Rundreise Kyushu und Yakushima - Japan

Reisezeit: Oktober 2009  |  von Klaus Möller

Yakushima

Am nächsten Morgen müssen wir schon um 6 Uhr aufstehen. Um 7 Uhr sticht die Fähre nach Yakushima in See. Wir haben Glück. Unser Vermieter bringt uns mit seinem Wagen zum Hafen, so dass uns die Schlepperei der Koffer erspart bleibt. Das Schiff braucht vier Stunden für die Strecke. Da es auch Schiffe gibt, die die Überfahrt in nur 2 Stunden schaffen, sind nur insgesamt 12 Passagiere auf dem Schiff. Die Japaner nehmen dann doch lieber die schnellen Tragflügelboote.

Yakushima ist eines der bemerkenswertesten Ziele unserer Reise. Die Insel ist ein UNESCO Weltkulturerbe. 75% der Insel ist mit hohen Bergen bedeckt. Während es in den Bergen recht kühl ist, herrscht in der Ebene an der Küste subtropisches Klima.

Damit wir auf Yakushima mobil sind, mieten wir uns ein Auto. Dafür hatte ich ja schon im Vorfeld der Reise meinen Führerschein ans deutsche Konsulat nach Osaka verschickt zwecks einer Anfertigung einer japanischen Übersetzung. Also suchen wir nach Ankunft in Yakushima eine Autovermietung auf. Sofort schnellt uns vom Autovermieter entgegen: Japanisch ok? Es ist ok, aber er kann auch einige Worte Englisch. Das Leihen geht viel einfacher als ich dachte und der Vermieter kommt viel mehr ins Schwitzen als wir. Und schon sitzen wir im Auto und fahren einmal um die halbe Insel bis zu unserer Unterkunft in Onoaida. Anfangs ist das Steuern des Autos schon ungewohnt. Ich bin doch schon zwei Jahre keine Auto mehr gefahren. Und nun gleich einen Automatikwagen im Linksverkehr. Aber zum Glück sind nur wenige Autos unterwegs. Nur der linke Fuß möchte auch immer mal wieder auf die Pedalen treten. Das gefällt meinem Beifahrer so ganz und gar nicht.

In Yakushima kommen wir in einem netten Minshuku unter.

(Als Minshuku werden in Japan Familienpensionen bezeichnet. Die Nutzung einer solchen Herberge bietet Besuchern des Landes eine der besten Möglichkeiten, gemeinsam mit Japanern zu übernachten. Mishuku sind meistens Familienbetriebe, in denen die Gäste fast wie Mitglieder der Familie betrachtet werden. Die Kosten für eine Übernachtung liegen bei ca. 5000 Yen, darin eingeschlossen sind wie beim Ryokan zwei Mahlzeiten (Abendessen, Frühstück, meist japanisch). Geschlafen wird auch hier auf Futons, die man selbst morgens in eine Ablage zurücklegt. Gastgeber der Minshuku sind meist sehr aufgeschlossen. Die familiäre Atmosphäre erleichtert Gespräche, denn die meisten jüngeren Nutzer der Minshuku beherrschen Englisch.)

Ein sehr schönes Zimmer mit wirklich netten Gastwirten. Auch der Vater des Inhabers ist ein lustiger, lebensfroher Mann. Der erzählt uns eine Menge Dinge und möchte wissen, wie Grußformeln auf Deutsch heißen (Guten Morgen, Guten Tag, Guten Abend und Gute Nacht). Dabei freut er sich besonders über Gute Nacht, wegen des scharfen ch-Lautes. Er meint, es hört sich wie Husten oder Räuspern an.

Wir bleiben uns treu und suchen als erstes ein Cafe und finden auch eine ganz leckere Bäckerei. Dort trinken wir Matchamilch, heiße Milch mit japanischem, grünen Pudertee. Hmm, der ist lecker.

Vor allem möchten wir die natürlich heißen Quellen Hirauchi Kaichu und Yudomari finden. Bei diesen Quellen ergießt sich das Wasser aus den heißen Quellen in die Meeresfluten, füllt natürliche Felsbecken und es muss unheimlich entspannend sein, in diesen Becken die Sonne im Meer versinken zu sehen.

Wir finden nur die Quelle Hirauchi Kaichu. Aber leider sind wir zu spät. Das Bad ist tideabhängig und nur kurz vor und nach Ebbe zu benutzen.
Außerdem schauen wir uns Wasserfälle an wie den Oko-no-taki, der bis zu 88 Meter in die Tiefe rauscht und den Toroki, dessen Wasser direkt ins Meer stürzt.

