Einmal rund um Sardinien
4. Tag - Von Cala Gonone zur Costa de Sud
Daria ist am Morgen wieder fit und könnte die Wanderung zur Cala Goloritze machen, eine beneidenswerte Konstitution. Ich jedoch muss abwinken, nach den letzten zwei Tagen braucte ich schon einen ersten "Ruhetag" - also einen Tag ohne Wanderungen. Und weil uns Gala Gonone viel zu touristisch ist - dem "verschlafenen Fischerdorf" vergangener Tage, von dem die Reiseführer pallavern, ist ein kommerzielles Urlaubziel gewichen - entscheiden wir uns notgedrungen schon einen Tag früher gen Süden zu fahren.
Die Fahrt macht richtig Spaß, von Dorgali aus fährt man locker eine Stunde durchs Hochgebirge bevor das ganze irgendwann abflacht.
Zudem hausen hier ungemein viele Ziegen, an diesem Tag steht sogar eine am Straßenrand und frisst unter der Seitenabsperrung das Gras weg. Wir fahren mit 20km/h an dem Tier vorbei.
An einer Stelle der Straße ragt ein Plastikschlauch aus einem Betonklotz heraus, zwei alten Damen zapfen Wasser in ihre 20L Kanister. Wir halten an, denn das Trinkwasser auf dem CP Cala Gonone, das wir in Flaschen mitgenommen haben, ist geschmacklich doc etwas gewöhnungsbedürftig. Auf die Frage, ob es sich bei diesem Wasser um "aqua potable" handele überstürzen sich die beiden Damen jedoch, "Aqua Bueeenaaa", "Unverständliches.....BUENNAAA", "Unverständliches... BUEEENAAAAA". Ok überzeugt, ich probiere es noch kurz, es ist wirklich BUEENAAA.
So gieße ich die 7 Plastikflaschen mit der Camping Platz-Plörre aus und zapfe das Bergwasser, das munter aus dem Gennargentu-Massiv sprudelt.
Auf der Fahrt gen Süden entscheiden wir uns für einen Abstecher nach Arbatax, das ADAC-Sardinien-Heft schwärmt von den dortigen roten Felsen, die wie Nadeln aus dem Wasser herausragen. Zuerst kommen wir jedoch in eine Industrie-Geisterstadt, lauter verwaiste Firmensitze mit eingeschlagenen Scheiben und keiner Menschenseele weit und breit - da wollte man mit Subventionen etwas hochziehen, ok, aber es ist offensichtlich grandios gescheitert. Besser schnell weiter.
Mit etwas Mühe finden wir jedoch ins Zentrum und weiteres Nachfragen führt uns schließlich zu den besagten Felsen.
Arbatax tut uns beiden leid. Hier wirkt alles so, als wäre die beste Zeit definitiv lange vorüber - wenn es sie hier überhaupt gegeben hat. Angenehm ist jedoch die Ruhe, die immer damit einhergeht, wenn es ein Ort mal nicht in die Top 20 der größten Sehenswürdigkeiten schafft. Arbatax hat seine roten Felsen... und das wars. Immerhin ist es hier ruhiger als in Gala Conone, ein deutlicher Pluspunkt.
Die Fahrt geht weiter, etwas nördlich der Costa Rei gibt es, nur durch eine schmale Landzunge getrennt, zwei große Stagnos, Salzseen, die für Ornithologen ein wahres Paradies darstellen. Wir hoffen hier Flamingos zu erblicken, jedoch nichts da, wir kommen 4 Monate zu spät oder 4 zu früh, je nach dem wie man es sehen möchte. Dafür ist der lange Sandstrand gar nicht soo übel, zwar sind hier viele Leute, allerdings verteilen sie sich über den ganzen Strand, zudem ist das Wasser so warm, als wäre unter der Waasseroberfläche irgendwelche Warmwasserquellen am Werke. Daria findets toll, ich ahne Böses.
Weiter an die Costa Rei, DIE Partymeile auf Sardinien, Platz zwei nach Agha Khans JetSet im Norden. Schon bei der Anfahrt kommen uns erste DISCO-Schilder entgegen, danach haben wir uns aber eigentlich nicht gerade gesehnt. Nun gut, schließlich soll die Costa Rei ja auch landschaftlich ein Schmankerl sein. Aber als wir immer mehr überdimenionierte Sonnenbrillen und tiefer gelegte Karren sehen und zudem der Zugang zum Strand hinter einem einzigen Party-Bollwerk zu liegen scheint, da entscheiden wir uns kurzerhand die Costa Rei wieder zu verlassen, noch bevor wir sie gesehen haben. Man muss manchmal eben abwägen, in diesem Fall ist die Sache nicht allzu schwer.
Es geht also nun in Richtung Cagliari. Auf dem Weg dahin eine normale Auffahrt auf der rechten Seite mitsamt Beschleunigungsstreifen, ich komme mit ca. 100km/h von hinten angefahren, das Auto, dass von rechts einfädeln will ist noch ganz am Anfang des Seitenstreifens, hat ungefähr 60-70Km/h drauf... und zieht plötzlich nach links. Ich kann nur auf die Gegenspur ausweichen, die gerade glücklicherweise frei ist. Unser Puls rast, und der Typ im Rückspiegel weiß gar nicht, wie im geschehen.
Fazit: Schulterblick gibts in Italien nicht (wir hatten im Laufe des Urlaubs noch mehrmals das Vergnügen), das ist noch kein großes Problem, nur muss man das wissen und sich drauf einstellen, sonst kann es ziemlich schnell gefährlich werden. Wir holen also unsere Geldbörsen raus und entwichteten unser das Lehrgeld.
Die Fahrt geht mitten durch Cagliari hindurch. Die Hauptstadt wirkt gar nicht so verfallen, wie es ihr oft nachgesagt wird, moderne Brücken und sonstige architektonische Spielereien sind links und rechts zu bestaunen. Allerdings sind wir auch wieder nach 15 Min. draußen, weshalb sich ein genaueres Statement verbietet.
Von Cagliari gehts weiter in Richtung Pula und dann zum CP Torre Chia, und hier der erste (und auch einzige) Tiefschlag der Reise. Der CP ist fast voll, allerdings gibt es noch einige wenige Bereiche, auf die man das Zelt oder den Wagen stellen könnte. Ich schau mir den Bereich an, alles wäre ok, aber man gestattet uns nicht unseren Wagen ans Zelt zu stellen "wegen der Überfüllung". Ich zeige, wie wir unseren Wagen und das Zelt stellen würden, versichere, rede, aber es hilft alles nichts. Der Wagen hat draußen zu bleiben, unbewacht vor dem CP und wir müssten für jeden Mist 10 Minuten zum Auto gehen. Ich bin mir noch unsicher, schwanke, Daria entscheidet schließlich den Spökes nicht mitzumachen, und so fahren wir wieder in Torre Chia ab, begleitet von wirklich selten galligen Blicken. Es ist jetzt bereits 19.15, der nächste Campingplatz liegt in Tramatzu. Über enge Serpentinen des überraschend gebirgigen Hinterlandes der Südküste gehts also auf die andere Seite des Capo Spartivento. Und tatsächlich, 19.50 Uhr kommen wir an, bekommen noch einen Stellplatz zugewiesen, bauen unser Zelt auf und den Tag darf endlich ausklingen.
Fazit - Ein "vorbildlicher" Ruhetag.
Aufbruch: | 14.07.2010 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 31.07.2010 |