Paddeln auf der Gauja (eine viel zu kurze Reise ins Baltikum)
Reisebericht über Land, Leute und Allgemeines, vorrangig von Lettland. Im Mittelpunkt stand eine Paddeltour auf der Gauja.
Vorbemerkung und Vorbereitung
In meinem letzten Reisebericht "Wanderpaddeln in Südwestfrankreich" hatte ich im Schlusskapitel einen Fluss in Lettland erwähnt, von dem ich so beiläufig gehört hatte, aber nicht einmal den Namen kannte. Inzwischen weiß ich, das er Gauja heißt, 450 km lang ist, dabei ausschließlich durch Lettland fließt (auf ca 30 km bildet er die Grenze zu Estland ) was bei diesem doch recht kleinen Land nur dadurch erklärbar ist, das sich die Gauja wie eine Schlange um das halbe Land windet.
Der oben erwähnte Reisebericht handelte im Jahr 2007 und danach waren wir doch etwas "frankreichmüde", wollten auch mal neue Landschaften kennenlernen. Folgerichtig waren wir 2008 in Norwegen und Schweden unterwegs, was schon lange ein Traum von mir war. Sich aber als ziemlicher Alptraum entpuppte, was das paddeln betraf. Schuld daran war in erster Linie eine doch recht schlampige Vorbereitung meinerseits auf diese Tour. Klar, wenn man fünf Jahre hintereinander in Frankreich war, denkt man wahrscheinlich automatisch, das die dortigen Geflogen und Gewohnheiten überall gelten. Skandinavien ist aber ziemlich anders und das meine ich durchaus nicht negativ.
Ich ging davon aus, dass auch dort jede Menge Bootsverleiher auf Kunden warten, was aber eben nicht der Fall ist. Klar bekommt man an jedem Fluss oder See ein Ruderboot zum Angeln, aber eben kein Kanu oder einen Kanadier für leichte Wildwasserwanderungen. Geplant war, die Trysilelva von Elvbrua bis zur schwedischen Grenze zu paddeln. Das sind ca 100 km mit fast durchgehendem Wildwasser I bis II, dabei einige schwierigere Stellen, die aber dadurch, dass sie relativ gut zu umtragen sind kein Problem darstellen. Leider fanden wir niemand der uns für diese Strecke passende Boote verleihen konnte und so fuhren wir, meistens mit Blickkontakt zum Fluss in Richtung schwedische Grenze. Ein gutes Stück nach der Grenze auf einem Zeltplatz bei Sysslebäck konnten wir einen großen Kanadier mieten und sind damit dann doch noch vier Tage auf der Trysilelva gepaddelt, die hier auf schwedischer Seite Klarälven heißt und zu einem breiten, trägen Wanderfluss geworden ist. Immerhin, landschaftlich wunderschön im nordischen Frühherbst. Man kann dort auch Flöße mit einer kleinen Schutzhütte an Bord mieten, bzw. bei Wunsch unter fachlicher Anleitung selber zusammenbauen. Für Familien mit Kindern sicher eine tolle Alternative. Geradezu überwältigend war das reiche Pilzangebot. Wir haben nur Steinpilze und Rotkappen genommen, alles andere großzügig stehenlassen. Auch erwähnenswert das skandinavische Jedermannsrecht. Dieses besagt sinngemäß, das man an jedem Ort zumindest eine Nacht frei zelten darf. Eine sehr schöne Tradition, die hoffentlich noch vielen Generationen erhalten bleibt. Bleibt nur noch Detlef vorzustellen, seit dieser Tour dabei und aufgrund seiner Fähigkeiten und seines Charakters mittlerweile nicht mehr wegzudenken.
Und damit zurück ins Baltikum und zu einem Phänomen. Es wird anscheinend von Jahr zu Jahr schwieriger für uns, Familie, Beruf und Hobby unter einen Hut zu bringen. Die logische Folge: Wir werden immer weniger. Brachte die 2008er Tour fünf Mann zusammen, so waren wir 2009, als es doch noch einmal nach Frankreich an meinen geliebten Tarn und den Allier ging, nur noch zu dritt. Übrigens stand diese Tour unter keinem guten Stern, wir mussten sogar vorzeitig abbrechen wegen einiger leichtsinnig eingehandelter Blessuren.
Dieses Jahr blieben dann Detlef und ich übrig, was allerdings auch daran lag, das einige nicht in den "Osten" wollten. Schade, sie haben viel verpasst.
Diesmal hatte ich im Vorfeld fleißig recherchiert, zum einen, um nicht noch einmal ein Fiasko wie 2008 zu erleben und auch weil meine (theoretischen) Kenntnisse über das Baltikum im allgemeinen wohl recht passabel sind aber speziell zu den dortigen Paddelmöglichkeiten und Gepflogenheiten gen Null tendierten. An dieser Stelle Dank an Roland "Dundak" der Osteuropa quasi wie seine Westentasche kennt für seine Tipps und Ermutigungen. Mitte Juli waren alle Vorbereitungen abgeschlossen und es konnte losgehen
Aufbruch: | 25.07.2010 |
Dauer: | 10 Tage |
Heimkehr: | 03.08.2010 |