Rundreise Kyushu und Yakushima - Japan
Nagasaki
Nach Himeji fängt unsere eigentliche Kyushu-Reise an. Der Hikari Rail-Star Superexpress braucht für die 530 km bis nach Hakata 2 ¼ Stunden. Die Fahrt mit dem Shinkansen ist rasant, aber nicht so spannend. Geht die Fahrt doch durch viele Tunnel oder Betonwände schränken die Aussicht auf die Landschaft oft ein. In Hakata wartet schon der Kamome, der uns nach zwei Stunden in Nagasaki abliefert. Diese Fahrt ist viel interessanter. Geht sie doch ein großes Stück an der Küste direkt am Meer entlang.
Schon aus dem Zug seh ich die Straßenbahnen Nagasakis gemütlich durch die Straßen zuckeln. Ich ahne schon, was uns erwarten wird. Die Bahnen sind bis auf den letzten Stehplatz gefüllt. Und so stehen wir zunächst ziemlich ratlos mit einer großen Anzahl anderer Fahrgäste mit unseren zwei Monsterkoffern an der Straßenbahnhaltestelle. Ich muss wohl nicht besonders erwähnen, dass wir es mit unseren Koffern nicht in die ersten Bahnen schaffen. Aber mit etwas Druck können die kleinen Japanern unseren großen Koffern nichts entgegen setzen. In Japan besteigen die Fahrgäste Busse und Bahnen durch die hintere Tür. Der Ausstieg befindet sich vorne beim Fahrer. Erst beim Verlassen des Fahrzeugs wird gezahlt, indem der Fahrgast das Geld passend in einen dafür bereitgestellten Automaten wirft. Hat man kein passendes Münzgeld? Kein Problem, dieser Automat wechselt auch Münzen und Scheine. In Nagasaki kostet jede Fahrt mit der Straßenbahn 120 Yen (entspricht ca. 90 Cent). Unsere Unterkunft haben wir schnell gefunden. Das Ryokan wird von einer netten Japanerin geleitet. Die Unterhaltungen mir ihr sind immer sehr lustig, da sie wenig Englisch kann. So wird die Konversation auf Englisch, Japanisch und mit Händen geführt.
In Nagasaki ist gerade Okunchi-Fest. Es findet jährlich vom 7. - 9. Oktober statt und wird schon seit mehr als 370 Jahren gefeiert. Der Name stammt aus den Wörtern "ku" (neun) und "nichi" (Tag) (wörtlich: "9. Tag").
Im Rahmen dieses Festes ziehen Gruppen durch die Stadt und führen vor jedem Haus traditionelle japanische Tänze auf, Drachen jagen einem goldenen Ball hinterher und große bunte chinesische Schiffe werden auf Rädern durch die Stadt geschoben. In den Schiffen sitzen Kinder, die bestimmte Rhythmen trommeln. An zentralen Plätzen werden bestimmte Ritualen zelebriert. So ein Ritual ist z.B. das Auswerfen eines Fischernetzes. Wenn alle Kunststofffische, die ausgelegt werden, mittels des Netzes gefangen werden, bedeutet dies für das nächste Jahr gute Fangquoten. Die japanischen Zuschauer kommen bei diesem Fest richtig aus sich heraus, klatschen und unterstützen die Rituale durch lautes Rufen. Ein lautes "Mottekoi" hängt dann in der Luft.
Zum Okunchifest gehört auch eine Art Festmeile. An den Straßen am Hafen entlang stehen eine Vielzahl an Ständen, wobei es sich überwiegend um Essstände handelt. Getränke gibt es hier gar nicht zu kaufen. Sehr beliebt ist auch das "Goldfischangeln". Überall auf dem Markt stehen Wasserbecken, in denen kleine Goldfische schwimmen. Mit Hilfe eines Papierkäschers versucht man, möglichst viele Fische in eine Schale zu befördern. Erst wenn das Papier des Käschers reist, ist das "Spiel" beendet. Die gefangenen Fische bekommt der erfolgreiche Fischer in einer Plastiktüte mit nach Hause.
Auf diesem Markt haben wir unsere neue Lieblingsspeise entdeckt. Takoyaki. Teigbällchen, in denen ein Stück Tintenfisch eingebacken ist. Garniert werden die Bällchen mit einer leckeren braunen Sauce, Gewürzen, Majonäse und Bonitoflocken. Einfach lecker. Aber Achtung: Sie sind total heiß. Beim ersten Mal habe ich mir so richtig die Zunge verbrannt.
Und hier merken wir, wie verrückt Japaner auf Okashi mit Paste aus roten Bohnen sind. Es gibt Stände mit riesigen Warteschlangen davor, so dass die Besitzer kaum mit dem Backen nach kommen.
Und hier die professionelle Beschreibung von Takoyaki:
(Tako-yaki (dt. gebackener Krake) ist ein kleines warmes Gericht aus Kansai. In eine etwa pflaumengroße Teig-Kugel wird ein Stückchen Oktopusarm eingelassen. Zum Garen benutzt man ein spezielles Brateisen mit 16 oder mehr runden Vertiefungen, ähnlich einem einseitigen Waffeleisen. Das Wenden erfordert ein wenig Geschick um eine ansprechend runde Form zu erhalten. Die oft acht Tako-yaki pro Portion werden je nach Geschmack mit einer Sauce ähnlich der Okonomi-yaki-Sauce und wahlweise mit Mayonnaise garniert. Auf die Sauce kommt dann oft noch Aonori (getrockneter Seetang) und Katsuobushi (in hauchdünne Flocken geraspelter getrockneter Bonito-Fisch)).
Das Atombombenmuseum und die Gedenkstätte haben wir uns natürlich auch angeschaut. Nach meiner Ansicht ist das Thema hier viel besser bearbeitet worden als in Hiroshima. Neutraler werden die Folgen der Atombomben dargelegt und vor weiterer Nutzung gewarnt.
In der japanischen Vergangenheit war Nagasaki die einzige japanische Stadt, über die Handel mit der Welt - vor allem mit Chinesen und Holländern - erfolgte. Von dem alten chinesischen Viertel ist nicht mehr viel zu erkennen. Da ist das alte holländische Viertel - die ehemalige Insel Dejima - besser hergerichtet. Das dieses Viertel früher mal eine Insel war ( eine künstlich aufgeschüttete Insel), ist nicht mehr ersichtlich.. Heute liegt dieses Viertel mitten in der Stadt.
(Dejima (dt. etwa: "Vorinsel", im 17. Jh. auch Tsukishima, "aufgeschüttete Insel" genannt) war eine fächerförmige kleine künstliche Insel in der Bucht von Nagasaki. Während der Edo-Zeit war sie der einzige Ort des direkten Handels und Austauschs zwischen Japan und Europa.
Nach der Öffnung Japans in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde Dejima im Zuge der Neulandgewinnung Teil des Stadtkerns von Nagasaki. Inzwischen wurden viele Gebäude anhand alter Pläne und Modelle rekonstruiert, so dass der Besucher einen guten Eindruck vom Handel und Wandel der Europäer in Japan zu Beginn des 19. Jahrhunderts gewinnt.)
Aufbruch: | 04.10.2009 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 24.10.2009 |