Der Abend endet mit einem Besuch des öffentlichen Dorf-Onsens von Onoaida. Einheimische nutzen dieses Bad sehr intensiv und daher ist es auch gut gefüllt. Das Becken des Frauen- und Männerbades hat eine Verbindung und die Trennwand zwischen dem Frauen- und Männerbereich geht nicht bis an die Decke. Und so sind auch hier die Unterschiede sofort erkennbar. Während im Männerbereich kein Wort gesprochen wird, hören wir aus dem Frauenbecken ein munteres Plaudern.
Wir scheinen die Rituale des japanischen Bades wohl einigermaßen richtig zu machen, jedenfalls kommen keine Bemerkungen von den Einheimischen. Und schon sitzen wir im heißen Wasser. Lange halten wir es auch hier nicht aus und schon bald sinken wir wieder erschöpft in unser Bett. Draußen singen uns hunderte von Grillen ein Gute-Nacht-Lied.

(Ein Onsen ist die japanische Bezeichnung für eine heiße Quelle. Im allgemeinen versteht man unter Onsen ein öffentliches Bad (Sento), das von einer natürlichen heißen Quelle gespeist wird. Das Bad und damit auch das Onsen spielt in der japanischen Kultur eine wichtige Rolle, vornehmlich zum Entspannen nach der Arbeit. Wie auch beim Sento wäscht man sich vor dem Eintauchen in ein Onsen-Becken gründlich. Traditionell hat im Onsen das ganze Dorf ohne Trennung der Geschlechter nackt gebadet, was sich mit der "Verwestlichung" im Laufe der Meiji-Restauration änderte. Es gibt noch ein paar wenige Onsen, in denen Männer und Frauen unbekleidet gemeinsam baden. Öffentlich einsehbare und neuere gemischte Onsen verlangen Badebekleidung, in normalen Onsen ist diese jedoch nicht erwünscht.)

Am nächsten Tag machen wir uns auf in das Land der uralten Zedern. Yakushima ist eine kreisrunde Insel, um die eine wenig befahrene Küstenstraße führt von ca. 135 km Länge. Wenige Stichstraßen führen ins Landesinnere Mir dem Auto fahren wir eine dieser Straßen in die Inselmitte bis zum Yasugi Ceder Land. Während der Fahrt haben wir eine grandiose Aussicht auf Berge, grüne Wälder und auch auf das tintenblaue Meer. Unser Ziel liegt auf einer Höhe von 1.300 m. Von dem Parkplatz gehen Wanderwege und Trekkingrouten ab, und wer genügend Kondition hat, kann die über 7000 Jahre alte Zeder "Jamon-sugi" bestaunen. Da dies doch eine Tageswanderung bedeutet, entscheiden wir uns für einen kürzeren Weg, auf dem wir bis zu 3000 Jahre alte Bäume bewundern können. Und schon finden wir uns in den mystisch anmutenden Zedernwäldern wieder. Und es dauert nicht lange und vor uns erhebt sich ein von Moosen, Flechten und Schlingpflanzen umrankter mehrere tausend Jahre alter Baumriese. Auf unserer Wanderung überqueren wir Flüsse auf Hängebrücken, oder die Wege führen uns direkt durch Flüsse. Es kommt ein richtiges Abenteuergefühl auf, denn der Wald wird immer dichter und wird zu einem verwunschenem Märchenwald. Überall Farne, die verschiedensten Arten von Moosen und mit ein wenig Fantasie wirken die Bäume und Baumstümpfe wie Gnome und buckelige Riesen. Nur der Geist des Zedernwaldes ist uns nicht begegnet. Dafür aber eine Menge Rehe und Affen, die überhaupt keine Scheu vor den Menschen haben. So wandern wir von Zeder zu Zeder wie zum Beispiel zur Mutter- Kind- Zeder oder auch zur Buddha-Zeder.

Nach unserer Wanderung müssen wir uns stärken und kehren wieder in unserer "Stammbäckerei" ein und trinken ein weiteres Mal die leckere Matchamilch.

Gestärkt starten wir erneut einen Versuch, das Meeresonsen Judomori zu finden. Dank der Beschreibung unseres Herbergvaters finden wir dieses Mal das Onsen sofort. Direkt am Meer ist in den Felsen ein Becken gehauen worden, das mit natürlichem, warmen Wasser gefüllt ist. Auch hier ist der Andrang groß. Das Becken ist für Frauen und Männer gemeinsam, nur durch eine Bambuswand oberhalb des Wassers getrennt. Die Kleider legen wir auf Felsen, seifen uns neben dem Becken ab und schon erkämpfen wir uns ein Platz im Bad. Wir werden sofort gefragt, ob wir Japanisch sprechen. Da wir uns nicht fließend japanisch unterhalten können, werden die Herren wieder reserviert und bleiben lieber unter sich.
Das Bad ist einfach herrlich. Wir sitze im warmen Wasser, schauen den Wellen zu und am Horizont geht langsam die Sonne unter.

