Träume werden wahr...

Reisezeit: Februar / März 2011  |  von Kristina Beatrice Holler-Bouldin

The five people you meet in heaven

oder auch: Kein Songtext, aber ein Buchtitel!

Am Morgen hatte ich ein etwas kurioses Erlebnis. Kurz nachdem mein Vater das Haus in Richtung Firma verlassen hatte, klopfte es an der Tür und als ich öffnete sah ich eine Chinesin dort stehen, die sofort begann in ihrer Sprache auf mich einzureden. Ich versuchte ihr zu verstehen zu geben, dass ich nichts von dem verstünde, was sie so erzählte, das hielt sie aber nicht davon ab weiterzureden. In meiner Verzweiflung wusste ich erst nicht, was ich tun sollte, doch da fiel mir ein, dass mir vielleicht der Lonely Planet weiterhelfen könnte, denn dort sind immer einige Sätze zur einfachen Kommunikation enthalten. Ich zeigte ihr "I don't understand", woraufhin sie immer noch weiterredete, dann aber ihr Handy zückte, jemanden anrief und mir den Hörer gab. Ich fragte die Person am anderen Ende, die gebrochenes Englisch sprach, wer denn diese Frau sei ("This woman is my mother") und was sie wolle .... darauf bekam ich allerdings keine Antwort. In der Zwischenzeit sah die Dame einen Putzeimer stehen und gab mir zu verstehen, dass sie eine Putzfrau sei. Da ich aber nicht wusste, ob wir eine haben, oder ob diese Frau nur nach Arbeit sucht, versuchte ich Elaine anzurufen, damit sie übersetzen kann. Erfolglos... Also rief ich Papa an, der wusste auch nix von einer Putzfrau, war aber zum Glück noch im Auto unterwegs mit einem Fahrer, der zumindest ein bisschen Englisch verstand, und so bat dann letzterer die Frau darum, doch zu gehen.


Was lernen wir daraus?
Chinesen reden einfach munter weiter, auch wenn man kein Wort von dem versteht was sie sagen. Das passierte mir nicht nur dies eine Mal!

Der Zug nach Peking ging um 16:30 Uhr, der Fahrer, Yu, kam bereits um 15 Uhr ins Apartment, und weil das noch viel zu früh war um die 4 km zum Bahnhof zu fahren, haben Yu, der kein Englisch spricht, und ich, die immer noch kein Chinesisch kann, auf andere Art versucht zu kommunizieren. Netterweise hatte mir Papa für meine Reise einen Taschenübersetzer geliehen, mit dem es dann auch mehr oder weniger klappte, dass wir uns unterhalten konnten. Die meisten Übersetzungen waren sogar richtig, manchmal kam aber auch soetwas dabei raus wie "How long will you play there?" ... Wobei Yu vielleicht genau das gemeint hat?!? (An den Übersetzer hatte ich erst später gedacht, nachdem die oben erwähnte Frau bereits wieder weg war und zwischenzeitlich Wang, der andere Fahrer, kurz vorbei geschaut hatte, weil unser Kühlschrank geliefert wurde.)

Am Bahnhof angekommen wurde erst einmal mein Gepäck gescannt (eher halbherzig, es ist bei weitem nicht so streng wie am Flughafen) und wir begaben uns in die Wartehalle, die schon voller ungeduldiger Chinesen war, die alle in Richtung Peking fahren wollten. In China kann man nämlich nicht einfach so zum Bahnsteig gehen, sondern man muss in der Wartehalle warten, bis der Zug aufgerufen wird. Dann versuchen alle so schnell wie möglich sich durch die Fahrscheinüberprüfung zu quetschen (von Schlangenbildung haben die noch nix gehört!) und strömen anschließend massenweise zum Bahnsteig. Selbstverständlich gibt es verschiedene Tickets zu erwerben: Da gibt es Hard Seat, Soft Seat (nur in manchen Zügen), Hard Sleeper und Soft Sleeper. Man bekommt also schon beim Fahrkartenkauf seinen Platz zugewiesen; nicht wie bei uns wo man einfach in den Zug steigt und sich selber einen Sitzplatz sucht. Wenn die genannten Möglichkeiten alle schon verkauft sind, dann gibt es noch Stehkarten, die noch ein bisschen günstiger sind als die Hard Seat Tickets. Selbst bei den Stehtickets bekommt man einen Wagon vorgeschrieben, in dem man stehen soll und so verteilten sich alle Zuggäste über den ganzen Bahnsteig dorthin, wo ihr Wagon einfahren würde. Für diesen Zug gab es allerdings nur Soft Seat Tickets, denn es war ein Express Train, der eben anders bestuhlt ist als die normalen (langsameren) Züge. So hatte ich dann eine ganz angenehme 3 1/2-stündige Fahrt nach Peking.

