"Wir sind dann mal weg"

Reisezeit: August 2009  |  von Ute Weber

Ciruena- Santo Domingo de la Caldaza

19.August 2009

Tagesetappe: 5,8km Ciruena- Santo Domingo de la Caldaza

Heute werden wir nur noch bis Santo Domingo de la Caldaza gehen, weil hier am ehesten ein Bus zurück nach Pamplona fährt.

6.15Uhr gibt es bei Pedro Frühstück. Ca. 5.45Uhr hat er alle Zimmertüren geöffnet damit wir auch wach werden. Das zählt auch zu den Aufgaben eines Herbergsvaters.

Erics Zimmer

unser Zimmer

der Koreanerin ihr Zimmer
Das Frühstück war köstlich, der Kaffee gut, die Gemeinschaft noch besser. Wir "satteln" bzw. schultern zum letzten Mal unsere Rucksäcke und laufen in die Dämmerung hinein.

Ich lasse noch einmal das Pilgern auf mich wirken und genieße die Natur in ihrer vollen Schönheit. Die Weinfelder werden nun kurz vor St .Dom. d. l. calz. Durch Getreidefelder ersetzt.

Santo Domingo de la Caldaza liegt vor uns.

Wir haben gerade einen sehr schönen Sonnenaufgang erlebt. Wir sind recht schnell in der Stadt und wir bekommen, da das Albergue gerade noch geöffnet hat und die letzten 2 von 120 Pilgern gerade gehen wollen, unseren letzten (17.) Stempel.


Wenn man das Bild betrachtet, möchte man zu gerne wissen, was Matthias hier denkt. Der Blick verrät mir Stolz, denn in 9Tagen 206km zu laufen ist eine Leistung und es verrät mir eine gewisse Wehmut. Wir werden nun abwarten müssen, ob Matthias irgendwann einmal den Weg fortsetzen will um eines Tages in Santiago anzukommen um sich die COMPOSTELA ab zu holen. Laut Reiseführer sind wir 213,7km gelaufen und haben noch 581,5km vor uns.

Bedeutende Kirchen am Camino

Die Geschichte des Hühnerwunders gibt es in einigen Versionen, hier die verbindliche aus Wikipedia:

Hühnerwunder
Zur Hochzeit der Wallfahrt nach Santiago de Compostela soll eine Pilgerfamilie aus Xanthen nach Santo Domingo de la Caldaza gekommen sein. Sie übernachteten in einem Wirtshaus. Die Wirtstochter fand den Sohn der Familie sehr attraktiv, der fromm und keusch, ihr Angebot aber zurück wies. Die Zuneigung der Wirtstochter wandelte sich in bösen Zorn, sie sann auf Rache und versteckte einen Silberbecher in seinem Gepäck. Der Wirt bemerkte am Folgetag den Verlust und schickte die Stadtbüttel aus, die auch schnell fanden, was sie suchten. Der junge Mann wurde nach kurzem Prozess aufgehängt und die Eltern zogen traurigen Herzens weiter nach Santiago. Auf dem Rückweg kamen sie wieder an der Richtstadt vorbei, wo sie ihr Sohn ansprach, dass er gar nicht tot sei weil ihn Santo Domingo gehalten hätte. Die Eltern liefen darauf hin zum Richter, der vor einem Teller gebratener Hühner saß, und berichteten das Vorgefallene. Der Richter antwortete, dass ihr Sohn so tot sei wie die Hühner auf seinem Teller, worauf diese sich erhoben und davon flatterten. Nun wurde der Sohn ab und die Wirtstochter aufgehängt, die Familie zog weiter nach hause. Von dieser Zeit an wird ein weißes Paar Hühner in der Kathedrale gehalten, das aller 21 Tage ausgetauscht wird. Es ist auch beschrieben dass das Paar täglich ausgetauscht wird.

Der Glockenturm gehört nicht zur Kathedrale und steht ca. 10 Meter abseits.

Die kleine Kirche daneben ist geöffnet, so dass wir sie bewundern können, sehr schön.

Schön ist auch, dass wir hier noch einmal die Gelegenheit bekommen eine Kerze anzuzünden. Die Kerze brennt Matthias für uns an. Vielleicht erhellt sie unseren gemeinsamen Weg der gerade etwas schattig ist.

Ich muss noch einmal auf Toilette und gehe in das am Platz gelegene Hotel. Innen ist es wie im Innenhof einer Burg, der Raum hat eine starke Wirkung auf mich, unter Glas liegt eine große schwere Tür, leider ist die Beschriftung dazu nur in spanisch, aber beim Betrachten meiner Fotos zu hause komme ich zu folgendem Schluss:
Es könnte vielleicht die Originaltür der Kathedrale sein, die hier zugemauert ist; nur eine
Vermutung.

Wir gehen weiter und suchen den Busbahnhof, da wir uns nach der Abfahrt des Busses erkundigen müssen.

Das Museum in der Kathedrale öffnet leider erst 10.30Uhr. Wie wir gleich erfahren werden fährt unser Bus schon 10.35Uhr, so dass wir die Hühner leider nicht mehr sehen können. Das heißt, hier werden wir wieder beginnen, wenn wir unsere Pilgerfahrt fortsetzen wollen.