Das Abendessen setzt uns wieder einmal in Erstauen. Bei einem Grillabend stehen neben Fisch und Fleisch auch Muscheln und Meeresschnecken auf dem Speiseplan. Letztere leben aber noch und kriechen uns schon bald vom Teller. Wir haben es nicht übers Herz gebracht, die Tier bei lebendigem Leibe zu grillen.

Am nächsten Tag werden wir in das Land von Prinzessin Mononoke entführt. Wir fahren nach Shiratani Unsuikyo. Als wir in den Bergen den Ausgangspunkt für die heutige Wanderung erreichen, haben wir Glück und ergattern den letzten freien Parkplatz. Es erwartet uns eine ähnlich umfangreiche Wanderung wie am Vortag. Wenn man aber die Japaner beobachtet, könnte man denken, dass sie mindestens eine einwöchige Trekkingtour vor sich haben. In Wanderausrüstung von Kopf bis Fuß eingekleidet stehen sie auf dem Parkplatz und machen Gymnastikübungen, um für die Strapazen der nächsten zwei Stunden gewidmet zu sein. Im Rucksack scheint der halbe Hausrat verstaut zu sein, was natürlich dazu führt, das sie schon beim kleinsten Anstieg zu Stöhnen beginnen. Manchmal sind die Japaner schon ein komisches Volk.

Wir wandern ohne Vorbereitung los uns schon steigt der Weg an. Es geht über Wurzeln und Steine und auf beiden Seiten des Weges liegen abgestorbene Bäume, mit Moos überzogene Felsen und immer wieder kreuzen wir Bachläufe. Eine wirklich mystische Umgebung. Auch hier leben wieder Rehe und Affen in Harmonie zusammen. Dem Waldgott begegnen wir jedoch nicht. Dafür sehen wir die über 3000 Jahre alte Yayoisugi Ceder. Diese Bäume sind ein echtes Erlebnis.

Zurück fahren wir die Westseite der Insel entlang, der weniger belebten Seite der Insel. Erst steuern wir das Oura-Onsen an. Das stellt sich leider als Enttäuschung heraus. Es befindet sich zwar auch direkt am Meer, ist aber kein Freiluftbad und das Wasser ist fast kalt. Und es kommt uns so vor, als ob hier die natürlich heiße Quelle versiecht ist und das warme Wasser aus dem Wasserhahn kommt. Kein Wunder, dass wir hier die einzigen Gäste sind.

Die Rückfahrt geht über eine sehr schmale, kurvige Straße, die sich entlang der bewaldeten Hänge der Westküste schlängelt. Immer wieder eröffnen sich uns grandiose Ausblicke aufs tiefblaue Meer, das heute wegen Windes sehr aufgewühlt ist. Auf Teilabschnitten wuchert der Dschungel so dicht, dass er wie ein grüner Tunnel die Straße überspannt. Auch hier sitzen ganze Affenfamilien auf der Straße und denken gar nicht daran, Platz zu machen.

Am Kap Nagata machen wir einen Abstecher zum Leuchtturm von Yakushima. Eine kleine, enge Straße führt steil zum Leuchtturm hinab. Ich gestehe, hier bin ich heilfroh, dass mir kein Auto begegnet. Der schneeweiße Leuchtturm hebt sich vor dem blauen Meer und Himmel wunderschön ab.

Auch heute steuern wir unsere Bäckerei an und wir werden schon erwartet. Natürlich trinken wir wieder Matchamilch und leckeren Kuchen gibt's auch dazu. Und beim Bezahlen weist uns die nette Bäckersfrau darauf hin, dass die Bäckerei am nächsten Tag Ruhetag hat. Doch da sind wir ja schon auf dem Weg nach Ebino Kogen.
Den Abend nutzen wir nochmals für einen Besuch in dem Onsen von Onoaida.

© Klaus Möller, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Im Oktober habe ich eine dreiwöchige Reise durch Kyushu gemacht: Stationen: Himeji (Honshu), Nagasaki, Imari, Okawachiyama, Unzen, Shimabara, Hitoyoshi, Kogoshima, Sakurashima, Yakushima, Ebino-Kogen und Aso.
Details:
Aufbruch: 04.10.2009
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 24.10.2009
Reiseziele: Japan
Der Autor
 
Klaus Möller berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.
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