Aus dem Fenster konnte ich trotz des sehr trüben Wetters ein wenig sehen; hier eine kleine Schafherde...

Aus dem Fenster konnte ich trotz des sehr trüben Wetters ein wenig sehen; hier eine kleine Schafherde...

... hier einen künstlich angelegten Wald...

... hier einen künstlich angelegten Wald...

... und hier ein altes verfallenes Dorf.

... und hier ein altes verfallenes Dorf.

Bald wurde es dunkel und ich schlief noch eine Stunde im Zug, wobei ich von der Aussicht sowieso nicht viel verpasste, denn die war eher unspektakulär flach und trist oder man sah irgend welche Fabriken oder Straßen.

Ich hatte ja bereits erwähnt, dass die Chinesen sehr unterschiedliche Einstellungen zum Heizen von öffentlichen Gebäuden haben. So stieg ich aus dem Zug aus in einen eiskalten Bahnhof Peking Süd und stieg in eine total überheizte U-Bahn zur Xidan Station ein, wo ich mit Zee verabredet war. Von Xidan fuhren wir dann weiter nach Norden bis Lishuiqiao, alles in allem gut 45 Minuten in dieser vollgestopften Sauna auf Rädern. Die nötige Abkühlung bekamen wir nach Verlassen der Metrostation, denn es war draußen eiskalt!

Nachdem wir mein Gepäck in ihrem Apartment abgeladen hatten gingen Zee, ihr Freund Henry, ein französischer Koreaner, der in Deutschland aufgewachsen ist, und ich noch schön scharf Abendessen beim muslimischen Chinesen ums Eck.

Am nächsten Morgen fuhr ich dann mit Zee in die Stadt, wo wir in der Nähe der Dongsi Metrostation in einem gut besuchten Restaurant traditionelle Pekinger Speisen, unter anderem diverse Teigwaren und eine Suppe mit Erdnusssoße, frühstückten. Anschließend nahmen wir ein Taxi zur South Luogu Gasse. Dort zeigte mir Zee einige Geheimtipps, unter anderem das DuGe Courtyard Hotel, ein sehr exquisites Boutiquehotel in dem ich gerne mal einige Nächte verbringen würde. Noch muss ich mich aber mit Hostels und Couchsurfing zufrieden geben. Weil Zee aber nicht den ganzen Tag Zeit hatte, sondern auch etwas für ihren Lebensunterhalt tun muss, verließ sie mich bald, sodass ich die Möglichkeit hatte, mir diese interessante Hutong Area alleine anzusehen.

South Luogu Gasse

"Die South Luogu Gasse, 786 Meter lang und 8 Meter breit, verbindet die Gulou East Straße im Norden mit der Di'anmen East Straße im Süden. Die South Luogu Gasse wurde im Jahr 1267, als Yuan Da Du errichtet wurde, gebaut und war ein Teil des Marktes in Yuan Da Dus städtischem Aufbau, bei dem der Kaiserliche Hof vorne, die Marktstraßen hinten, der Kaiserliche Ahnentempel auf der linken Seite und der Opferaltar auf der rechten Seite war. Die Gasse war Teil der Zhaohui Gemeinde in der Yuan Dynastie und diente als Grenze zwischen der Zhaohui Gemeinde und der Jinggong Gemeinde während der Ming Dynastie. Sie stand unter der Flagge der Xianghuang während der Jahre des Kaisers Qianlong und war Teil der Left III Gemeinde in den späten Regierungsjahren des Kaisers Guangxu und während der Herrschaft des Kaisers Xuantong. Während der Zeit der Volksrepublik China gehörte sie zur Inner V Gemeinde.

