Von Schlangenbeschwörern, Textilhändlern und unvergänglicher Liebe
Traum oder Alptraum
25.10.2008
Agra - kaum ein anderer Ort prägt das Bild von Indien in Deutschland wie das Tadsch Mahal.
Leider ist die Luft ähnlich verpestet wie in Varanasi, der Verkehr absolut chaotisch. Um das Tadsch Mahal für die künftigen Generationen zu sichern, wurden alle Transferbusse zum Grabmahl auf Elektro umgestellt, gleichzeitig verbrennt aber jemand seinen Kunststoffmüll 300 Meter entfernt vom Tadsch Mahal. Wie schon gesagt, in Indien gibt es nicht schwarz oder weiss, sondern nur Grautöne in unendlich vielen Scahttierungen. Direkt neben etwas unbeschreiblich Schönem findet man auch immer etwas unbeschreiblich scheußliches.
Die Stadt hat noch mehr zu bieten als das Tadsch Mahal, etwa die Begräbnisstaetten Itmad-ud-Daulah und die von Akbar dem Grossen. Wir besuchen auch den Tempel Dayal Bagh, an dem die Radha-Swami-Sekte seit mehreren Jahrzehnten baut. Immer wenn Geld da ist, geht es weiter.
Höhepunkt ist aber natürlich das Tadsch Mahal. Die Fotos, die man allenthalben sieht, warden immer Freitags gemacht, wenn das Tadsch geschlossen ist. Dank Diwali ist z. Zt. Halligalli!
Diwali ist ein Fest, das sich über fuenf Tage erstreckt, ein Lichterfest, eigentlich ruhig und besinnlich wie auch unser Weihnachten, teilt es mit diesem die volle Kommerzialisierung. Für viele Hindus, besonders in Nordindien, geht es auf den Tag zurück, an dem Gott Rama mit seiner Frau Sita nach 14-jährigem Exil im Dschungel in seine Hauptstadt Ayodhya zurückkehrte, so wie es das Ramayana beschreibt. Da es dunkel war, entzündeten die Menschen Öllampen entlang seines Wegs..
Dank Diwali sind einige tausend Inder auf dem Gelände, hat aber was, zumal die Frauen mit bunten Saris unterwegs sind - ein echter Blickfang!
Die Atmosphaere ist unglaublich, vor allem, als langsam die Sonne untergeht...
Ähnlich wie Ludwig II hatte der Erbauer, Shah Jahan, das Problem, das die Zeitgenossen der Meinung waren, bei ihm wären ein paar Schrauben locker, vor allem dessen Sohn Aurangzeb, der Shah Jahan mal eben in den Kerker des Roten Forts werfen ließ mit Blick auf das Tadsch Mahal.
Zwei Stunden später: Während wir Abendbrot essen, ist direkt aus der Nachbarschaft laute Musik zu hören. Ich schaue mal nach, was Sache ist. Ein Hindu feiert Junggesellenabschied und reitet durch die Straßen, begleitet von einer Musikkapelle, etlichen Freunden, vielen Kindern, Alkohol, Generatoren und unzähligen Lampen.
Wir sind herzlich willkommen. Wie überall in Indien freut man sich, dass wir Interesse für das Land zeigen. Als ein paar Kids darum bitten, dass ich ein paar Fotos von ihnen mache, gerät die Situation allerdings etwas aus den Fugen. Aufgekratzt wie sie sind, will jeder auf das Foto, einer schubst den anderen weg, fast in den Abwasserkanal hinein. Hier heißt es jetzt, Rückzug antreten, bevor die India Times eine Schagzeile frei Haus geliefert bekommt.
Aufbruch: | Oktober 2008 |
Dauer: | circa 5 Wochen |
Heimkehr: | November 2008 |