Träume werden wahr...
Lost for words
Nachts um 3 Uhr kam ich in Jinan an. Wieder war die Zugfahrt sehr angenehm, denn wieder einmal war ich im Schlafwagen unterwegs. Einige Stunden zuvor hatte ich von Elaine eine SMS erhalten, dass ich sie, wenn ich ankomme, anrufen könne, wenn es Verständigungsprobleme mit dem Taxifahrer gebe. Fand ich ja echt lieb von ihr, aber ich wollte es wie immer doch erstmal lieber selber versuchen. Ich hatte bereits am ersten Tag in Jinan ein Foto vom Straßenschild gemacht, damit ich es zur Not den Fahrern zeigen könnte. Das kam hier mal wieder zum Einsatz, der Fahrer kannte aber die Straße nicht. Dann hab ich ihm ein Bild vom Buddha Mountain und einer Buddha Statue gezeigt, aber damit wusste er auch erstmal nix anzufangen. Also holte ich meinen Lonely Planet aus dem Kofferraum und wollte ihm die Straßenkarte zeigen. Hier waren aber die Straßen nicht auf Chinesisch eingetragen, nur in Pinyin, also der vereinfachten, latinisierten Version. Immerhin gelang es mir wohl, den Straßennamen einer Straße in der Nähe des Apartments richtig auszusprechen, Jingshi Lu - nicht zu verwechseln mit der Jing Shilu! - denn jetzt wusste er, in welche Richtung er fahren sollte.
Ich kannte ja den Weg, also sagte ich im, wo er hinfahren solle. Nicht, dass er meine Worte verstanden hätte, denn Englisch sprach er ja eh nicht, also hab ich Bayerisch mit ihm geredet. War ja egal, kapiert hat er's schon, wenn ich ihm gesagt habe, er müsse nun links abbiegen und jetzt gerade aus fahren. Am Ende kam ich da an, wo ich hinwollte, also hat das dann schon so gepasst.
Die Kommunikation mit den Einheimischen, das war eine der unterhaltsamsten Dinge, die ich in China erlebt habe. Wenn die mit mir Chinesisch sprachen, dann gab es von mir eben Deutsch, Englisch oder Bayerisch zurück. Es hat ja immer irgendwie geklappt mit der Verständigung
Als ich dann vom Taxi zum Haus lief, rief Elaine mich an, total verschlafen, und erkundigte sich, ob ich schon angekommen sei. Ich bejahte, dankte ihr für den Anruf und sagte ihr, sie solle sich wieder schlafen legen. Sie ist wirklich ein kleiner Schatz, die Elaine.
Da ich bereits im Zug geschlafen hatte, war ich nicht wirklich müde - und das, obwohl ich auf dem besten Weg war eine Erkältung zu bekommen. Was tun also, um 4 Uhr in der Früh, wenn man nicht schlafen kann, obwohl man will? Beste Zeit um mit der Mama zu Hause in Deutschland zu telefonieren! Anschließend hab ich dann noch eine Stunde im Web gesurft, bevor ich endlich einschlafen konnte. Dafür habe ich dann den Rest des Tages nicht viel gemacht außer Schlafen. Mein Körper hat mir halt mal wieder gesagt, dass er ne Pause braucht. Am Abend bin ich dann mit meinem Papa durch Jinan spazieren gegangen. Die Geschäfte hatten bereits geschlossen, dafür hatten viele Händler kleine Stände auf der Straße aufgebaut. Dort gab es allen möglichen Kram zu kaufen, von Socken über Spielzeug bis hin zu Schmuck und Deko. Alles knallbunt und glitzernd.
Dann liefen wir über den Quangcheng Square, wo sich einige Leute zum Tanzen getroffen hatten. Das Wetter war mittlerweile besser geworden und die Nächte nicht mehr ganz so eisig. Dort beobachteten wir die Leute eine Weile, machten noch ein paar Fotos von den schön beleuchteten Brücken und Gebäuden, bevor wir dann wieder nach Hause gingen.
Am nächsten Tag lief ich dann zum Bahnhof um mir eine Fahrkarte für den nächsten Tag nach Peking zu besorgen, denn dort wollte ich mich ja wieder mit Al treffen. Nachdem ich nicht nach Hohhot fuhr hatte ich mir überlegt, dass es sinnvoller wäre, erst nach Jinan zu fahren und dann die letzten Tage in Peking zu verbringen, anstatt erst nach Peking zu fahren, dann zurück nach Jinan, nur um von dort wieder nach Peking zu fliegen. Lange Rede, kurzer Sinn, also ab zum Bahnhof, Ticket besorgen. Wieder einmal hatte ich mir alles Nötige auf chinesisch aufgeschrieben, mithilfe meines Lonely Planets hatte ich alle Wörter, die ich brauchte. Ich hatte mir zwar gedacht, dass es vielleicht - wie an den anderen Bahnhöfen bisher - einen Schalter für Ausländer am Bahnhof gebe, das war allerdings nicht der Fall, von daher war es wirklich gut, den Zettel mit den Schriftzeichen dabei zu haben. Wieder einmal bekam ich, was ich wollte, nämlich ein Zugticket nach Peking für den nächsten Tag.
