Rundreise Kyushu und Yakushima - Japan
Unzen
Vom Busbahnhof fahren wir mit dem Bus nach Unzen. Der Weg führt entlang am tiefblauem Meer, bis der Anstieg nach Unzen beginnt. Als wir aus dem Bus steigen, riechen wir es sofort. Über Unzen liegen geheimnisvolle, übelriechende Gase. Es scheint ein aktives Vulkanzentrum zu sein. Schnell finden wir auch hier unsere Unterkunft. Und wieder haben wir Glück: sehr nette Herbergsleute und auch unser Zimmer ist wieder wunderschön. Eine typisch gemütliche, japanische Unterkunft.
Wir machen sofort einen Spaziergang durch den Ort. Spazierwege führen uns durch die blubbernden und brodelnden Höllen, den sogenannten "jigoku".
(Mit Jigoku (dt. "Erdgefängnis") bezeichnet man heiße Quellen in Japan, aus denen im Gegensatz zu den Onsen jedoch kochendes Wasser, viel zu heiß zum Baden, sprudelt. Einige dieser Quellen sind sehr spektakuläre Touristenattraktionen, am bekanntesten sind die acht im japanischen Kurort Beppu auf Kyūshū.)
Heute schmort doch nichts Unheilvolles mehr, lediglich die "Onsen tamago", die als Wegzehrung beliebten gekochten Eier. Wir lassen uns aber erst abends im Bad unseres Ryokans "kochen".
(Onsen-Tamago, Eier, die in heißen Quellen, sogenannten Onsen gekocht wurden, sind eine japanische Spezialität. Durch die starke vulkanische Aktivität unter dem japanischen Archipel sind an vielen Stellen des Landes kochend heiße Quellen zu finden. Einige sind beliebte Badeplätze, andere sind jedoch so heiß, dass man tatsächlich Eier darin kochen kann. Durch die im Wasser gelösten Mineralien erhalten die Eier einen salzig-schwefligen Geschmack. In Kurorten werden diese Eier an Straßenständen verkauft.)
Das Abendessen findet in Unzen nicht in unserem Zimmer, sondern in einem gesondertem Raum statt. Wir ziehen unseren Yukata mit der warmen Überjacke an, denn in 800 m Höhe ist es schon recht frisch.
(Ein Yukata (wörtlich: "Badekleidung") ist ein traditionelles japanisches Kleidungsstück aus Baumwolle. Es dient vor allem als unkomplizierte, leichtere und alltäglichere Variante der Kimonos, da es einfacher zu binden und preisgünstiger ist. Ein Yukata wird nach dem Baden in japanischen Hotels, aber auch oft zu Sommerfesten angezogen. Häufig wird der Yukata auch als Schlafanzug benutzt. Es ist also kein Kleidungsstück, das eine ganz spezielle und starre Verwendung hat.)
Der Raum hat die Größe von 12 ½ Tatamimatten, in der Mitte steht ein japanischer Tisch mit zwei Sitzkissen. In einem Erker hängt ein japanisches Rollbild und es stehen dort ein geschmackvoll, dezentes Blumengesteck und zwei Vasen. Das Zimmer war schlicht, aber richtig geschmackvoll eingerichtet. So schön habe ich noch nie zu Abend gegessen.
Unser erstes heißes Bad in Japan. In dem Vorraum des Bades stehen viele Körbe, in denen wir unsere Kleidung verstauen. Danach betreten wir den eigentlichen Baderaum. Doch Achtung: Nicht sofort in das Becken springen. Zunächst müssen wir uns gründlich reinigen. Dafür sind an den Wänden Wasserhähne angebracht, vor denen ca. 20 cm hohe Hocker stehen. Für mich sind sie etwas klein, stoßen meine Knie doch fast ans Kinn. Wir seifen uns ordentlich ab und übergießen uns so lange mit Wasser, bis alle Seife entfernt ist. Erst jetzt dürfen wir in das Bad steigen, dass in Japan zur Entspannung gedacht ist. Oh, ist das heiß. Lange halten wir es in dem schwefeligem Wasser nicht aus. Krebsrot entsteigen wir der Hölle und unsere Haut hat nun endgültig auch den schwefeligen Geruch angenommen.
Als wir auf unsere Zimmer zurückkommen, ist unser Futon schon hergerichtet. Nach einem Tee mit Okashi schlafen wir müde, aber glücklich und entspannt ein (Okashi sind traditionelle japanische Süßspeisen die zum Tee gereicht werden).
(Futon (wörtlich: "Stoffkreis") ist das japanische Wort für "Decke".
Unterteilt wird das Futon in die Schlafunterlage Shikibuton (dt. "Auslege-Futon") und die Bettdecke Kakebuton. Das Shikibuton wird direkt auf den aus Tatami-Matten zusammengesetzten Fußboden gelegt. Sie besteht aus drei bis sechs Schichten reiner Baumwolle sowie einem optionalen härteren Kern und bedarf täglicher Lüftung und intensiver Pflege. Tagsüber werden diese Futon zusammengelegt und in einem Schrank verstaut, was dem oft geringen Platzangebot japanischer Wohnungen zugute kommt.)
Im Nationalpark Unzen-dake liegt der Fugen-dake, ein Vulkan, den ich besteigen möchte, weil man von seinem Gipfel wunderschöne Lavaströme beobachten kann. Und schon fahren wir mit der Seilbahn auf den 1333 m hohen Myoken-dake. Von hier führt ein schmaler Pfad auf den Kunimi-dake. Der Weg wird immer enger und steiler, umgeben von mannshohem Buschwerk und Zwergbambus. Für die Anstrengungen des Aufstiegs werde ich mit einer wunderbaren Aussicht belohnt. Die Wanderung führt wieder hinunter in ein Tal und auf der anderen Seite steil bergauf auf den Fugen-dake. Als ich den Gipfel erklommen habe, ist dieser leider völlig im Nebel eingeschlossen, so dass ich nicht einmal Lavagestein erahnen kann. Zannen desu ne!!!
Wir wandern zurück nach Unzen und wollen sehen, ob wir in einem Töpferladen mehr Glück haben. Und siehe da, Teetassen und ein Sakeset finden sofort neue Besitzer. Die Ladenbesitzerin freut sich so sehr, dass sie jedem von uns eine Vase schenkt, die sie selbst getöpfert hat.
An diesem Abend gehen wir auswärts essen. Da haben wir aber die Rechnung ohne Unzen gemacht. Ab Einbruch der Dunkelheit um 18 Uhr sind dort alle Bürgersteige hochgeklappt, kein Mensch ist auf den Straßen zu sehen und es gibt kaum Restaurants. Schließlich sind wir in einen Laden geraten, in dem Opa noch selbst kocht. Das Essen ist ganz in Ordnung. In diesem Restaurant treffen wir auf drei Japaner, die Christen sind. Zwei von ihnen leben in Südamerika, um dort die Menschen zu missionieren. Irgendwie eine seltsame Kombination.
Aufbruch: | 04.10.2009 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 24.10.2009 |