Auf den Spuren von August dem Starken - Dresden und die Sächsische Schweiz
Wanderung durch's Bielatal
03. Oktober 2008: Wanderung im Bielatal zur tschechischen Grenze
Am Abend zuvor hatte sich der Campingplatz merklich gefüllt und viele Kurzurlauber nutzten den Tag der Deutschen Einheit für ein verlängertes Wochenende in der Sächsischen Schweiz.
Irgendwie hat der Tag hier in dieser Region eine andere Bedeutung für uns als bisher. Warum das so ist, vermögen wir beide nicht so recht zu sagen. Vielleicht weil wir hier näher an der Geschichte und dem Sinn dieses Feiertages dran sind als zuhause.
Für uns jedoch ist es der letzte Urlaubstag und heute wollten wir zum Abschluss nochmals die Wanderstiefel schnüren. Als Ziel hatten wir uns das Bielatal ausgesucht. Mit seinen markanten Felsen ist dieses Tal ein beliebtes Kletterrevier in der Sächsischen Schweiz. Wir allerdings wollten weniger klettern als vielmehr laufen.
Mit dem Auto steuerten wir also in Rosenthal-Bielatal eine Parkbucht an, in der bereits mehrere PKWs mit auswärtigen Kennzeichen standen. Wir machten uns auf den Weg in Richtung Ortsausgang und stießen nach etwa 600 Metern auf den großen Wanderparkplatz Brausenstein mit einer Info-Tafel. Diese zogen wir zu Rate, um uns einen kurzen Überblick zu verschaffen, wohin uns der weitere Wanderweg führen sollte.
Eine ältere Dame, die uns ein bisschen an verhutzeltes Kräuterweibchen erinnerte, sprach uns an und fragte, ob sie uns helfen könne. Sie stellte sich als Parkplatz-Wächterin heraus, die hier auf dem Wanderparkplatz einen nicht ganz unerheblichen Tagessatz von den Autofahrern kassierte. Wir parkten dagegen umsonst und sie klärte uns sogleich darüber auf, dass wir hier im Grenzgebiet zu Tschechien wären und 600 Meter weiter im Ort niemand für die Sicherheit unseres Autos garantieren könne.
Nun denn, so pessimistisch wollten wir nun nicht sein und vertrauten darauf, dass unser PKW nicht in den Katalog von Langfingern passen würde. Das Kräuterweibchen erklärte uns nunmehr etwas mürrischer den Weg und wandte sich den neuankommenden Parkwilligen zu.
Wir folgten der Beschreibung der älteren Dame und überquerten die Straße zur Ruine eines Hochofens, in dem früher das Eisenerz für Öfen und Kanonenkugeln verarbeitet wurde. Heute ist dies ein Technisches Denkmal. An ihm vorbei führte unser markierter Wanderweg auf die Anhöhen des Tales. Zumindest schickte uns die freundliche Parkplatz-Wächterin in diese Richtung. Waren die Wegmarkierungen anfangs noch vielfach vorhanden, wurden sie auf der Höhe immer spärlicher. Der Weg wurde zu einem Trampelpfad und führte querfeldein. Ob wir hier noch richtig waren??? Oder hatte uns das Kräuterweibchen aus Rache am entgangenen Parkplatz-Entgeld auf den Holzweg geschickt? Wir hatten bereits ernsthafte Zweifel, als wir doch wieder die gelbe Markierung an einem Baum entdeckten. Schnell gelangten wir nun in eine bizarre Felsenlandschaft. Sachsenstein, Johanniswacht und Herkulessäule lauteten die Namen der markanten Felssäulen. Sie luden sogar mit steilen Stufen zum Klettern ein.
Ich selbst machte allerdings auf halbem Wege kehrt. Die Passage durch ein enges Felsenloch rief starke Beklemmungen hervor, so dass ich den Rückzug antrat. Schöne Aussicht von oben hin oder her - besser als irgendwo in der Mitte stecken zu bleiben
Weiter ging es anschließend hinunter nach Ottomühle. Hier ist quasi ein Knotenpunkt mehrerer Wanderwege und ein Ausflugslokal lädt zum Verweilen ein. Wir wanderten jedoch dem Bachlauf weiter folgend in Richtung tschechische Grenze. Vorbei an einer Station der Bergwacht ging es auf einem gut ausgebauten Wanderweg schließlich bis zur Grenzplatte. Trotz des schönen Wetters und des Feiertages begegneten wir nur wenigen Wanderern. Einsam ist es hier, ruhig und manchmal sogar ein bisschen unheimlich. Wir malten uns in Gedanken aus, wie es wohl zu Zeiten des Eisernern Vorhangs hier zugegangen sein mochte. Dann jedoch die Erkenntnis, dass hier ja kein Feindesland war, sondern der sozialistische Nachbar. Tja, hätten wir im Geschichtsunterricht nur ein bisschen besser aufgepasst...
So in abenteuerlichen Spionage-Gedanken versunken gelangten wir schließlich auf das Aussichtsplateau Grenzplatte. Von hier aus hat man einen weiten Blick hinüber auf die böhmische Schweiz, den Hohen Schneeberg (726 Meter) und den tschechischen Erholungsort Ostrov (Eiland). Wir legten hier eine kleine Picknick-Pause ein und beobachten Kletterer beim Bezwingen der Felsnadeln.
Der weitere Rundweg führte uns dann wieder hinunter nach Ottomühle, wo nun endlich die ersehnte Tasse Kaffee auf uns wartete. Frisch gestärkt wanderten wir nun mit einem kleinen Abstecher zur Benno-Höhle überwiegend auf dem Talgrund und entlang der wenig befahrenen Straße zurück zum Ausgangspunkt unserer Tour.
Zuvor allerdings durchquerten wir den Ort Schweizermühle. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts muss dies ein durchaus mondäner Kurort mit der Bezeichnung "Bad Schweizermühle" gewesen sein. Heute dagegen verfallen die prachtvollen Gebäude und führen ein Dasein im Dornröschenschlaf. Informationstafeln zufolge gibt es hier wohl einen Freundeskreis, der sich dem Erhalt dieses Ortes gewidmet hat. Eine Aufgabe, die es wert wäre von Erfolg gekrönt zu sein.
Entgegen der Prophezeiungen unseres Kräuterweibchens war unser Auto auch auf dem unbewachten Parkplatz und trotz der Grenznähe nicht gestohlen worden. Wir konnten also den Rückweg auf den Campingplatz problemlos antreten. Heute war hier unser letzter Abend und wir ließen den Urlaub mit einem Restaurantbesuch im Schwenkehof ausklingen.
Aufbruch: | 25.09.2008 |
Dauer: | 10 Tage |
Heimkehr: | 04.10.2008 |