"Wir sind dann mal weg"
Los Arcos- Logrono
16. August 2009
Tagesetappe: 28,6km Los Arcos- Logrono
Kurz vor Logrono verlassen wir das navarische Gebiet und kommen in die Rioja, wo es noch mehr Wein auf roter Erde gibt. Hier wächst der Wein zum Teil kriechend auf der Erde entlang.
5.00 Uhr, hier schläft ein "blinder Passagier" im Vorgarten.
Wir starten wie immer zeitig, und haben die ersten 8,1km im Dunkeln zurückgelegt.
Hier fällt der Blick schon auf
Torres del Rio. Wir nehmen einen Kaffee und holen uns unseren 12. Stempel. Wir treffen auch Nico und Marcus, die in Sausol übernachtet haben.
Wenn die Sonne erst einmal aufgegangen ist, dann wird es doch recht schnell heiß, so dass ich mir ein Tuch umbinde.
Kurz nach Virgen del Poyo geht es einmal ziemlich steil bergab. 10% Gefälle wie man auf dem Bild sieht. Da mein Knie immer noch schmerzt, beschließt Matthias ein Stück vorne weg zu gehen, ich könnte ja noch einen lauten Pfiff loslassen.
Matthias kostet noch vom Wein, dann ist
er weg. Leider habe ich Matthias dann erst wieder kurz vor Viana zu Gesicht bekommen. Obwohl er nur ein paar Minuten vor mir war, hat er ganz Anderes erlebt wie ich, meinen Pfiff hat er leider nicht gehört.
Sieht aus wie Eicheln, der Strauch ist aber recht klein.
Kleine Steinpyramiden sind überall am Rand.
Meine Knie schmerzen bei den 10% Gefälle ziemlich stark
Und so viel ich immer mehr zurück.
Matthias war schon über alle Berge, als mir ein entgegenkommender Pilger, kurz bevor er bei mir war, recht übel stürzte, er schlug sich Arme, Knie und das Gesicht auf, ausgerechnet hier war der Weg etwas betoniert und am Rand war ein großer Brombeerstrauch. Der Mann war nicht zur Umkehr zu bewegen und wollte nach Los Arcos, so habe ich ihn wenigsten, mit meiner Wasserration, etwas sauber gemacht.
Matthias dagegen hatte in der Zwischenzeit ein weitaus schöneres Erlebnis, denn er traf auf 2
Pilger mit 3 Pferden.
Überall am Wegrand lecker, süße Brombeeren, wo ich öfter mal was genascht habe.
Kurz bevor ich wieder auf Matthias traf, kam ich an dieser Steinhütte und Ruine vorbei. Matthias machte unter ein paar großen Fichten eine Pause, weil an dieser Stelle ein aus Vietnam stammender Italiener auch Pause machte. Egal ob man die Sprache kann, hier versteht man sich eben.
Immer wieder werde ich von der einen oder anderen Pflanze beeindruckt, so wie hier. Dieses Pflänzchen wächst förmlich im schotterigen Fastnichts und ist so grün. Für mich war diese Pflanze es Wert sie zu fotografieren um sie so besser in Erinnerung zu behalten. Für Matthias war es so eine Art Ärgernis, weil ich ab und zu eben ein Foto machen möchte und dann eben kurz stehen bleibe. Aber eigentlich sind wir ja nicht auf der Flucht. Später kann auch er sich über die gemachten Fotos freuen.
Vor uns liegt Viana. Eigentlich war das für heute unser Ziel, aber da es noch recht früh ist, denken wir während wir Pause machen darüber nach, noch bis Logrono zu laufen.
Meine Zehen sind
prophylaktisch abgeklebt uns die Schuhe dürfen lüften.
Hier machen wir Rast und treffen auch viele Pilger, die auch noch weiter wollen. Kurz bevor wir gehen, sehen wir noch einmal unseren Musikus Friedemann, er wird in Viana schlafen, wegen seiner Blasen kann er nicht weiter.
Die Pause hier war recht angenehm.
Plötzlich kam dieser kleine Kerl auf uns zu, da kann man echt verstehen, wenn man so einen süßen aus Spanien mitnehmen will. Dieser Kleine hat einen sehr großen Durst.
Da es leicht bewölkt ist und (jetzt) nicht so heiß ist, beschließen wir, noch bis Logrono die 9,5km weiter zu gehen.
Jedes Mal wenn Matthias vor mir am höchsten Punkt des Weges ist, denke ich bei mir, wir Menschen sind doch irgendwie zwischen Himmel und Erde. Hier am Weg kommen einem oft derart philosophische Gedanken.
Wir verlassen nun das Gebiet Navarras und kommen in die Rioja.
Trotz der kleinen Wolken ist es brütend heiß geworden und wir finden kaum Schatten.
In dem Tunnel müssen wir Halt machen, auch wenn Logrono schon in Sicht ist. Wir müssen trinken und ich muss auch aus meinen Schuhen raus, die Füße an die Wand gestellt tut einfach nur gut. Auch wenn der Boden hier voller roter staubiger Erde ist.
