Auf den Spuren von August dem Starken - Dresden und die Sächsische Schweiz

Reisezeit: September / Oktober 2008  |  von Ulrike S.

Radtour ins Kirnitzschtal

27.September 2008: Fahrradtour ins Kirnitzschtal und zur Oberen Schleuse in Hinterhermsdorf

Wettergott Petrus ist uns weiterhin hold und auch heute herrschte Sonnenschein satt. Am Morgen war es jedoch noch empfindlich kühl, über dem Campingplatz lag feuchter Tau und die letzten Nebelschwaden machten der Sonne Platz.
Zeit, die mitgebrachten Fahrräder für eine Tour zu rüsten. Die Räder blieben dafür zunächst auf dem Auto und wir fuhren ins benachbarte Bad Schandau. Dort parkten wir auf einem großen Parkplatz direkt an der Elbe und radelten durch das Städtchen. Will heißen: wir schoben, denn heute war hier Stadtfest mit geöffneten Geschäften, Imbissständen und Musik. Nachdem wir uns den Weg durch die Fußgängerzone gebahnt hatten, erreichten wir die Straße hinaus ins Kirnitzschtal. Sie ist nicht zu verfehlen, denn hier verkehrt auch die markante gelbe Kirnitzschtal-Bahn bis zum Lichtenhainer Wasserfall. Sie ist ein ideales Verkehrsmittel, um Wanderer, Spaziergänger und Ausflügler an die Startpunkte oder zurück zum Ausgangspunkt Bad Schandau zu bringen.

Die Kirnitzschtal-Bahn verkehrt zwischen Bad Schandau und Lichtenhain

Die Kirnitzschtal-Bahn verkehrt zwischen Bad Schandau und Lichtenhain

An diesem herrlichen Samstag Morgen war jedoch noch nicht allzu viel los. Wir radelten also entlang der wenig befahrenen Straße durch das idyllische Tal. Unterwegs passierten wir immer wieder einladende Hotels und Restaurants, welche wir jedoch zu so früher Stunde links liegen ließen.

Im Kirnitzschtal kamen wir auch am Campingplatz "Ostrauer Mühle" vorbei, der noch zu Bad Schandau gehört. Er stand auf unserer Auswahl-Liste und deshalb warfen wir einen kurzen Blick hinen. Er liegt landschaftlich sehr schön, die Stellplätze sind terrassenförmig angelegt, allerdings jetzt im Herbst durch die Enge des Tales und die Feuchte der Kirnitzsch sicherlich nicht ganz so attraktiv. Im Sommer ist es hier bestimmt schön schattig und kühl. Insgesamt - je nach Jahreszeit - scheint dies ein empfehlenswerter Platz zu sein.

Eine erste Rast legten wir am Technischen Denkmal Neumann-Mühle ein. Sie ist die älteste, noch erhaltene Mühle im Kirnitzschtal und hier dreht sich für die Besucher ein imposantes restauriertes Mühlrad. Bis 1955 wurde die Mühle mehr als 600 Jahre lang zum Sägen von Holz genutzt. Heute ist hier eine Ausstellung zu sehen, welche die Erfindung des Holzschliffs für die Papierherstellung dokumentiert

Gasthaus bei der Neumann-Mühle

Gasthaus bei der Neumann-Mühle

Das Mühlrad am Technischen Denkmal Neumann-Mühle

Das Mühlrad am Technischen Denkmal Neumann-Mühle

Aus vergangenen Tagen... Preise von einst am Lichtenhainer Wasserfall

Aus vergangenen Tagen... Preise von einst am Lichtenhainer Wasserfall

Weiter ging es für uns durch das Tal und als Ziel hatten wir uns die Kirnitzschtal-Klamm und eine Kahnfahrt an der "Oberen Schleuse" gesetzt. Leider waren wir hier der Meinung, dass wir stets am Flüsschen Kirnitzsch entlang radeln könnten. Doch da lagen wir gründlich falsch. Am Ende des Tals zweigte das Flüsschen ab und unser Weg ging jetzt erst mal bergauf nach Hinterhermsdorf. Wir Flachland-Tiroler mussten schon kräftig in die Pedale treten und der Berg wollte gar kein Ende nehmen. Für mich fast schon Tour-de-France-verdächtig und irgendwann gab ich auf. Ab jetzt wurde nur noch geschoben. Doch dafür ist Hinterhermsdorf in der Grenzregion zu Tschechien ein überaus reizvoller Flecken auf den Höhen der Sächsischen Schweiz. Eine der Attraktionen hier sind die unter Denkmalschutz stehenden "Umgebindehäuser", die auf den slawischen Blockhausbau zurückgehen und die Siedlungsform des ehemaligen Waldhufendorfes wiederspiegeln.

