Paddeln auf der Gauja (eine viel zu kurze Reise ins Baltikum)
Auf der Gauja Teil 2
Kurz nach der Stadt beginnt der Gauja-Nationalpark in dem es verboten ist außerhalb der gekennzeichneten Biwakplätze zu übernachten. Es würde auch wenig Sinn machen dieses Verbot zu übertreten, da die Plätze erstens an landschaftlich herausragenden Stellen und zweitens in regelmäßigen Abständen, etwa aller 5 km, eingerichtet sind. Im Nationalpark tauchen dann die ersten Felsformationen aus rotem und weißem Sandstein an beiden Ufern auf. Teilweise ragen sie bis zu einer Höhe von 20 Metern auf und an manchen Stellen erinnert die Szenerie an die Elbe und die Sächsische Schweiz. Der Tag verging wie im Flug, wie immer wenn es schön ist und auf dem Biwakplatz Rauna an der Einmündung des gleichnamigen Flüsschens in die Gauja fand er sein Ende. Allerdings kann ich diesen Platz nun wirklich nicht empfehlen, denn als ein schöner Lagerfeuerabend zu Ende ging und wir um Mitternacht in unsere Schlafsäcke krochen, wurden wir doch noch überfallen. Bis dahin hatten wir überhaupt nichts von ihrer Anwesenheit bemerkt. Es war ein ungleicher Kampf, ihrer Überzahl hatten wir auf Dauer einfach nichts mehr entgegenzusetzen. Erst gegen 3 Uhr war die Schlacht vorbei und die letzten Mücken zogen sich zurück. Völlig erschöpft fielen wir in den Schlaf der Gerechten. Aber nur bis 7 Uhr. Dauerregen und Gewitter kann unter Umständen auch seine Reize haben aber ganz bestimmt nicht nach 4 Stunden Schlaf. Natürlich kannst du fluchen, aber das ändert nichts. Wenigstens war es nicht kalt und unsere bewährten wasserdichten Jacken hatten ihren zweiten Einsatz. Ich glaube ich muss jetzt eine Erklärung abgeben. Also, wir nehmen zu unseren Touren zwar immer Zelte mit, schlafen aber meistens im Biwaksack und für die Tage an der Gauja hatten wir die Zelte im Auto gelassen. Es gelang mir, unter der Bank geschützt, den Kocher in Gang zu bringen und so gab es bei strömendem Regen Bohneneintopf und Kaffee als Frühstück. Man muss nur schnell essen und trinken sonst werden Schüssel und Tasse nie leer. Wer noch nie in solchen Situationen war, der kann wahrscheinlich nicht verstehen, dass man dabei trotzdem durchaus eine innere Zufriedenheit spüren kann. Punkt 9 Uhr hörte der Regen schlagartig auf, es war sofort wieder schwülwarm und nichts konnte mehr den Start zur dritten und letzten Etappe auf der Gauja verzögern. Die großartige, stille Landschaft, zu beiden Ufern des Flusses geprägt durch endlose Wälder, nur ab und zu unterbrochen von den in der Sonne rötlich glänzenden Sandsteinfelsen zieht langsam an uns vorüber. Im Fluss befinden sich jetzt zahlreiche Inseln, die allesamt an ihrer Stirnseite zu Zeiten der Schneeschmelze und der Hochwasser gigantische Wälle aus Treibholz angehäuft haben, was ihnen von weitem den Anblick von palisadenbewehrten Burgen verleiht. Am frühen Nachmittag dann wieder ein plötzlicher Wetterumschwung. Wir waren innerhalb von Sekunden völlig durchnässt so dass es keinen Sinn mehr hatte einen trockenen Unterschlupf am Ufer aufzusuchen. Also weiter und nach ein paar Minuten ist uns das Wetter so was von egal. Es sind ja nur noch drei, vier km bis zu unserem Ziel bei Cesis und unsere Gespräche kreisen um heißen Kaffee, getrunken unter einem Dach und in trockenen Kleidern denn es war inzwischen doch recht kühl geworden. Insgesamt waren es trotz der gelegentlichen Wetterkapriolen sehr schöne Tage auf dem Fluss. Wer die Natur liebt und Ruhe sucht kommt voll auf seine Kosten. Unseren Zeltplatz kann ich nur empfehlen, man kann dort z.B. auch Räder leihen und damit Touren entlang der Gauja und im Nationalpark, der ein gut ausgebautes Netz an Radwegen hat, unternehmen. Hier für alle Interessierten die Internetadresse: www.zagarkalns.lv .
Aufbruch: | 25.07.2010 |
Dauer: | 10 Tage |
Heimkehr: | 03.08.2010 |