Madeira: Wahre Schönheit liegt im Innern
9.7.: Der Westen ist sanft
... und ein Loblied auf "O Fío"
Auf der Fahrt zur Westspitze werden wir die ganze Zeit von der Sonne verwöhnt. Sanft steigt die Straße nach der Via Rápida bis Calheta an; es ist so "flach", dass sogar ein bisschen Ackerbau möglich ist. Das Ende der alten Welt heißt Ponta da Pargo. War gestern grün in allen Schattierungen die Farbe des Tages, so ist es heute wieder einmal das Blau des Meeres und des Himmels. Wir bewundern es ein ums andere Mal, wenn wir unterwegs in einer Haltebucht anhalten. Dabei treffen wir auch einen alten Mann, der uns auf Englisch anspricht. Er sei auf Urlaub hier, um sein Haus zu renovieren, verrät uns der 71-Jährige. Seit über 40 Jahren lebe und arbeite er in Südafrika, wo das Leben viel günstiger sei: "It's cheaper to build a house in South Africa than to paint one in Madeira", weiß er. Seine ganze Familie ist in alle Himmelsrichtungen in Europa verstreut, denn hier ist das Leben zu teuer, und Arbeit gibt es keine. Sein Wunsch ist es, eines Tages hier zu sterben. Etwas nachdenklich wünschen wir ihm eine gute Zeit. Und möge sich sein Wunsch erfüllen.
Am Aussichtspunkt in Ponta da Pargo, über dem kleinen Leuchtturm, befindet sich das Teehaus "O Fío", ein Steinhaus mit hölzernen Fensterläden, umgeben von einem Kräutergarten und Hortensien. Wer hier einkehrt, bekommt unweigerlich Lust auf einen der hausgemachten Kuchen. Wir essen einen pechschwarzen, der nur aus Butter, Zucker und Kakao zu bestehen scheint und göttlich schmeckt. Das Rezept wird natürlich gehütet und streng geheim gehalten, da nützt auch kein Betteln! Es ist für uns einer der schönsten Plätze der Insel und bei Sonnenschein einfach perfekt. Wir fahren weiter zur Kirche der Marienerscheinung nach Cabo, in der fleißig gebetet wird. Auf breiten Wegen und roter Erde und weichem Gras laufen wir ein Dorf zurück nach Lombada Velha. Es ist malerisch, obwohl viele alte Häuser verlassen oder verfallen sind. Neuere Gebäude sind dem alten Stil nachempfunden und passen sich perfekt in die Landschaft ein. Ginge nicht ein Wind, wäre es sehr heiß, und wüchsen nicht auch hier Agapanthus und Farn, käme man sich vor wie auf dem portugiesischen Festland. Wir genießen die Weite der Landschaft, den Blick aufs Meer und schauen dösenden, seidig-glänzenden Kühen in die Augen.
Am Abend kehren wir noch einmal in "O Fío" ein, denn der im Reiseführer erwähnte "O Farol" scheint nicht mehr zu existieren. Kein Fehler - ich muss mir von der Mango-Mousse eine zweite Portion bestellen. Heißt das Zeug deshalb "Mousse"!?
Hoch oben über dem Leuchtturm thront dieser Ausguck, etwa so alt und bröcklig wie die Akropolis. Auf diesem Bild gefalle ich mir zur Abwechslung mal, und ganz so ruinös wie meine Umgebung sehe ich auch noch nicht aus.
Wenn hier einmal die Jungfrau Maria erschienen ist, dann hat sie sich einen schönen Platz rausgesucht.
Aufbruch: | 29.06.2011 |
Dauer: | 14 Tage |
Heimkehr: | 12.07.2011 |