Überwintern in Asien
Vietnam: Mui Ne
30.12.2011 Mui Ne
Um dieses mal nicht schon wieder kilometerweit außerhalb der Stadt zu landen, verlassen wir den Bus als dieser vor einem der zahlreichen Ressorts anhält, um ein Ehepaar das hier reserviert hat, abzusetzen. Direkt gegenüber sehe ich ein Schild mit der Aufschrift Guesthouse. Als ich die Richtung einschlage winkt der Besitzer schon von weitem ab. Full, no room, full full. Na gut dann gehen wir eben zum Nachbar. Dort aber das gleiche. No room. Es ist Mittagszeit und die Sonne brennt auf unsere langen Hosen. Lang werde ich das nicht mitmachen. Die schweren Rucksäcke und ohne Kopfbedeckung in der prallen Sonne. Mui Ne ist ein kleines Fischerdorf, dessen Strand sich auf ca. sechs Kilometer erstreckt. Hier sind auch die ganzen Hotels und Guesthouses untergebracht. Die etwas teureren auf der Meerseite und die etwas günstigeren auf der gegenüberliegenden Seite der Strasse. Da wir uns jetzt schon sicher sind, dass wir auch hier wieder motorisiert sein wollen, ändern wir die Taktik. Während ich gemütlich mit dem Roller eine günstige Unterkunft für uns suche, wartet Kati mit dem Gepäck im Schatten des Motorradverleihs und isst gekühlte Wassermelone. Der Ort scheint sehr beliebt zu sein bei den Touristen. Kaum freie Zimmer und die Preise sind fast doppelt so hoch wie anderswo. Mit etwas Geduld, Glück und Hilfe finde ich nach fast zwei Stunden im Saigoncafé ein Zimmer. Vom Café geht es durch einen halb offenen Raum, der Küche, Ess- und Schlafzimmer für die Familie in einem ist. Im Garten, der zwar etwas lieblos, aber immerhin angelegt ist, befinden sich links und rechts je fünf Zimmer, die alle über eine Holzveranda miteinander verbunden sind. Den Abschluss bildet eine Sitzgruppe die mit einem Strohdach versehen ist. Dahinter führt ein kleiner Plattenweg durch den Sand zum Strand, wo noch ein kleiner Bungalow steht. Überall liegt Müll herum und alles wirkt sehr ungepflegt. So auch die Zimmer. Das Bad ist zwar sauber, wirkt jedoch , genauso wie der Rest, etwas verwahrlost. Jetzt erstmal wieder die Strandgarderobe ausgepackt und dann gleich mal 'ne Runde am Strand entlang cruisen.
Das Essen bestellen wir oben im Café und setzen uns unter das Strohdach an einen der Tische, wo auch schon Pedro sitzt. Er hat etwas Ähnlichkeit mit dem Weihnachtsmann. Graue Haare, weißer Bart und wohl genährt. Schnell kommen wir ins Gespräch über die Qualität der Unterkunft. Ich biete ihm an, morgen mit mir ein Ressort anzuschauen, in dem es Zimmer für 12$ geben soll. Ich halte das zwar für eine Finte, aber fragen kostet ja bekanntlich nichts. Nach und nach treffen auch die anderen Gäste ein und wir plaudern die halbe Nacht hindurch, wobei einer nach dem anderen, ganz selbstverständlich eine Runde ausgibt. Dabei stellt sich heraus, das alle anderen Gäste zwei Dollar weniger bezahlen als wir. Verdammt. Wieder über's Ohr gehauen worden.
31.12.2011
Das Ressort war keine Finte. Zwölf Dollar pro Nacht im Paradies. Großes sauberes Zimmer mit großem sauberem Bad und Balkon. Zwar eher am Rand von Mui Ne, aber mit dem Motorrad kein Problem.
Und da wir das Gefährt gleich für drei Tage gemietet haben, konnte ich fast den gleichen Preis wie sonst üblich aushandeln. Plan für heute: Sweet doing nothing. Wir überlegen uns noch was wir heute Abend machen sollen. In einen Pub oder einfach nur im Hotelrestaurant bleiben. Da wir ein bisschen feiern wollen, aber nicht auf großen Trubel aus sind, bleiben wir im Hotel. Mein neues Jahr hat dieses mal schon am 6.12. begonnen, mit dem Beginn der Reise. Zusammen mit Pedro dem Australier, trinken wir gemütlich ein paar Biers, bis das neue Jahr beginnt.
01.01.2012
Da es doch das ein oder andere Bier war, haben wir beschlossen, das Programm von gestern fortzusetzen. Erfolgreich Vor dem Essen wollen wir uns noch den Märchenbach ansehen, der ungefähr hundert Meter vom Hotel entfernt, aus dem Hinterland ins Meer mündet. Das Wasser ist warm und an den meisten stellen nur knöcheltief. Man läuft die meiste Zeit im Wasser, da es kaum einen anderen Weg gibt. Nach der zweiten Kurve wird einem dann klar, warum der Bach Märchenbach heißt. Die extrem weichen, roten Sandsteinfelsen reichen bis in den Bach. Der Regen hat durch die Auswaschungen eine märchenhafte Landschaft erschaffen. Dazwischen sind immer wieder Sanddünen, deren Farbspektrum von gelb bis rot reicht. Gegenüber säumen Palmen und viel grün das Ufer.