Ein Strauch voller Schnecken
Und da sage noch einer,
Schnecken mögen es feucht.
Dann geht es weiter und Logrono liegt uns förmlich zu Füßen. Auf diesem Weg treffen wir Eric aus Holland. Eric kann sogar sehr gut deutsch und Matthias unterhält sich mit ihm. Eric sagt; die jungen Pilger sind so arg getrieben und bemerken gar nicht die Zeitlosigkeit und die Schönheit der Natur.
Ca. 3km vor Logrono sitzt eine Dame am rechten Wegrand unter einem Sonnenschirm, sie erteilt uns unseren Stempel Nr. 13 mit der Innschrift " Higos- aqua - yamor" (Fliegen Wasser und Liebe). Hier kaufe ich mir auch für 4€ meine Halskette, die ich seit der Zeit nicht mehr abgelegt habe. An dem Fußweg zum Ebro (Fluss) stempelte viele Jahre lang Dona Felisa die Pilgerpässe bis sie 92 jährig verstarb, die Dame die das heute macht ist ihre Tochter.
Nun sind wir schnell in Logrono, der einzigen und riesigen Herberge, mit 88 Betten, angelangt.
Matthias wie immer oben und ich unten. Wir haben Bett Nr. 55 und 56.
Im Dachgeschoß befindet sich noch ein Matratzenlager. Hier ist es sehr warm.
Fotoplakat
Hier sitzt nicht nur ein Pilger auf der Bank.
Wir machen, nach dem ich unsere Klamotten gewaschen habe, einen kleinen Stadtbummel,
wollen uns eigentlich die doppelt türmige Kirche ansehen. Hier soll es einen bemerkenswerten Deckenstuck geben, aber irgendwie sind die Kirchen immer geschlossen wenn wir sie uns ansehen wollen. . So essen wir wieder Tapas und Tortilla und finden noch einen italienischen Eisverkäufer. Dann gehen wir wieder zurück und kaufen noch für unser Frühstück am nächsten Morgen etwas ein.
Wir lassen nicht nur die Füße baumeln, hier am "Fußbecken" trifft man sich und tauscht sich aus. Konversation mit vielen Nationalitäten. Hier im Innenhof trifft man sich eben und ein Rotwein der Rioja wird auch geleert.
Am Eingang der großen Herberge ist immer was los. Hier wurden unsere Ausweise zum
abstempeln eingesammelt, das hatten wir bisher noch nicht.
Es ist ca. 18.00 Uhr, die Herberge ist voll und die Pilger werden abgewiesen, sie müssen zum Teil an private Leute weiter geschickt werden.
Im Fußpool sitzend, erhaschen wir beim Blick nach oben ein Storchennest, von denen es hier viele geben soll. Wir haben nur 2 zu sehen bekommen.
Wir genießen die Atmosphäre. Im Hintergrund sitzen Jenny und Chris.
Die beiden begleiten uns schon seit Pamplona. Immer wieder laufen sie uns über den Weg. Chris ist Pfarrer in der St. asaph Kathedrale in Nord Wales. Ein nettes Paar.
Auch wenn der Schlafsaal hier nicht gut ist, der Innenhof ist es. Endlich mal ein Bild von mir.
In der Zwischenzeit wurde uns eine schöne große Melone in den Fußpool gelegt, damit sie kühler wird. Als ich kurz unsere Wäsche in's Zimmer brachte, ist mir Jenny aus Köln über den Weg gelaufen, wir sind in's Ratschen gekommen. Sie wollte am nächsten Morgen um 5.00Uhr von mir geweckt werden. Sie meinte sie habe noch kein Timing in der Früh gefunden, wollte dann mit uns laufen. Als ich sie am nächsten früh wecken wollte, meinte sie, dass sie schlecht geschlafen hat und noch etwas weiter schlafen will. Im gleichen Zimmer wie Jenny, schliefen auch Nico und Marcus, die beiden haben sich gefreut uns zu sehen, da sie ja dachten wir sind bloß bis Viana gekommen. In der Zeit, wo ich mit Jenny geratscht habe, wurde, unten am Poll, die große, schöne Sandias (Melone) geschlachtet. Matthias hat dann ein Stück bekommen, auch ich bekam später noch ein Stück davon ab, war echt lecker.
Logrono als Stadt hat uns nicht so gefallen. Wir empfanden sie als unruhig und schmutzig, vielleicht nur wegen der vielen Häuserbaustellen. Nun ja mit Logrono haben wir das Ziel erreicht was wir eigentlich schaffen wollten. Nun haben wir noch etwas Zeit und vor uns liegen noch 3 Wandertage.
Herberge für Fahrradpilger geeignet
Aufbruch: | 08.08.2009 |
Dauer: | 13 Tage |
Heimkehr: | 20.08.2009 |
Frankreich