"Wir sind dann mal weg"

Reisezeit: August 2009  |  von Ute Weber

Estella- Los Arcos

15.August 2009

Tagesetappe: 21,4km Estella- Los Arcos

Die lange Strecke, wie im Reiseführer empfohlen, bis Tores del Rio, wollen wir nicht gehen, haben uns Los Arcos zum Ziel gesetzt.

5.00 Uhr brechen wir, wie man sieht hier mit Taschenlampe auf. Noch im Dunkeln trafen wir an der 3-4km entfernten Weinquelle Bodegas Irache ein.

Da Samstag war ist die Quelle geschlossen, sie hat nur unter der Woche geöffnet.

Dies hatten wir schon von dem dänischen Paar gestern in Estella gehört, stand im dänischen Reiseführer. Diese beiden, von denen wir nicht einmal ihre Namen wissen, haben uns auch irgendwie von nun an begleitet. Matthias hat ihm seinen elektrischen Reiserasierapparat vermacht. Im Übrigen haben wir gestern unsere Rucksäcke etwas erleichtert und in der Behindertenherberge in die Kiste gelegt "gib was du hast und nimm was du brauchst". Wir entledigten uns folgender Dinge: Persil flüssig, Duschgel, Tape da wir keine Blasen hatten, Desinfektionsmittel, 2 Getränkeflaschen (so hatte jeder von uns noch 1 ½ Liter), Matthias seine Haarbürste und eine Rolle Klopapier.
Das Kloster an der Weinquelle lässt sich im Dunkeln einfach nicht fotografieren. Auch im Nachtmodus nicht.

Sobald die Sonne aufgeht, wird es auch morgens schon sehr warm.

Der Weg ist gut und wir erreichen das kleine Örtchen Villamayor de Monjardin und frühstücken, hier bekommen wir auch unseren 10. Stempel.

Irgendwie hatten wir uns nach dem Wald im Halbdunkel verlaufen. So kamen eventuell noch 2km dazu. Auf dem "falschen" Weg haben wir noch zwei Spanier aufgegabelt, die dann an der Autobahn über den Zaun klettern mussten. Wie wir später erfahren haben, so hatten sich noch mehr Pilger etwas verlaufen, grundsätzlich gab es heute ja auch 2 Wege.

An Weinbergen vorbei oder wie hier direkt mitten durch.

Seit Villamayor de Monjardin haben wir keinen Schatten mehr und es ist bereits brütend heiß.

Da hilft nur eines, etwas trinken und ganz schnell weiter laufen.

In der Ferne sieht man ein paar Pilger den Weg abkürzen, sie laufen quer Feld ein, die Sonne brennt hier gnadenlos.

In Los Arcos gibt es 2 Herbergen, wir haben
beschlossen in die niederländisch/österreichisch geführte zu gehen.
Kurz vor der Herberge treffen wir Friedemann, der ist sehr erschöpft und wir kümmern uns ein bisschen um ihn. Ich mache ihm später noch ein paar Blasen auf. Er wird nun etwas langsamer tun müssen.

In dieser Herberge werden wir das erste Mal deutsch begrüßt, das tat sehr gut. Wir sind schon 11.30 Uhr da und haben heute viel Zeit zum Ausruhen (dachten wir).

Wir schlafen wieder zu acht, das Zimmer ist recht freundlich, auch wenn Matthias es etwas erdrückend findet. Nach Besichtigung aller Räume, habe
ich wieder unsere Wäsche gewaschen
und hier im Innenhof aufgehängt.

Matthias lernt Mirco aus Italien kennen.

In dem schönen, kleinen, asiatisch anmutenden Vorgarten wird wieder mit Händen und Füßen geredet.

Sozialraum, hier gibt es Frühstück und wer will eine Massage von der Hospitaliero, diese
hat in Holland eine Chiatsupraxis. Ute beschließt "Ich will" und darf 19.30 Uhr zur 30 minütigen Massage für 15€.

Von der Herbergsmutter erfahren
wir, dass heute in L.A. ein großes Fest ist. 14.00 Uhr gab es ein kleines Konzert, wie hier links kaum zu erkennen ist.

Eingang zur Kirche Iglesia Santa Maria (romanisch, gotisch bis barock). Die Kirche bleibt für uns leider verschlossen. Hier in Spanien sind die Kirchen nur zu bestimmten Zeiten geöffnet.

Wir konnten es gar nicht so recht glauben, aber hier war so eine Art Arena aufgebaut und am Abend soll hier ein großes Fest sein.

Wir gingen durch den Ort und bestaunten wie sich alle vorbereiteten. Die wertvollen Haustüren werden mit Eisengittern geschützt, denn am Abend laufen hier für eine Stunde lang die Stiere durch. Und immer wieder sieht man eingelassene kleine Holzwände, falls man sich notfallmäßig verstecken muss.
Wir kaufen im Ort noch etwas zu Essen, Trinken und eine völlig überteuerte aber gute Muskelcreme mit Aloe Vera (22€) wo anders gab es sie dann für 11€.

