wir aber Gott sei runterlaufen und nicht hoch !
Ziemlich erschossen erreichen wir das Boot, dessen Batterie wieder klar ist. Ich lasse mich wieder auf dem Dach nieder, mache es mir gemütlich und lasse mir die Sonne ins Gesicht scheinen. 3 Stunden brauchen wir zurück nach Puno. Am Ende hat dieser Ausflug 12 Stunden gedauert ! Man kriegt in Peru echt was geboten für´s Geld ! Und der Appetit ist zurück und zwar mit Macht ! Pizza, nichts anderes brauche ich jetzt. Dass ich todmüde ins Bett sinke heute abend, brauche ich wohl nicht zu erwähnen...
Aufbruch: | 08.08.2009 |
Dauer: | 16 Tage |
Heimkehr: | 23.08.2009 |