"Wir sind dann mal weg"
Ventosa- Ciruena
18.August 2009
Tagesetappe: 25,4km Ventosa- Ciruena
Unser heutiges Ziel ist eigentlich Azofra, aber wir werden es dann doch bis Ciruena schaffen. Wie immer stehen wir spätestens 5.00Uhr auf, so dass wir 5.30Uhr los laufen. Jeder läuft irgendwie wieder für sich allein.
Nico und Marcus laufen kurz nach uns. Wir hatten uns fast täglich von den beiden verabschiedet, da man ja nie weiß ob man sich noch einmal über den Weg laufen wird. Hier an dieser Stelle und an diesem frühen Morgen haben wir sie nun das letzte Mal auf dem Jakobsweg gesehen, auch Eric und Sascha sind kurz nach uns unterwegs. Wir kommen relativ schnell voran und sind in Handumdrehen in Atto de San Anton.
Schnurstracks geht es weiter und ehe wir uns versehen, sind wir auch schon in Najera angelangt.
Hier gehen wir frühstücken in einer Bar, nicht weit weg vom Camino. Gut gestärkt ziehen wir weiter. Die beiden Jungs wollte hier in Najera ein Paket nach hause aufgeben. Sie wollten sich der Dinge entledigen, die ihren Rucksack nur unnötig belasten, unter anderem ihr Zelt. Uns zieht es weiter. Hinter der Brücke verläuft der Camino nach links und wen sehen wir da in einem Cafe sitzen? Unseren Freund Eric aus Holland. Diesmal verabschieden wir uns von ihm auch noch, da wir ja wissen, dass morgen für uns die Pilgerung zu Ende geht. Matthias geht der Abschied sehr Nahe, manchmal gibt es eben solche Momente, vor allem am Camino.
Wir werden nachdenklich und mit Wehmut spüren wir dass wir den Weg bald schon wieder verlassen müssen.
Wir wandern weiter unseren Weg und kommen noch an einem netten Albergue vorbei.
Schnell sind wir wieder aus der Stadt heraus,
und finden wieder viele Weinfelder vor.
Hier sieht man die typischen Bewässerungsrinnen. Was nicht typisch ist, das ist ein Kühlschrank ohne Strom. Wir haben nicht schlecht gestaunt, trauten uns aber nicht ihn aufzumachen. Man kann ja nie wissen.
Schnell sind wir in Azofra, um hier zu bleiben, wie wir es eigentlich vor hatten, ist es noch viel zu zeitig, deshalb machen wir nur eine Kaffee und Obstpause. Nach ca. 20 Minuten, Visa vie vom Brunnen sehen wir Eric, der zieht an uns vorbei, weil er sich auch sagt, es ist noch zu früh am Tage um sich schon auf die faule Haut zu legen und außerdem fühlt er sich fit. Auch ich dachte, das schaffen wir noch ein Stück weiter. Gesagt- Getan.
So weit das Auge blicken konnte, kein Baum, kein Schatten nur der Weg, hier geht es leicht bergauf. An dieser Stelle überholt uns Sascha, den wir hier nun auch zum letzten Mal sehen. Ich kann wieder einmal mit Matthias seinem Tempo nicht Schritt halten, mein Knie schmerzt, lasse mich auch wegen meinem Gejammer zurück fallen, so hat jeder wieder seine eigenen Gedanken, bei diesem doch sehr harten Weg.
Schon ziemlich erschöpft und nach einem Ende des Weges Ausschau haltend, taucht plötzlich wie aus dem Nichts diese Wasserstelle auf.
Sofort muss ich meine Kopfbedeckung nass machen, ich ziehe meine Schuhe aus und setze
mich auf die Steinliegen, hier erfährt man wie wohltuend eine Sitzgelegenheit sein kann,
auch wenn sie, wie hier, hart wie Stein ist. Super sind die zwei mit Kieselsteinen gefüllten Kästen an den Bänken, denn dies bietet eine tolle Fußmassage zum selber machen. Nach einer ausgiebigen Pause laufen wir weiter. Wir kommen an einem Golfplatz vorbei und schließlich in ein Neubaugebiet. Alle Häuser sehen hier gleich aus. Sie stehen fast alle leer und es bietet sich uns ein komisches Bild, so gar nicht mit dem was wir in den letzten Tagen gesehen haben zu vergleichen. Hier gibt es auch noch ein kleines Freibad. Da wir sehr erschöpft sind, wollen wir versuchen die kleine Herberge zu finden, die im Reiseführer mit 8 Betten ausgeschrieben ist.