Die Gasse wurde auf Grund ihrer Eigenschaft, dass der mittlere Teil höher ist als die beiden Enden (luoguo) während der Ming Dynastie "Luogou Gasse" getauft. Im Jahr 1750 bekam die Gasse den gleichlautenden Namen "Luogu Gasse" und wurde in den südlichen und den nördlichen Teil (der sich jetzt in der Andingmen Gemeinde befindet) gegliedert. Der Name dieser Gasse blieb "South Luogu Gasse" während und nach den Jahren der Chinesischen Republik. Der Hutong war während der Kulturrevulotion kurzzeitig als "Huihuang Straße" bekannt und bekam später seinen ursprünglichen Namen zurück.

Die South Luogu Gasse wurde unter dem architektonischen Konzept der "Wohnblöcke" gebaut: Die Gasse dient als die zentrale Grenze zwischen 8 parallelen Hutongs auf beiden Seiten, wodurch der Gegend das Aussehen von Fischgräten, oder "Wugong", gegeben wurde. Daher wurde die Gasse auch "Wugong Gasse" genannt. Die South Luogu Gasse ist die einzige erhaltene traditionelle Wohngegend in China, die nach wie vor das Hutong-typische Schachbrettmuster der Yuan Dynastie aufweist. Ihr Ausmaß, Qualität und historische Bedeutung wird von keiner anderen derartigen Gasse erreicht.

Die South Luogu Gasse war unter den ersten 25 historischen Gegenden, die von der Pekinger Gemeindeverwaltung im November 1990 zur Erhaltung ausgeschrieben wurden. Derzeit steht ein Schauplatz des South Luogu Bezirks unter Nationaldenkmalschutz, elf Plätze unter Stadtdenkmalschutz und neun unter Gemeindedenkmalschutz. Auf Grund seiner beeindruckenden historischen und kulturellen Bedeutung ist die South Luogu Gasse heute ein touristisch und kulturell interessantes Stadtviertel in der alten Hauptstadt Peking."

Quelle: Schild in der Gasse

Ob hinter so einer Tür reiche oder arme Leute wohnten, lässt sich schon an der Tür feststellen. Wenn oben vier dieser "Balken" rausstehen und es neben der Tür noch Statuen gibt, wie hier die Steinstatuen auf beiden Seiten (die rechte ist perspektivisch bedingt nicht zu sehen, ist aber hinter der Pflanze versteckt), dann kann man davon ausgehen, dass es ein Haus reicher Leute war. Wobei es so viele neue Türen gibt, bei denen dies nur Show ist; den alten Türen sieht man ihr Alter auch an.

Ob hinter so einer Tür reiche oder arme Leute wohnten, lässt sich schon an der Tür feststellen. Wenn oben vier dieser "Balken" rausstehen und es neben der Tür noch Statuen gibt, wie hier die Steinstatuen auf beiden Seiten (die rechte ist perspektivisch bedingt nicht zu sehen, ist aber hinter der Pflanze versteckt), dann kann man davon ausgehen, dass es ein Haus reicher Leute war. Wobei es so viele neue Türen gibt, bei denen dies nur Show ist; den alten Türen sieht man ihr Alter auch an.

Noch so eine neue Tür. Hier mit Statuen, die das Haus vor bösen Geistern beschützen sollen.

Noch so eine neue Tür. Hier mit Statuen, die das Haus vor bösen Geistern beschützen sollen.

Hier eine alte Tür mit nur zwei "Balken", hier wohnte einst wohl eine respektable Familie, die nicht zur Oberschicht gehörte... Jede dieser Türen erzählt ihre eigene Geschichte, viele der Geschichten sind leider in Vergessenheit geraten...

