Rundreise Kyushu und Yakushima - Japan
Asosan
Schon neigt sich unsere Zeit in Ebino Kogen dem Ende entgegen und der Aso-san ruft schon ganz laut nach uns. Der Zug von Ebino fährt schon um 8 Uhr. Zum Glück bringt uns ein Hotelbus bis zum Bahnhof, das erspart uns das Taxi. Ich bin schon gespannt auf eine Fahrt Schülern oder Arbeitspendlern. Aber nein. Wir stehen allein auf dem Bahnhof und dies bleibt auch so bis zur Ankunft des Zuges. Es ist wieder ein Ein-Wagen-Zug und wir bleiben auch die einzigen Fahrgäste. Bis nach Yoshimatsu sind es nur drei Stationen. Dort haben wir eine Stunde Aufenthalt. Zum Glück ist der Zug nach Hitoyoshi schon breit gestellt, denn es ist sehr kalt. Wir setzen uns in den Zug und essen unser Lunchpaket, welches wir vom Hotel anstatt des Frühstücks bekommen haben. Der Zug nach Hitoyoshi besteht auch nur aus einem Wagen, aber hier fahren außer uns wenigstens fünf weitere Fahrgäste mit. Alle sind mit Fotoapparaten ausgestattet. Vielleicht, weil es sich wieder einmal um eine kleine, pittoreske Nebenstrecke handelt.
Es ist eine aufregende Fahrt mit einigen Besonderheiten. Der erste Halt ist in Masaki, einem Haltepunkt, der bei uns schon längst geschlossen wäre. Auf dem Bahnhof stehen zwei Japaner mit Fotoapparaten, die den Zug von allen Seiten ablichten. Gut, pro Tag fahren auf diesem Abschnitt lediglich sechs Züge, aber warum interessieren sich gerade heute so viele Leute für diesen Zug? Die konnten doch von uns gar nichts wissen!!! Aus dem Bahnhof Masaki muss der Zug rückwärts rausfahren, das Gleis wechseln und kann dann in entgegengesetzter Fahrtrichtung seine Fahrt fortsetzen. Auch diese Strecke geht über einen Bergpass und der Zug muss sich ganz schön anstrengen, um die höchste Stelle zu erreichen. Von hier aus haben wir einen wunderschönen Ausblick bis zum Ebino-Plateau mit all seinen Vulkankegeln. Und schon geht es wieder bergab und mit Tempo fährt der Zug Hitoyoshi entgegen. In Okoba nochmals die gleiche Prozedur wie am Anfang der Fahrt in Masaki.
Um 10 Uhr kommen wir in Hitoyoshi an. Wir haben 8 Minuten Zeit zum Umsteigen. Zeit genug, um uns vom Bahnhof nochmals das Samurai-Glockenspiel anzusehen. Danach steigen wir schnell in den Trans-Kyushu-Express, der uns ohne weiteres Umsteigen bis nach Aso bringt. Hier erleben wir wieder eine Besonderheit der Japaner. Sie fahren nur in Fahrtrichtung Bahn. Daher können auch alle Sitze immer in Fahrtrichtung ausgerichtet werden. Auf der Fahrt nach Aso wechselt in Kumamoto die Fahrtrichtung. Bevor der Zug hält, dreht die Zugbegleiterin die freien Sitzbänke in die neue Fahrtrichtung. Und schon strömen die neuen Fahrgäste in den Waggon, merken aber, dass etwas nicht stimmt. Die freien Sitze sind in eine andere Fahrrichtung ausgerichtet, wie die bereits besetzten Sitze. Also werden die freien Sitze wieder gedreht. Der Zug setzt sich in Bewegung und gleich bemerken die Japaner, dass sie nun entgegen der Fahrtrichtung sitzen. Sie springen hektisch auf und fangen an, die Sitze abermals zu drehen. Dabei möchten sie aber, dass kein Viererabteil entsteht (also dass sie keinem Fahrgast gegenüber sitzen), sondern dass der Vordersitz auch gedreht wird. Sie diskutieren so lange, bis auch der Vordermann den Sitz dreht. Diese Prozedur setzt sich so lange fort, bis uns zwei Koreaner gegenüber sitzen. Sie haben die Aufregung mit der Sitzdreherei auch nicht verstanden. Wir haben jedenfalls unseren Sitz nicht gedreht.