Wir haben die Herberge gefunden, ein altes Haus, aber es gab hier noch Platz für uns, wir waren Pilger Nummer 4 und 5 die hier noch ein Bett bekamen.
Und glaubst du es oder nicht, Matthias hat gehört wie im Nebenzimmer Eric telefoniert hat, tatsächlich, später treffe ich Eric beim Wäsche aufhängen. Hier in diesem Ort gibt es kaum etwas zum Zeit vertreiben. Man hat das Gefühl in eine Zeit vor 40 Jahren zurückgesetzt zu sein. Die Herberge bei Pedro ist sehr spartanisch eingerichtet.
Matthias liest gerade im Gästebuch und wird dann auch etwas einschreiben.
Auch bei Pedro hat alles seine Ordnung, die Schuhe ins Regal,
die Stöcke in die Vase.
Die Herberge ist mit 10€ für die Übernachtung, 3€ für das Frühstück und 7€ für das Peregrinomenü am Abend doch relativ teuer, aber wir denken dass es Pedro gerade hier an diesem Ort gut gebrauchen kann und geben ihm gern 20€ pro Person.
Die Duschen und WC's sowie die Waschbecken sind frisch renoviert, auch ein Wäschewaschplatz gibt es hier.
Das Haus an sich ist doch recht alt, aber es ist ein guter Platz mit einem Dach über dem Kopf.
Blick in die Straße wo das Haus steht.
In die andere Richtung wurde ein neues Haus gebaut, mir blieb es verborgen, aber Matthias hat es gesehen.
Was macht man an einem so einsamen Ort? Man redet und genießt ein Getränk aus dem Kühlschrank von Pedro. Er hatte nur Cola und Bier im Haus. Das war aber völlig ausreichend. Hier hatte man wirklich die Möglichkeit, ab von fast allem Luxus, einmal wieder zur Basis zurück zu kehren und über die elementaren und wichtigen Dinge nach zu denken. Als ob es der liebe Gott so vorgesehen hatte uns an diesem letzten Abend noch so ein Geschenk zu machen.
Pedro kocht für uns Linsensuppe, wie wir dem Gästebuch entnehmen, kocht Pedro schon seit Jahren jeden Abend Linsensuppe.
Wir aßen zusammen mit Eric und einer der 3 Koreanerinnen, die wir am Weg kennen gelernt haben, sie war die erste von den 3 en und sie konnte sogar ein paar Worte in deutsch. Wir haben sie das erste Mal kurz nach Pamplona gesehen, sie war auch in Los Arcos mit in unserem Zimmer. Wir genießen die Gemeinschaft und werden richtig gut satt, Pedro kocht für morgen früh noch ein Apfelkompott mit Rosinen.
Wir bleiben in der kleinen Küche einfach sitzen, genießen den Blick
in die Weite aus dem Fenster und bewundern die Sparsamkeit und das Einfache, es funktioniert und reicht aus.
Auch wenn es einfach aussieht, hier ist es sauber gewesen und Pedro hat auf uns einen glücklichen Eindruck gemacht, er hörte Musik als er für uns kochte und hat laut mitgesungen.
Ich bekomme am Abend noch von Eric die Emailadresse,
wir werden
sehen wann er wieder zu hause eintrifft. Es gibt hier sehr viele Fliegen, aber zur Nacht machen wir doch das Rollo hoch. Die beiden Spanierinnen unter uns haben ihr eigenes Ding gemacht und sich uns nicht angeschlossen. Die eine hat leider ziemlich doll geschnarcht.
Aufbruch: | 08.08.2009 |
Dauer: | 13 Tage |
Heimkehr: | 20.08.2009 |
Frankreich