Hier eine alte Tür mit nur zwei "Balken", hier wohnte einst wohl eine respektable Familie, die nicht zur Oberschicht gehörte... Jede dieser Türen erzählt ihre eigene Geschichte, viele der Geschichten sind leider in Vergessenheit geraten...

Das muss so schön aussehen, wenn die Bäume blühen!

Das muss so schön aussehen, wenn die Bäume blühen!

Eine Gans mit Personalausweis um den Hals  Sie lief immer brav neben ihrem Besitzer her.

Eine Gans mit Personalausweis um den Hals Sie lief immer brav neben ihrem Besitzer her.

Für Alex.

Für Alex.

Ein Laden, in dem es ausschließlich Sachen mit Pandas drauf gibt. Kuscheltiere, Kulis, Rucksäcke, Mützen, Hausschuhe, etc.

Ein Laden, in dem es ausschließlich Sachen mit Pandas drauf gibt. Kuscheltiere, Kulis, Rucksäcke, Mützen, Hausschuhe, etc.

Nette Deko. Dazu eignet sich also das Schwarzbier

Nette Deko. Dazu eignet sich also das Schwarzbier

Noch mehr Deko. Auffallend ist hier, dass es sich fast ausschließlich um bayerisches Bier handelt! Schaut nach einer super Party aus

Noch mehr Deko. Auffallend ist hier, dass es sich fast ausschließlich um bayerisches Bier handelt! Schaut nach einer super Party aus

Das Tree House Cafe von Außen.

Das Tree House Cafe von Außen.

Nachdem ich nun ein wenig die Gasse auf und ab gewandert war entdeckte ich in einer Seitenstraße das "Tree House Café", ein kleines gemütliches Café mit Wohnzimmeratmosphäre, einem Regal voller DVDs, die man sich dort anschauen darf, mehreren Regalen voller englischer und chinesischer Bücher, die gelesen werden wollen, mit Sofas, Sesseln, einer Katze und einem Baum. Ja, richtig gelesen: In dem Café gibt es einen Baum, der durch das Dach wächst!

Ich bestellte mir einen Tee und schmökerte in einigen Büchern, bevor ich die Lektüre für den Nachmittag fand: "The Five People You Meet in Heaven" von Mitch Albom. Ein zauberhafter Roman über einen Mann, der stirbt und nach seinem Tod im Himmel fünf Leuten begegnet, die sein Leben nachhaltig beeinflusst haben. Jeder dieser fünf lehrt den Mann eine eigene Lektion, warum sein Leben nicht sinnlos war, wie er immer dachte. Ein wunderschönes Buch, das ich von der ersten bis zur letzten Seite durchgelesen habe ohne es aus der Hand zu legen! Kann ich nur empfehlen.

Am Abend traf ich mich dann wieder mit Zee, denn wir waren bei Freunden von ihr zum Abendessen eingeladen. Sie und ihre Freunde stammen aus einer Provinz im Süden Chinas und es gab regionale Spezialitäten, denn ihre Freunde waren schwer bepackt mit Essen vom Urlaub bei der Familie nach Peking zurück gekommen.

Vor dem Schlafen gehen spielten Zee und ich noch ein japanisches Brettspiel, bei dem man mit seinen Steinen möglichst viel Platz auf dem Spielfeld einnehmen muss. Lustig wars, verloren hab ich, dann war Zeit zum Schlafen.

Du bist hier : Startseite Asien China The five people you meet in heaven
Die Reise
 
Worum geht's?:
Endlich wird ein lang gehegter Traum von mir wahr: Es geht zum ersten Mal nach Asien, genauer gesagt nach China. Diesmal bin ich nicht alleine, sondern fliege mit meinem Vater, Bill, der geschäftlich in Ji'nan zu tun hat. Dort werde ich einige Tage bleiben und dann auf eigene Faust dieses faszinierende, riesige, mir noch unbekannte Land erkunden. Auf dem Rückflug legen wir noch einen Zwischenstopp in Dubai ein. Über meine Erlebnisse werde ich hier regelmäßig berichten.
Details:
Aufbruch: 14.02.2011
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 09.03.2011
Reiseziele: China
Der Autor