Hier, im Zentrum von Kyushu, thront nun das gewaltige Vulkanmassiv des Aso. Der Krater weist einen Umfang von 80 km auf und umschließt ganze Ortschaften, so auch die Stadt Aso. Und die Eisenbahnlinie geht auch hindurch. Dazu muss der Zug den Krater erst einmal meistern. Dies schafft er nur, indem er im Zickzackkurs den Krater hinauffährt.
Wir schlagen unsere Zelte in Uchinomaki Onsen auf, einem Ortsteil von Aso, erkunden erst einmal den Ort und kehren auch hier in einen exquisiten Backladen ein, der Patisserie d'Aso. Hier gibt es Gebäck vom Allerfeinsten. Und wir essen jeder gleich zwei leckere Küchlein. Das Abendessen wird uns auch hier auf dem Zimmer serviert. In dieser Region ist Pferdefleisch eine Spezialität. Einer der vielen Gänge ist rohes Pferdesashimi. Es schmeckt neutral, ist aber sehr zäh. Ich habe es letztendlich als ganzes Stück hinuntergeschluckt. Am Abendessen des zweiten Tages gibt es Pferdefleisch gebraten. Dies wiederum ist sehr zart.
Am nächsten Tag haben wir dem Aso einen Besuch abgestattet. Mit dem Bus fahren wir bis zur Seilbahn. Sie bringt uns das letzte kurze Stück in vier Minuten zum Kraterrand. Beharrlich wird vor giftigen Gasen gewarnt und die Japaner halten sich schon an der Talstation der Seilbahn Tücher von den Mund. Der Blick in den Krater ist spektakulär. Fast giftgrün wirkt das Wasser des Kratersees und es dampft heftig aus dem Krater heraus. Die Temperatur des Wassers beträgt 60 Grad. Die Kraterwand besteht aus verschieden farbigen Gesteinen. Ein toller Anblick. Wir wandern durch die Mondlandschaft in der Umgebung des Kraters, bis der Aufstieg auf den Naka-dake, einem jüngeren Vulkan, beginnt. Hier kehren wir um, und wundern uns schon von weitem, dass kein Mensch mehr am Kraterrand zu sehen ist. Und als wir an der Bergstation der Seilbahn wieder ankommen, ist der ganze Krater verlassen. Die ganze Gegend um den Krater wurde evakuiert. Keine Menschen und auch keine Autos sind mehr zu sehen. Anscheinend entweichen dem Vulkan nun giftige Gase. Nur in der Seilbahnstation harren die Verkäufer der Souvenirgeschäfte aus. Sie sind ganz entsetzt, uns zu sehen. Ganz aufgeregt erklären sie uns, dass keine Seilbahn mehr fährt und wir zu Fuß den Berg hinunter gehen müssen. Aber das Gebäude dürfen wir auch nicht mehr verlassen. So sind wir anscheinend in der Seilbahnstation gefangen.
Schon nach einer viertel Stunde ist der Spuk vorbei. Die Evakurierung ist aufgehoben. Und bringt für uns etwas Einmaliges: Für wenige Minuten können wir den Kraterrand ganz für uns allein genießen. Bis die erste Seilbahn wieder aufgeregte Japaner ausspukt.
Somit geht der letzte Tag auf Kyushu für uns zu Ende. Aber nicht, ohne vorher nochmals in der Patisserie d'Aso vorbei zu schauen.
Der Zug bringt uns nach Kumamoto. Dort steigen wir in den Relay Tsubame, der uns in 75 Minuten nach Hakata bringt. Und schon sitzen wir wieder im Hikari Rail-Star Superexpress, der für die 622 km nach Shin-Osaka keine drei Stunden braucht.
Ist das ein Unterschied. Drei Wochen das eher ländlich geprägte Kyushu und nun die Millionenmetropole Osaka. Tausende Menschen wuseln durch die Straßen und wir reihen uns in die Massen ein. Wir hauen unser letztes Geld auf den Kopf und kommen mit ein paar Andenken mehr nach Hause.
Japan, du bist ein spannendes Land. Ich komme wieder, das verspreche ich dir.
Aufbruch: | 04.10.2009 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 24.10.2009 |