Frankreich - eine Liebe für's Leben

Reisezeit: Mai / Juni 2010  |  von Ulrike S.

Prades und die Pyrenäen

Markttag in Prades

Ich fand es in diesem Urlaub toll, die Pyrenäen direkt vor der Nase - oder besser: im Rücken - zu haben. Vieles, was wir von Gruissan aus gerne unternommen hätten, war für Tagesausflüge einfach zu weit. Von ferne haben wir immer den schneebedeckten Pic de Canigou, der "Fudschijama" des Roussillon bewundert. Nun saßen wir quasi zu seinen Füßen und es war schnell klar, dass wir zumindest mal einen Teil des Berges erklimmen wollten.

Also haben wir beiden "Alten" uns auf den Weg gemacht. Erste Station des Ausflugs war Prades, die ländliche Kleinstadt am Fuße des 2784 Meter hohen Canigou. Es war Markttag und hier sollte einer der größten und lebhaftesten Märkte der ganzen Region stattfinden. Also stellten wir unser Auto ab und machten uns auf den Weg in die Stadtmitte. Tatsächlich erstreckten sich die Stände fast durch die gesamte Innenstadt, die Gassen und die Plätze rund um die Kirche Saint Pierre. Da waren wir doch in unserem Element, bummelten über den Markt, erstanden Honig aus den Pyrenäen, Käse, Oliven, ein Stück Wildschwein-Salami und leckeres Brot. Unser Mittagessen war gesichert und einige Vorräte packten wir in die Kühltasche.

Den Marktbummel rundeten wir natürlich mit einem Besuch im Café ab, bevor es weiter in Richtung Abbaye St.-Martin-du-Canigou ging. Unser eigentliches Ziel des heutigen Tages.

Auf diesem Markt schlug mein Herz schnell höher....

Auf diesem Markt schlug mein Herz schnell höher....

Herrliche Spezialitäten, hübsche Souvenirs und praktische Dinge gab es hier zu kaufen - mit dem Pic de Canigou im Hintergrund

Herrliche Spezialitäten, hübsche Souvenirs und praktische Dinge gab es hier zu kaufen - mit dem Pic de Canigou im Hintergrund

Wanderung zur Abbay St.-Martin-de-Canigou

Erst noch durch das weite Tal des Têt veränderte sich die Landschaft schnell. Das Tal wurde enger und wildromantischer. In Villefranche-le-Conflet stießen wir auf große Parkplätze und viele Menschen. Zum einen verkehrt ab hier der "Petit train jaune" - der kleine gelbe Zug. Ursprünglich beförderte er Güter in die Cerdagne und brachte dafür Holz oder Vieh aus den Bergen mit. Heute transportiert er Touristen durch die abenteuerliche Bergwelt der Pyrenäen. Ein Ausflug, der uns ungemein reizen würde, aber auf irgendwann mal später verschoben werden muss.

Ebenfalls verschoben wurde ein Besuch der eigentlichen Stadt Villefranche-le-Conflet, die als trutzige Festungsanlage des Baumeisters Vauban das Tal beherrscht. Zum einen schreckten uns die Besucherströme, zum anderen brauchen wir ja noch Ziele für weitere Urlaubsaufenthalte
Nur wenig entfernt liegt ein weiteres Ausflugsziel - die Grottes les Canalettes. Hier soll es laut Reiseführer sehenswerte Tropfsteinformationen geben, die mit einer Musik- und Lichtshow präsentiert werden. Aber auch sie müssen warten.....

Wir fuhren weiter über den Thermalort Vernet-les-Bains nach Casteil. Inzwischen haben wir schon etliche Höhenmeter hinter uns gebracht und befanden uns mitten in der Bergwelt des Canigou-Massifs. In Casteil endete unsere Fahrt. Das kleine, verwinkelte Bergdorf ist die Endstation und Ausgangspunkt zur Wanderung hinauf zur Abbay St.-Martin-de-Canigou. Wir legten erst einmal eine Picknick-Pause unter einem schattigen Walnussbaum ein, um uns für den bevorstehenden Anstieg zu stärken. Die Leckereien, die wir auf dem Markt in Prades erstanden hatten, schmeckten uns vorzüglich.

