10 Tage in SIERRA LEONE
Freetown I
Wenn schon ein Baum als Hauptsehenswürdigkeit einer Stadt herhalten muss, sagt das etwas aus über deren Attraktivität. Aber damit tut man Freetown Unrecht. Denn erstens ist der "Cotton Tree" tatsächlich ein mächtiger, vielleicht 500 Jahre alter Baum, an dem im Hellen unzählige Fledermäuse kleben, die nachts umso aktiver werden. Er steht mitten im Geschäftszentrum und taugt gut als Orientierungspunkt.
In seiner Nachbarschaft befinden sich einige, teils restaurierte Kolonialgebäude, die das Nationalmuseum, den Gerichtshof und andere staatliche Behörden beherbergen. Dazu ein paar nicht unbedingt imposante Kirchen, ein paar Relikte, die mit der Sklavenzeit zu tun haben, aber kaum ausgeschildert und daher für den Unkundigen schwer zu finden sind, einige teils noch recht gut erhaltene Krio Häuser aus dem 19. Jahrhundert - das wars eigentlich an baulich Sehenswertem. Wahrlich nicht beeindruckend.
Die wahre Schönheit Freetowns offenbart sich aber demjenigen, der sich - zu Fuß oder per Taxi- auf einen der umliegenden Hügel oder eine der Anhöhen begibt. Ich wähle die Umgebung des Fourah Bah College, unter dem sich die Stadt in seinem ganzen Ausmaß ausbreitet. Sie liegt traumhaft, langgezogen am Atlantik, durchzogen von Hügeln, Creeks und an einer ganzen Reihe von Buchten, Cline Bay, Destruction Bay, Susan's Bay, Kroo Bay, White Mans Bay und der Man of War Bay, dort wo ich wohne.
Am Hafen erkenne ich in der Ferne ein großes Schiff. Nanu, hat sich schon ein Kreuzfahrtschiff hierher verirrt ? Ich glaube nicht, ich vermute eher, es ist ein "Mercy Ship", auf dem oder von dem aus ärztliche Versorgung geleistet wird. Eine Erinnerung daran wie es unten wirklich aussieht, denn die Slums fallen von hier oben gar nicht auf.
In der Stadt geht es lebhaft zu, noch einen Tick lauter, bunter, chaotischer als in anderen Metropolen Afrikas, finde ich. Und ich kenne mittlerweile viele. Manchmal scheint es, dass die Stadt ein einziger Markt ist, jeder hat irgendetwas zu verkaufen und sucht sich dazu eine freie Stelle, mag sie auch noch so winzig sein.
Aufbruch: | 25.03.2011 |
Dauer: | 11 Tage |
Heimkehr: | 04.04.2011 |