Auf dem Weg zum Busbahnhof treffen wir noch einmal Jenny und Chris, die beiden wollten auch mit dem Bus fahren und zwar in die andere Richtung bis Burgos, da sie es sonst bis Santiago nicht schaffen würden, weil der Flieger schon gebucht ist. Schön, dass wir sie noch mal gesehen haben.

Wir wissen nun, dass wir noch Zeit haben bis unser Bus fährt. So können wir in aller Ruhe noch einmal einen Kaffee con leche trinken und Tortilla essen.

In einem Gartenbedarfsladen kaufen wir noch einen Schlauch fürs Auto damit wir nicht wieder nasse Füße bekommen.
Dann laufen wir noch einmal zum Platz der Kathedrale zurück.

Machen noch ein paar Fotos und kaufen uns 2 Mitbringsel (1Fecher und ein Wegweiserstein).

Und plötzlich, wie aus dem Nichts treffen wir noch einmal "unsere" Dänen wieder. Dann geht es zum Bus und wir beenden den
C A M I N O

Unser Bus nach Pamplona.

Ein guter und billiger Bus bringt uns nach Pamplona zurück. Wir fahren 10.45Uhr los und sind ca. 14.00Uhr in Pamplona. Wir kommen an vielen Stellen vorbei in rasender Geschwindigkeit wofür wir Tage zu Fuß gebraucht haben.

In Pamplona ist der Busbahnhof einem Flughafen gleich, er befindet sich unterirdisch,

ebenso der Taxistand.
Da ein Bus bis Ronceswalles erst am Abend 18.10Uhr geht und wir dann sowieso noch über die Grenze mit dem Taxi müssten, beschließen wir gleich von hier aus mit dem Taxi zu fahren. Dies ist nicht ganz billig, aber für 90,00€ kommen wir eher ans Ziel. Der Taxifahrer ist ein rasanter Fahrer und es geht umso schneller. Wir staunen nicht schlecht als wir die Strecke von Ronceswalles bis Saint Jean Pied de Port fahren, es geht steil bergab und die vielen Kurven, unglaublich im Nachhinein was wir am ersten Tag geleistet haben. In Saint Jean Pied de Port fährt uns der Fahrer direkt zu unserem Auto, da er die Citadelle, wo wir parken, kennt.

Wir trauen unseren Augen nicht,
aber da hat uns jemand, nicht nur zu, sondern angeparkt und das bergab. Wir müssen deshalb die Polizei rufen, da man ja nicht weiß ob das Auto wegrollt wenn wir weg fahren.
So gehen wir noch einmal ins Albergue zurück und bitten dort die Leute um Hilfe.

Wir lasen noch einmal was wir ins Buch geschrieben haben und Matthias machte zu seinen Zeilen noch eine Ergänzung. Denn am 09.08. schrieb er "Ich muss mir nichts beweisen" am 19.08. schrieb er noch dazu "oder doch". Nach der Aktion mit dem Auto sind wir dann ziemlich schnell von SJPdP weggefahren. Eigentlich wollten wir uns, den mit Touristen überfüllten Ort, noch ansehen.
Matthias hat noch schnell das Auto repariert damit wir nicht wieder nasse Füße bekommen. In Santo Domingo haben wir ja in einem Laden, einen kleinen Gartenschlauch gekauft, der perfekt in das Loch gepasst hat. An einem Laden an der Straße haben wir uns noch mit Verpflegung versorgt und sind auf die Autobahn in Richtung Heimat gefahren. Kurz vor 19.00Uhr haben wir getankt

damit wir nicht wieder fast leer sind und auf eine Tanke hoffen müssen und wo möglich, wie auf der Herfahrt, die Autobahn verlassen müssen. Wir fahren in der brütenden Hitze bis es dunkel wird. 22.00Uhr fährt Matthias dann von der Autobahn ab, weil wir übernachten wollen. Die Bettenausschilderung war schlecht, aber nach 20km kam dann doch ein Hotel, mehr schlecht wie recht, so manche Herberge war besser, aber egal. Es sind noch 1000km bis nach hause.
Heute Früh noch bei Pedro und jetzt schon 700km weg von dem Ort der Stille.

Im Hotel zahlen wir gleich unsere Rechnung, 49,00€ für das Zimmer ist ok, mehr war es auch nicht Wert.

Die Klimaanlage ist ein Ventilator auf dem Nachttisch.

Die 39 Grad waren nur mit Dusche und nassem Handtuch plus Ventilator auszuhalten. Trotzdem haben wir geschlafen.

© Ute Weber, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Na wo wohl? Richtig am Jakobsweg. Leider sehr zeitbegrenzt, deshalb ist das Ziel auch noch nicht erreicht, aber es gibt schon einen Bericht über das erste Drittel der Reise nach Santiago de Compostela.
Details:
Aufbruch: 08.08.2009
Dauer: 13 Tage
Heimkehr: 20.08.2009
Reiseziele: Spanien
Frankreich
Der Autor
 
Ute Weber berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.
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