Über einen ausgeschilderten Fußweg ging es nun steil bergauf. Unten hörten wir noch das brausende Tosen des Gebirgsbaches Cady, das uns ein Stück begleitete. In engen Serpentinen schlängelte sich der Weg nach oben - anfangs noch auf der "Sonnenseite", später dann durch schattige Laubwälder. Gut eine Stunde sollte man schon einplanen, bis man den Weg nach oben geschafft hat. Unterwegs gibt's nämlich genügend Gelegenheit für die nötigen Verschnaufpausen, um das herrliche Panorama zu genießen. Hat man die kleine Kapelle passiert, dann ist die längste Wegstrecke geschafft. Kurz darauf erreichten wir das Kloster, das durch seine einzigartige Lage besticht.

Die Abbay St.-Martin-de-Canigou ist nach einstündiger Wanderung erreicht

Die Abbay St.-Martin-de-Canigou ist nach einstündiger Wanderung erreicht

Der Schnee auf dem Canigou-Massiv lässt uns nach schweißtreibendem Aufstieg fast schon frösteln

Der Schnee auf dem Canigou-Massiv lässt uns nach schweißtreibendem Aufstieg fast schon frösteln

Es wurde auf der Spitze eines gewaltigen Felsens erbaut, liegt sehr einsam und abgeschieden und ist wirklich ein stiller Ort der Meditation. Die Anlage kann nur im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Während meine bessere Hälfte mit unserem Vierbeiner vor den Türen im schattigen Klostergarten warten musste, wurde ich mit einer kleinen Besuchergruppe von einem netten Mönch durch Kreuzgang, Kirche und Innenhof geleitet. Da die Führung auf Französisch war, weiß ich nicht, ob ich alles so 100prozentig verstanden habe. Nur soviel: das Kloster ist dem Heiligen Martin gewidmet, an dessen Mantelteilung hierzulande im November mit den Martinsritten, den St.-Martins-Umzügen und der Martinsgans erinnert wird. Das Kloster wurde von einem Grafen aus der Cerdagne um 1000 herum erbaut und 400 Jahre später durch ein Erdbeben zerstört, aber wieder aufgebaut. Irgendwann (wann, habe ich vergessen) verließen die Mönche jedoch den Berg und die gesamte Anlage war dem Verfall preisgegeben. Erst um 1900 herum begann der Bischof von Perpignan mit dem erneuten Aufbau. Heute befindet sich die Anlage in einem hervorragenden Zustand und man kann noch alte Teile des Steingewölbes aus 1400 in der Krypta bewundern.

Der Kreuzgang des Klosters

Der Kreuzgang des Klosters

meditative Abgeschiedenheit inmitten einer einzigartigen Bergwelt

meditative Abgeschiedenheit inmitten einer einzigartigen Bergwelt

Tierische Begegnungen am Wegesrand

Tierische Begegnungen am Wegesrand

Bergab geht es wesentlich schneller

Bergab geht es wesentlich schneller

Wir hielten uns nach der Besichtigung noch eine ganze Weile in der Gartenanlage auf und man kann sehr gut nachvollziehen, dass dieser Ort wie geschaffen ist für das zurückgezogene Leben der Geistlichen. Auch wenn heutzutage Jeeptouren hier herauf angeboten werden.....

Nach so viel innerer Einkehr ging es nun wieder hinab nach Casteil. Abwärts waren wir deutlich schneller unterwegs, so dass wir den Ort schon nach gut 30 Minuten erreichten. Ein einladendes Restaurant mit Bar und Hotel lud uns zur ganz profanen Einkehr ein, denn es war höchste Zeit für unseren Nachmittagskaffee. Ein schattiger Garten, den Blick auf die Berge, ein leckeres Stück Kuchen - so ließen wir diesen Ausflugstag ausklingen.

© Ulrike S., 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wenn Pfingsten vor der Tür steht, dann ist es höchste Zeit für Südfrankreich. Dieses Land zieht uns geradezu magisch an und seit über zehn Jahren verbringen wir hier unsere Familienferien. Wir können ganz einfach nicht anders. Hier – das ist im Languedoc-Roussillon. Genauer gesagt im Dörfchen Gruissan. Erst war viele Jahre lang ein Häuschen unser Feriendomizil, jetzt ist es ein Wohnwagen. Und auch im Jahr 2010 schallte Frankreichs Ruf in die schwäbische Provinz!
Details:
Aufbruch: 20.05.2010
Dauer: 17 Tage
Heimkehr: 05.06.2010
Reiseziele: Frankreich
Der Autor
 
Ulrike S. berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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