Wieder im gemütlichen Albergue angekommen, mache ich noch ein paar Fotos und wir ruhen uns aus.

In unserem Zimmer schliefen wieder eine Koreanerin, die zwei Münchner Mädels, zwei Spanier, Friedemann und wir.

17.30 Uhr gehen wir wieder zum Plaza de la Santa Maria wo 18.00 Uhr das Stiertreiben beginnen soll.

Hier die beeindruckende Kirche Santa Maria.

Einheimische machen Stimmung, sie singen und spielen ausgelassen Gitarre und Mandoline.

Hier wird eine Straße "dicht" gemacht, in die die Stiere nicht laufen sollen.

Überall sind die kleinen Wegweiser zu finden.

Ute wartet hinter Gittern, dieser Platz ist sicher, vor mir stehen Jenny und Chris aus Wales.

Wer es sicher möchte, klettert hinter das
Tor. Matthias hat eine gute Aussicht,

denkt er zumindest.

Dieser Hochsitz ist nur relativ sicher, aber Mann

liebt das Besondere.

Auch der Pfarrer ist im Dienst.

Ein Tourist möchte ein Erinnerungsfoto.

Dieser Mann hätte den Pfarrer um ein Haar gebraucht.

Die Stiere kommen, es sind 3 Stück.

Jetzt aber schnell weg.

Auch Touris laufen vor den Stieren.

Die sicheren Plätze sind knapp.

Ein wildes Treiben und die Einheimischen nur
in Weiß-Rot, selbst Schuhe, Handtaschen ect. .

Ein Schnappschuss

Der Herr in Rot ist mutig und schnell.

Die Stadt lebt oder bebt...

Das war nur zur Probe.

Auch Friedemann ist mit gekommen.

Aufregend!!!

Matthias hat seinen Hochsitz verlassen und steht im Brunnen, er erfährt aber gerade dass dieser Platz auch nicht sicher ist, er bekommt nicht mehr die Möglichkeit zur Flucht außer auf den Brunnen.

Jetzt ist die Aufregung aber groß, wer es schafft springt auf den Brunnen, auch Matthias.

Zum Glück wendet sich der Stier wieder ab, unvorstellbar wenn der übers Gitter gesprungen wäre.

Ich stehe etwas abseits an der Kirche, hier schützt die hüfthohe Einzäunung. Mir war nicht bewusst, dass auch hier ein Stier drüber springen könnte und hier so richtig Ramba Zamba machen könnte. Matthias hat es nun auch zu mir geschafft und wir beobachten das Treiben aus einer besseren Entfernung. Die Dänen sind im Übrigen auch bei uns. Nach einer halben Stunde wurden die Tiere ausgetauscht. Man soll es nicht glauben, aber plötzlich schoss eines der 3 Tiere in unsere Richtung, so viele Menschen waren noch nicht in Sicherheit und dann ist es auch schon passiert,

links neben mir der Herr in weiß und ich versuchen den einen Mann übers Gitter zu ziehen, der Stier hat ihn bereits mit einem Horn in die Seite gerammt, zum Glück fließt kein Blut, aber der Mann liegt am Boden und wir können ihm Gott sei Dank helfen.

Die Namen der vielen Toten.

Jetzt wird es Zeit. Ich muss zurück, denn 19.30 Uhr habe ich eine tolle Massage, die ich sehr genießen werde. Das Albergue ist ja nicht weit.

Nach der Massage gehen wir zurück zum Fest. Wir haben erfahren, dass am Abend noch eine Corrida statt findet. Zum Glück dürfen alle Stiere am Leben bleiben.

Die Corrida ist schon im Gange, sogar Frauen steigen in die Arena und provozieren den Stier.

Die Stiere sind wütend und rammen alles was in den Weg kommt.

Hier wieder der Herr in Rot. Er schaffte es, so wie der Mann im gelben T-Shirt, dem Stier einen Ring auf's Horn zu setzen, was beklatscht und bejubelt wurde. Ist ein Tier erschöpft, so lässt man eine dicke Kuh mit Glocke in die Arena, der Stier wird sofort brav und geht mit ihr von dannen.

Matthias darf beim Abtransport, bzw. beim Verladen zu schauen, auch hier tut die Kuh wieder ihr Bestes.


Die dürfen nicht fehlen.

Puppentheater für die Kinder.

Es wird gefeiert bis spät in die Nacht.

Uns wird dieser Tag noch lange in Erinnerung bleiben.

© Ute Weber, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Na wo wohl? Richtig am Jakobsweg. Leider sehr zeitbegrenzt, deshalb ist das Ziel auch noch nicht erreicht, aber es gibt schon einen Bericht über das erste Drittel der Reise nach Santiago de Compostela.
Details:
Aufbruch: 08.08.2009
Dauer: 13 Tage
Heimkehr: 20.08.2009
Reiseziele: Spanien
Frankreich
Der Autor
 
Ute Weber berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.
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