Madeira: Wahre Schönheit liegt im Innern
Wir haben zögernd Freundschaft geschlossen: Urban und Kathrin (und natürlich Coelho, unser diesjähriges Reisekaninchen) mit Madeira. Doch wie schön, wenn man sich steigern kann! Es wurde immer besser: Das Wetter, mein verletzter Knöchel, die Ausblicke, die Erlebnisse. Hier unsere Eindrücke von 800 gefahrenen und 50 erlaufenen Kilometern. Manchmal erschien es uns umgekehrt …
29.6.: Windige Landung im Germanencamp
Der Atlantik trägt weiße Schaumkronen, deutlich sind sie vom Flugzeug aus zu sehen. Als wir in Santa Cruz landen, werden wir fast weggeweht, so stark ist der Wind. Das erklärt den unruhigen Landeanflug. Er kommt mir vor, als lasse sich das Flugzeug in 100-Meter-Schritten fallen. Mir treibt es die Tränen in die Augen, das Herz klopft und meine Lippen beben (tief einatmen und Urbans Hand halten hilft). Ich hoffe, dem Piloten geht es nicht ebenso, denn die Landung auf Madeira gilt als anspruchsvoll. Wir zittern auch, ob unser Gepäck ankommt. Beim verspäteten Umstieg in Lissabon hatten wir gesehen, wie der Gepäckwagen schlingerte und einige Koffer auf die Straße purzelten. Da machten wir noch Witze. Um dann am Lost-Baggage-Schalter zu stehen und unser Gepäck zu beschreiben. Mit der nächsten Maschine, wurde uns versprochen. Oder der übernächsten. So kommen wir eben ohne Koffer im Hotel an.
Dort sieht man's gelassen - das käme öfter vor, versichert uns Andrea, die Chefin aus Österreich. Mit ihr, ihrer Kollegin Paula und dem Hotel "Vila Ventura" haben wir übrigens Glück: Es ist nicht groß, ganz hübsch und alle sind sehr hilfsbereit.
Erst einmal erkunden wir unseren Ort Canico de Baixo. Der ist, wie ein Reiseführer verrät, fest in deutscher Hand und besteht aus Hotels, Hotels, Hotels. Madeira finde anderswo statt, heißt es, und das stimmt. Der Ort ist schnell abgecheckt - unten gibt es einen kleinen, nicht sehr ansehnlichen Strand, der heute, ob des Windes und ehrfurchtgebietender Wellen, leer ist. Ein paar Restaurants auf Betonbalustraden und dreisprachiger Speisekarte. Ganz im Osten thront das Prachtstück der Hotellandschaft, das Riu Palace, vom Ausmaß eines Sultanspalasts. Seine Bewohner machen es sich hinter einer Plexiglasscheibe um die sicher gewaltige Poollandschaft bequem; wir sehen nur ihre Füße.
Schnell reift der Entschluss, mit dem Bus nach Canico hochzufahren, das sich seinen ursprünglichen Charakter beibehalten haben soll. Wenn kühne Betonkonstruktionen und eine große Shopping Mall ursprünglich sein sollen, dann muss ich wohl in Sachen madeirensischer Architektur umdenken. Hübsch ist die Kirche mit ihrer bemalten Holzdecke, und dörflich-verschlafen wirkt auch der alte Hauptplatz, wo ein paar Männer ein Schwätzchen halten und ein verfilzter Hund vor sich hin döst. Als wir vorbeilaufen, entrollt seiner Kehle ein tiefes Knurren. Weiter hinten befindet sich eine öde Voliere, in dem sich ein Sittichpärchen langweilt. Da mir auch langweilig ist, rede ich mit ihnen.
Am späten Abend trifft unser Gepäck ein. Alles ist vollständig, nur wurden meinem Koffer fast die Rollen abgerissen. Aber gut, bissel Verlust gibt's immer.
Aufbruch: | 29.06.2011 |
Dauer: | 14 Tage |
Heimkehr: | 12.07.2011 |