"Wir sind dann mal weg"
Puente la Reina-Estella
14.August 2009
Tagesetappe: 24km Puente la Reina- Estella
manchmal weichen die km etwas ab, wir gehen nach dem Reiseführer.
In Puente la Reina brechen wir ca. 6.30 Uhr auf. Es dämmert bereits.
Erst am Ortsausgang treffen wir auf die berühmte Brücke. Hier noch im Halbdunkel.
In der Morgenfrische ist das Laufen noch relativ leicht.
Viele Traktoren parken auf einem Feld.
Und da ist sie wieder, unsere geliebte Sonne.
Vorbei an Weinfeldern, meistens Rotwein. Hier sind die Weinstöcke höher als später in der Rioja.
Wir kommen nach Maneru. Hier denkt man fast dass man in der Toskana ist.
Von weitem sehen wir den Ort Cirauqui, hier machen viele Pilger halt um zu frühstücken.
An dieser Bank hat eine spanische Familie, die mit den beiden Kindern den Weg läuft, aber kaum etwas zu tragen haben, ebenfalls gefrühstückt. Die Spanier gehen öfter ein paar Tage diesen Weg.
Leider gibt es in diesem Laden kein WC, so muss ich Not gezwungen an die Stadtmauer. Schade. Aber mit voller Blase ist die Pause nicht entspannend.
Hier dürfen wir unseren 8. Stempel selbst machen.
Der Ort Cirauqui ist ein malerischer Ort mit schönen Gassen. Hier geht es steil berauf und bergab.
Nach dem Frühstück sind wir wieder auf dem Weg, und wir können es nicht lassen und müssen mal von dem Wein probieren. Er ist noch nicht reif, aber teilweise schmeckt er schon ganz süß. Im Weiteren Verlauf kommen wir nach Lorca, leider habe ich hier keine Fotos gemacht. Auf einer Bank treffen wir Jenny aus Köln, diese sitzt mit einer Koreanerin (schon die 2. junge Frau aus Korea) und sie reden. Wir gehen kurz danach weiter und kommen an den Brunnen am Dorfplatz, wir entschließen uns eine Pause zu machen. Trinken Wasser und machen unsere Kopfbedeckungen nass. Kurze Zeit später erscheinen "unsere" beiden Jungs aus Gunzenhausen. Die zwei setzen sich uns gegenüber am Kinderspielplatz auf eine Schaukel. Wir haben noch genau 4 Tomaten und teilen sie mit den beiden. Wir kommen intensiv in's Gespräch und erfahren dass Marcus in Erlangen Medizin und Nico in Würzburg Zahnmedizin studieren. Die beiden wollen bis zum Atlantik nach Finisterra gehen. Nico hat einen Strohhut in einem der ersten Albergues mitgenommen, aus einer Kiste "Nimm was du brauchst und gib was du hast". Er hat ihm sogar einen Namen gegeben "Jonny". Diese Geschichte finde ich so einfach wie toll, dass es sich lohnt sie aufzuschreiben. Die Jungs interessieren sich dann für die Dinge aus der DDR, so haben wir leider viel zu lange Pause gemacht und nicht bemerkt wie die Sonne immer höher stieg. Bis Villatuerta sind wir dann unmittelbar hinter ihnen gelaufen, es ging ganz gut und wir kamen gut voran. In Villatuerta machten wir noch einmal eine kurze Pause. Ein Junge sagte auf schlechtem englisch "nur noch ein km". Das hätten wir besser nicht glauben sollen. Denn die Sonne stand sehr hoch, es war schon über 35 Grad heiß. Bis Estella waren es noch ca. 4km. Irgendwie war bei mir die "Luft" raus, obwohl ich genügend getrunken habe, war ich auf einmal völlig am Ende. In Estella gab es 3 Herbergen laut Reiseführer, ich hatte mir vorgenommen in die Herberge, die von den behinderten Hospitalieros geführt wird, zu gehen. Allerdings war ich beim Erreichen der Stadt nicht einmal mehr in der Lage irgendetwas im Reiseführer zu erkennen, geschweige denn irgendwelche Straßenschilder zu lesen. Ich wusste, wenn ich anhalte, breche ich echt zusammen. Schritt für Schritt, schon halb im Wahn, erreichten wir eine Herberge, anscheinend hat mich nur noch der liebe Gott geleitet, es war so bestimmt, dass wir genau in diese Herberge kamen. Hier erlebten wir einen so herzlichen und zugleich lieben Empfang, dass ich weinen musste. Mir wurden sofort die Stöcke abgenommen und den Rucksack vom Rücken, gleich bekam ich, auf der bequemen Couch, Wasser zu trinken. Matthias hat dann unsere 9. Stempel in Empfang genommen und die 6€ für's Bett bezahlt.
Hier wurden wir sogar bis zum Bett gebracht.
Hier unsere Betten das mittlere Doppelstockbett ist unseres.
36 Mann/Frau in einem Raum.
Die Herberge war gut. Vor allem die sanitären Einrichtungen, viele Duschen, WC's und Waschbecken.
Nachdem ich mich 15 Minuten auf dem Steinfußboden gekühlt und erholt hatte, habe ich geduscht und im Anschluss unsere Wäsche gewaschen. Beim Waschen der Wäsche lernte ich zwei Mädels aus München kennen. Außerdem Sascha aus Düsseldorf. Sascha war aber sehr zurückgezogen, ich gab ihm deshalb den indianischen Namen: "Der der nicht sprechen wollte". Dies sollte aber noch anders werden.
Heute gab es kein Peregrinomenü. Wir gingen in die Stadt, es war 17.00 Uhr und wir aßen etwas, allerdings war bei 38 Grad im Schatten der Appetit nicht so groß. Bei Matthias ging aber wieder eine Tortilla rein. Wir kauften uns noch ein Obst und wollten uns unbedingt noch einen kleinen Reisewecker kaufen. Am Markt haben wir dann Friedemann kennen gelernt. Friedemann ist in Stuttgart geboren und lebt jetzt in Schwerin, er verdient sich sein Geld mit Kirchenmusik. Friedemann konnte besser spanisch als wir und er hat uns dann gesagt was Wecker heißt. (Ich habe es schon wieder vergessen). Letztendlich haben wir einen bekommen, denn wir wollten nicht, dass uns ein derartiger Kollaps noch einmal passiert. Wir beschlossen also, von nun an, zeitig los zu laufen und spätestens 14.00 Uhr am Etappenziel zu sein.
Aufbruch: | 08.08.2009 |
Dauer: | 13 Tage |
Heimkehr: | 20.08.2009 |
Frankreich