Als ich kurz darauf mit Elaine telefonierte, war sie sehr erstaunt darüber, dass es mir gelungen war, die Fahrkarte selber zu kaufen und wollte es kaum glauben. Eigentlich wollte ich sie fragen, ob sie am Abend Zeit und Lust hätte, mit mir und meinem Vater Essen zu gehen, aber leider musste sie absagen, da sie am nächsten Morgen sehr sehr früh raus musste - und sie braucht jeden Abend beinahe zwei Stunden um von der Arbeit nach Hause zu kommen.
Für den Rückweg zum Apartment wählte ich einen anderen Weg und war so noch eine ganze Weile beschäftigt. Ich hielt auch an einem dieser "Spielplätze für Erwachsene" an, übte mich ein wenig an einigen der Geräte und genoss einfach die Sonne und das Frühlingswetter.
Am Abend brachte mein Vater dann Jake, den anderen Übersetzer mit, und wir gingen mit ihm in ein neues Restaurant in der Nähe unserer Wohnung. Dort konnte man auswählen, ob man ein Menü mit Haifischflossensuppe oder mit Seegurke wollte, alle anderen Gerichte waren diesen beiden mit Bedacht zugeordnet. Wir entschieden uns für die Haifischflossensuppe und es war ein wirklich sehr sehr gutes Essen. Wieder einmal wurde unser Tisch mit unzähligen Gerichten vollgeladen, mit Fisch, Fleisch, Wild, Gemüse, Obst, etc.
Am nächsten Tag saß ich im Zug nach Peking, kam am Mittag an, fuhr zum Red Lantern Hostel nördlich der Verbotenen Stadt und verbrachte den Nachmittag damit, durch die Hutongs zu wandern - hier kann man echt vergessen, dass man sich in einer riesigen Metropole befindet. Hier kehrte ich in ein kleines Restaurant ein, wo es wieder mal kein Bildermenü gab. Da zückte ich mein ICOON Bilderwörterbuch und zeigte dem Kellner, was ich in etwa haben wollte. Ich zeigte auf Schwein, Brokkoli und Karotten. Was ich am Ende bekam war etwas ganz anderes, ich glaube es war Hühnerfleisch, dazu Frühlingszwiebeln, Erdnüsse und das ganze in einer süßsauerscharfen Soße. War zwar nicht das, was ich bestellt hatte, war aber wirklich sehr sehr gut!
Anschließend lief ich vorbei am Houhai See und am Qinhai See, entlang einer vielbesuchten Straße mit vielen kleinen Geschäften. Dort überholte ich zwei nicht-Chinesische Touristinnen, von denen mir die eine deswegen auffiel, weil sie eine wirklich tolle Hose trug. Ich lief weiter, blieb hier und dort stehen um mir die Geschäfte anzuschauen, machte ein paar Fotos, lief weiter, orientierte mich, wo ich eigentlich genau war und lief weiter bis ich wieder einmal in der South Luogu Gasse war. Diese war wieder einmal von vielen vielen Touristen besucht und ich schlängelte mich so durch die Massen, da überholte ich wieder dieselben beiden Touristinnen, wieder fiel mir diese tolle Hose auf. Dann ließ ich mich für den Rest des Nachmittags wieder einmal im Tree House Café nieder.
Am Abend machte ich mich dann wieder auf den Rückweg zum Hostel und bog dann im Hutong einmal falsch ab, sodass ich auf einmal an einer Straße rauskam, wo ich eigentlich gar nicht sein sollte. Also wieder einmal einen Blick in den Lonely Planet, obwohl ich mir vorher ja so sicher war, auf dem richtigen Weg zu sein. Ich war nicht allzu weit vom Weg abgekommen und fand bald zum Hostel zurück. Die Orientierung in den Hutongs kann manchmal etwas schwierig sein, weil viele Gassen einfach gleich aussehen. Tagsüber kann ich mich immerhin an der Sonne orientieren und weiß, in welche Richtung ich laufe, aber Nachts ist das alles nicht so einfach.
Morgens um halb Neun klingelte der Wecker meiner Zimmergenossinen im Hostel, da war dann auch für mich nicht mehr so wirklich an Schlaf zu denken. So hatte ich dann wenigstens den ganzen Tag über viel Zeit um mir noch einiges in Peking anzusehen, bevor ich mich am Nachmittag mit Al treffen würde. Auf dem Weg vom Bad zum Zimmer fiel mir etwas auf, was ich am Tag vorher schon bemerkt hatte: Die tolle Hose. Hier, in dem Hostel, in dem ich war. Und das Mädel, das die Hose trug, war eine meiner Zimmergenossinen!
