Südamerika, die Dritte ! Ecuador und Bonaire
Letzter Tag in Quito
30.11.2009
Ausschlafen ! Herrlich ! Es steht gar nichts auf meinem "Zettel" ! Ich schlendere also gegen 10.00 Uhr ohne Ziel los. Wobei ich bemerke, dass ich ja noch gar nicht in der Kirche La compañía de Jesús war ! Geht ja gar nicht, also rein da. Fotografieren in den Kirchen ist verboten - wie überall in Südamerika. Aber ich muss sagen, sie ist wunderschön !
Ach, verdammt ! In der Kathedrale war ich ja auch noch nicht ! Was habe ich eigentlich an den ersten Tagen in Quito gemacht ? Also 2 USD Eintritt zahlen und ab in die Kathedrale, dort gibt es auch ein Museum mit sakraler Kunst. Der Innenraum der Kathedrale ist gewaltig ! Von aussen sieht sie eigentlich gar nicht sooo spektakulär aus, aber von innen ist sie bombastisch ! Ich bin ganz allein in der Kathedrale, im Moment keine Touristen und auch keine Ecuadorianer anwesend. Wow, da wirkt so ein riesiges Kirchenschiff fast unheimlich ! BANG ! Es macht laut "klack" und ich stehe im Dunkeln. Das Licht ist aus, es ist zappenduster. Es brennt noch nichtmal irgendwo eine Kerze, im ersten Moment sehe ich rein gar nichts mehr. Was ist los ? Tja, ich dumme Nuss habe die Uhrzeit nicht bedacht: Es ist 11.00 Uhr vormittags, Zeit für den einstündigen geplanten blackout in Quito, der aufgrund der Stromrationierung noch immer täglich stattfindet. Der heftige Regen von gestern wird nur ein Schluck für den Stausee gewesen sein, sie können das Wasserkraftwerk in Paute wohl noch immer nicht mit voller Kraft fahren, also gibt es nach wie vor die blackouts in Guayaquil, Cuenca und Quito. Hm. Was tun ? Nun ja, nach einer Weile gewöhnen sich die Augen an die Dunkelheit, durch die Kirchenfenster fällt auch etwas Licht herein und so taste ich mich wieder zurück zum Ausgang. Aber etwas spukig ist das schon !
In einer Seitengasse der Plaza Grande - ich stolpere aus der Kathedrale und sehe, wie sich diese berittenen Gardetruppen formieren. Was ist hier denn los ? Gleich mal abchecken auf der Plaza...
Der Präsidentenpalast - abgeriegelt. Südamerikanische Polizisten sehen ja immer unheimlich martialisch aus, sind aber trotzdem nett und lassen einen soweit, wie nur irgendmöglich an die Absperrung vordringen.
Ich habe noch immer keinen blassen Schimmer, was hier vor sich geht. Aber es stehen auf dem Balkon des Palastes scheinbar oberwichtige Persönlichkeiten. Per Lautsprecher wird angekündigt, was passiert, aber ich verstehe das nicht ! Wieso ? Hab´doch spanisch-crash-Kurs gemacht !!! Aus allem, was ich verstehe, reime ich mir etwas zusammen: Es fällt mehrfach der Name Hugo Chavez und das ist der Präsident Venezuelas, so schlau bin ja auch ich. Männer in dunklen Anzügen stehen auf dem Balkon des Präsidentenpalastes, mehrfach fallen im Zusammenhang mit der von einer Militärkapelle gespielten Musik die Namen "Venezuela" und "Ecuador". Zur - offensichtlich - Nationalhymne von Ecuador singen etliche Leute auf der Plaza mit und auch die Garden. Ergebnis meiner Kombinationskunst: Staatsbesuch von Hugo Chavez in Ecuador !
Weiter geht´s. Nur, wohin ? Ins Hotel, Mittagsruhe ! 1 oder 2 Stunden auf´s Ohr legen, lesen und dann darf´s ja weitergehen. Es geht weiter. Mit shopping. Im ehemaligen Erzbischofspalast gibt es ein tolles Souvenirgeschäft, nichts wie hin da. Ich erwerbe 2 Bilder. Handgemalt auf Lamaleder, sehr schön. Weiter in die Touristeninformation, da ist nämlich auch ein schöner Laden drin. Ich suche ein paar nette Dinge aus und stelle mich an der Kasse an. Wo ich fast 30 Minuten später immer noch stehe - the latin way of life ! Alles langsam, nur keine Hektik. Da muss man als Europäer manchmal heftig schlucken. Die europäische Geduld wird hier auf eine harte Probe gestellt. Solange es nicht heisst, mañana, ist es ja gut, denn mañana will ich nach Bonaire. Noch während ich mich an der Kasse innerlich kaputt ärgere ob der Langsamkeit der Angestellten, fängt draussen wieder ein Unwetter an. Das von gestern ist Kindergeburtstag gegen das, was sich hier heute zusammenbraut. Ein Gewitter, das sich gewaschen hat, es kracht gewaltig ! Ich zucke zusammen. Aber endlich sind meine Einkäufe bezahlt und verpackt. Ab auf die Strassen, die mittlerweile geflutet sind. Interessanterweise gibt es auf den Strassen ab sofort für 2 USD Schirme zu kaufen, die Strassenverkäufer sind also extrem flexibel. Ich verzichte, lasse mich durchweichen und sprinte ins nahegelegene Hotel. Fast 2 Stunden wütet das Gewitter noch über Quito. Eigentlich muss ich gar nicht mehr raus, aber der Hunger treibt mich vor die Hoteltür.
Das Café an der Plaza Francisco serviert ein leckeres Abendessen, allerdings auch nach dem Motto "in der Ruhe liegt die Kraft". Langsam, sehr langsam also, aber ich bin ja nicht auf der Flucht, nur hungrig. Seit dem Frühstück hatte ich nichts mehr zu beissen. Selber schuld. Abends im Hotel packe ich eine scheinbar tonnenschwere Tasche zusammen und schreibe noch eine email nach Hause. Ab morgen bin ich schon (fast) wieder in Europa ! Zumindest auf holländischem Staatsgebiet.
Aufbruch: | 21.11.2009 |
Dauer: | 16 Tage |
Heimkehr: | 06.12.2009 |
Niederländische Antillen