Tour-de-France-verdächtiger Aufstieg nach Hinterhermsdorf (auf dem Bild sieht's gar nicht so steil aus )

Tour-de-France-verdächtiger Aufstieg nach Hinterhermsdorf (auf dem Bild sieht's gar nicht so steil aus )

Doch für diese Schönheiten hatten wir nur einen kurzen Blick, denn die "Obere Schleuse" war immer noch nicht erreicht. Dafür ging es noch mal ein gutes Stück bergauf bis zur "Buchenparkhalle", um schließlich auf einem schattigen Waldweg wieder hinunter ins Kirnitzschtal zu fahren. Ab dem Parkplatz zur Bootsstation verkehren übrigens auch Pferdekutschen, auf die wir wohl besser zurück gegriffen hätten.

Raritäten auf dem Parkplatz "Buchenparkhalle" bei der Oberen Schleuse

Raritäten auf dem Parkplatz "Buchenparkhalle" bei der Oberen Schleuse

So rollten wir jetzt also die mühsam erklommenen Höhen wieder hinunter bis zur Bootsstation, parkten unsere Räder und stärkten uns erst einmal mit einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen.

Eine Kahnfahrt durch die wildromantische Kirnitzschtalklamm gehört schon fast zum Pflichtprogramm in der Sächsischen Schweiz. Die Kirnitzsch entspringt im benachbarten Tschechien und bildet auf etwa 10 Kilometern die Grenze zu Deutschland. Das Flüsschen wurde an der Oberen Schleuse aufgestaut und diente in früheren Zeiten den Flößern zum Abtransport des Holzaufkommens durch das enge Tal. Heute verkehren hier auf etwa 700 Metern Länge Kähne für Touristen. Etwa 20 Minuten dauerte unsere Fahrt und wir glitten fast lautlos durch diese beeindruckende Landschaft. Irgendwie herrschte hier eine eigenartige Atmosphäre. Es war unglaublich still, nur das Plätschern des Wassers war zu hören und durch die Enge der Schlucht schien jedes noch so leise gesprochene Wort mindestens doppelt so laut zu sein. Außerdem war es hier unten empfindlich kühl. Sonnenstrahlen verirren sich wohl nur selten zwischen die engen Felswände und die Wassertemperatur steigt auch im Hochsommer nicht über 8 Grad. Ein Bad ist also weniger empfehlenswert

Unterwegs wurden uns durch den Bootsführer auf äußerst humorvolle und nicht immer ganz ernst zu nehmende Art die Besonderheiten der Klamm, der Schleuse, der Pflanzen und Tiere nahe gebracht. So entdeckten wir bizarre Felsformationen, etwa einen Elefanten, der seine Rüssel ins Wasser hält, ein Krokodil oder die romantische, herzförmige Liebesinsel, auf der frisch Verliebte gegen einen kleinen Obolus die Nacht verbringen können

An der Talsohle der wildromantischen Kirnitzsch-Klamm am Eingang zur Oberen Schleuse

An der Talsohle der wildromantischen Kirnitzsch-Klamm am Eingang zur Oberen Schleuse

Mit diesem Kahn ging es nun durch die enge Klamm

Mit diesem Kahn ging es nun durch die enge Klamm

Endstation - Bitte alles aussteigen!

Endstation - Bitte alles aussteigen!

Wer mag, kann dieselbe Strecke mit dem Kahn wieder zurückfahren. Wir entschlossen uns jedoch zu einer kurzen Wanderung entlang des Flößersteigs zurück zum Ausgangspunkt. Inzwischen war es bereits späterer Nachmittag geworden und vor uns lag die gesamte Strecke zurück nach Bad Schandau. Also auf in die Sättel und zunächst wieder hinauf auf die Höhe zum Parkplatz Buchenparkhalle. Hier legten wir eine letzte Einkehr im sonnigen Biergarten ein, um uns noch einmal für das letzte Wegstück zu stärken. Ab jetzt ging es nämlich nur noch bergab ) Oh welch eine Freude!

In wahrlicher Rekordzeit von nicht mal einer Stunde ließen wir nun die Räder über fast 20 Kilometer zurückrollen und erreichten gegen 18.00 Uhr unseren Parkplatz in Bad Schandau. Insgesamt hatten wir an diesem Tag gute 50 Kilometer und bestimmt lockere 500 Höhenmeter zurückgelegt. Wir waren an diesem Abend also rechtschaffen müde und beschränkten uns auf ein schnelles Abendessen mit Erbsen-Eintopf, Bockwurst und einem leckeren tschechischen Schwarzbier.

Botanische Schönheiten am Wegesrand

Botanische Schönheiten am Wegesrand

© Ulrike S., 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Im Herbst 2008 starteten wir zu unserer eigentlich schon für Ostern geplanten Reise in die neuen deutschen Bundesländer. Genauer gesagt nach Dresden und in die Sächsische Schweiz. Während uns das Osterwetter 2008 mit Schnee und Kälte einen dicken Strich durch die Rechnung machte, standen die Prognosen nun günstiger und uns erwarteten 10 Tage Altweibersommerwetter.
Details:
Aufbruch: 25.09.2008
Dauer: 10 Tage
Heimkehr: 04.10.2008
Reiseziele: Deutschland
Der Autor
 
Ulrike S. berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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