Bald machte ich mich dann wieder auf den Weg, die Stadt zu erkunden, und mein Weg führte mich zum Jingshan Park (hier ist der Eintritt lediglich 2 Yuan, ein echtes Schnäppchen, verglichen mit anderen Parks). Das hat sich wirklich gelohnt. Vor allem, weil das Wetter wieder mal so gut war, dass ich auch ein bisschen weiter sah, als nur bis zur nächsten Häuserwand. Im Jingshan Park befindet sich ein Hügel, auf dessen Spitze ein Tempel ist. Von diesem Tempel aus hat man einen faszinierenden Ausblick über Peking, besonders über die verbotene Stadt, denn die befindet sich direkt am Fuß des Hügels. Der steile Aufstieg war die Asthma-bedingte Kurzatmigkeit wirklich wert und die Perspektive, die sich mir hier eröffnete, war wirklich einzigartig!
Um noch mehr Sonnenstrahlen zu genießen, und wieder ein wenig zu ruhigerer Atmung zu gelangen, saß ich eine Weile auf einer Bank, mit Ausblick auf die Verbotene Stadt, und las einige Kapitel des Romans "Of Human Bondage" von William Somerset Maugham. (Klasse Buch!). Später lief ich dann wieder zur Wangfujing Street, der großen Einkaufsmeile im Zentrum Pekings, östlich der Verbotenen Stadt, um dort etwas zu essen. Ich fand wieder mal ein nettes kleines Schnellrestaurant mit einem Bildermenü. Sah ja auch alles echt gut aus, das Essen wurde aber leider nicht frisch zubereitet, wie sonst, sondern kam aus der Mikrowelle. Daher hat es auch nicht so besonders geschmeckt, aber immerhin satt gemacht hat es mich.
Ein letztes Mal führte mich mein Weg nun zum Tree House Café, wo ich mich später mit Al traf - ich hab ihm per SMS etwaige Anweisungen gegeben, wie er es von der U-Bahn Station aus erreichen könnte und es hat dann auch irgendwie geklappt, er hat den Weg gefunden. Wir hatten uns erst einmal viel zu erzählen und fuhren dann als es bereits dunkel war mit dem Taxi zum Red Lantern Hostel, wo wir uns ein Doppelzimmer teilten. Nach dem gemeinsamen Abendessen musste sich Al auch schon wieder für ein paar Stunden verabschieden, denn er hatte an dem Abend noch eine Verabredung mit Lehrerkollegen - die Englischlehrer von TTC treffen sich einmal im Monat in Peking und gehen natürlich Party machen, was auch sonst.
Ich las noch eine Weile und ging dann schlafen, es war ja schon spät. Gegen halb zwei kam dann auch Al ins Hostel, ich musste ihn rein lassen, denn für die Haupttüre brauchte man auch einen Schlüssel, und den hatte ich. Das Red Lantern House kann ich Peking-Reisenden empfehlen, es ist ein nettes Hostel, das über mehrere Gebäude verteilt ist und über praktische Schlafsäle und schöne Einzel/Doppelzimmer verfügt. Und das ganze zu einem erschwinglichen Preis!
Am nächsten Morgen - Sonntag - machten wir uns nach dem Frühstück - naja gut, Mittagessen - auf den Weg nach Huairou, wo ich die letzten Tage meiner Reise verbringen würde. Dort verlief dann der Rest meiner Reise sehr unspektakulär, wir verbrachten die Zeit bis Dienstag mit einigen guten Filmen (The King's Speech!!), gutem Essen und Spaziergängen. In die Schule konnte ich leider nicht mehr mit, da die Direktorin Al deshalb gerügt hatte - eigentlich nur deshalb, weil er sich über irgendwas (zurecht) beschwert hatte und sie hat dann halt zum Rundumschlag ausgeholt...
Am Dienstag machte ich mich dann wieder auf den Weg nach Peking zum Flughafen, wo mein Vater schon auf mich wartete und wir noch mit Zee zum Abschied beim Thailänder essen gingen. Die Zeit in China verging viel zu schnell, aber drei Wochen sind auch nicht wirklich viel, wenn man so ein riesiges Land bereist. Wir gingen zum Check-In, wo mein Vater mir eigentlich mit seinen gesammelten Flugmeilen ein Upgrade in die Business Class besorgen wollte. Erst hieß es, das sei möglich, dann ging es aber leider doch nicht, weil für den Flug ein Sondertarif galt und das Upgrade statt 5000 Flugmeilen auf einmal 30000 Flugmeilen kosten sollte - und so viele Meilen hatte er dann leider nicht. Auch hätte ein Upgrade zu viel Geld gekostet, daher musste ich dann doch in der Economy Class fliegen.
Ich hatte vor Abflug wieder mal eine meiner tollen Schlaftabletten genommen und hab dann vom Flug, außer dem Essen, so gut wie nix mitbekommen. Bevor ich allerdings einschlafen konnte, zog es mein Sitznachbar vor, mich mit seinen Gesprächen zu unterhalten. Und welch Ehre, ich saß neben dem Honorarkonsul der Mongolei aus Zypern! *gähn*
Wir flogen also um 23 Uhr in Peking los und kamen gegen 4 Uhr (Ortszeit) in Dubai an, wo wir uns sogleich auf den Weg ins Hotel machten.
Aufbruch: | 14.02.2011 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 09.03.2011 |