Zum Abendessen gibt es heute Hot Pot. Die Bedienung sieht sofort, dass ich das zuvor noch nie gegessen habe, und ich bekomme eine Einweisung. Serviert wird ein Pot mit Fleischbrühe und Kräutern auf einem Fondue. Dazu bekommt man noch einen Teller mit den Zutaten, die man sich bestellt hat. In meinem Fall Nudeln und Meeresfrüchte. Gemüse ist immer dabei. Man öffnet den Deckel des Topfes und schmeisst alle Zutaten in die Brühe, hält den Deckel geschlossen bis das Feuer im Fondue ausgebrannt ist und kann dann mit den Essen beginnen. Als ich den ersten Löffel probiere, denke ich mir, letztendlich auch nur eine weitere Variante von Nudelsuppe, nur wesentlich heißer. Aber sehr lecker.
02.01.2012
Nach zwei faulen Tagen, ist für heute mal wieder Sightseeing angesagt. Mit dem Moped geht es raus aus der Stadt um die riesigen Sanddünen zu besichtigen. Schon von weitem sieht man die Dünen, die hinter einem See liegen. Auf der schlechten Piste sind immer wieder Sandverwehungen und so kommen wir nur langsam voran. Das Moped auf dem Parkplatz abgestellt, geht es zu Fuß weiter in Richtung Dünen.
Der feine Sand ist weicher als erwartet und so benötigen wir doch eine halbe Stunde, bis wir denn Kamm der ersten Düne erreichen.
Es geht weiter hinauf zur zweiten Düne, von wo aus wir einen phantastischen Ausblick auf den Sonnenuntergang haben. Als wir die Asphaltstraße erreichen ist es bereits dunkel. Auf halbem Weg zurück treffen wir zwei japanische Mädels, die auch mit dem Roller bei den Dünen waren. Als wir anhalten und fragen, ob sie ein Problem haben, erzählten sie uns, dass ihnen das Benzin ausgegangen ist, aber schon jemand auf dem Weg zur Tankstelle ist. Wir fahren weiter und ich denke bei mir, wie so etwas passieren kann. Wenn ich ein Motorrad ausleihe, tanke ich es immer erstmal voll.
03.01.2012
Heute sind wir mal wieder extra früh aufgestanden und sind schon so gegen 8:00 Uhr losgefahren. Auch mal wieder schön, nicht immer in der größten Hitze herumzueiern. Wir sind aufgebrochen, Vietnams größte Buddhastatue zu besichtigen. Entlang dem noch recht unbelebten Strand geht es Richtung Phan Tiet und weiter zum Highway 1A Richtung Saigon. Vorbei an Sternfruchtplantagen geht es schließlich links ab Richtung Ta Cu Berg, auf dem der Buddha liegt.
Parkticket lösen könnt falsche Vorstellungen wecken, aber so was in der Richtung war es schon als ich den jungen Mann aus seinen Träumen gerissen habe um Einlass in den bewachten Motorradparkplatz zu bekommen. Am Eingang müssen wir ein Ticket lösen, das fünf Abrisse aufweist. Der erste wurde ungefähr fünfzig Meter hinter der Kasse abgerissen, wo sich das eigentliche Eingangstor befindet. Direkt dahinter wartet schon ein Touristenzügle auf uns. Eigentlich wollten wir das kurze Stück bis zur Seilbahn laufen, aber 'zahlt isch's eh scho, also fährt der gute Schwabe auch mit. Nach nicht einmal zwei Minuten erreichen wir die Talstation und ich staune nicht schlecht und alle Sicherheitsbedenken verfliegen, als ich die brandneue Seilbahn von Doppelmayr sehe. Ich hätte ja mit allem gerechnet, nicht aber mit einer Seilbahn aus Österreich. Von der Bergstation aus führen noch endlos erscheinende Stufen zunächst zu einer Pagode und dann weiter, an einigen Statuen vorbei, bis zum liegenden Buddha.
Die weiße Statue schimmert schon von weitem durch den dichten Urwald. Mit dreiundvierzig Meter ist dieser Buddha der größte von Vietnam. Das frühe Aufstehen hat sich gelohnt, denn beim Abstieg kommen uns Scharen von Touristen aller Nationalitäten entgegen.
Um nicht den gleichen Weg wieder zurückfahren zu müssen, nehmen wir die Küstenstraße, die zwar etwas weiter ist, aber bei weitem nicht so vielbefahren wie der Highway. Wir durchqueren gerade ein kleines Dorf, als ich aus dem Augenwinkel heraus einen Fussballplatz sehe. Die grüne Farbe des Rasens sticht richtig hervor. Ich wende, um den Platz zu fotografieren, da ruft es aus dem gegenüberliegenden Restaurant schon:"Hello!" Ich grüße freundlich zurück und mache schnell ein paar Fotos. Jetzt erst erkenne ich, dass es sich hier um Kunstrasen handelt. Na sowas. Mitten in der Pampa so ein schöner Fussballplatz... Ich laufe zum Motorrad zurück, als es schon wieder ruft: "Hello!" Jetzt sehe ich auch wer da ruft. Da sitzen drei junge Männer und essen zu Mittag. Sie winken mir und geben mir zu verstehen, dass wir zu ihnen kommen sollen. Etwas zögerlich nehmen wir die Einladung an und es werden sofort zwei Gläser und zwei Teller herbeigebracht. Erst als wir uns an den Tisch setzten, der an die Vesperecke im Kindergarten erinnert, sehe ich die unzähligen leeren Bierflaschen unter dem Tisch. Da haben wir uns ja die richtige Gesellschaft ausgesucht. Noch bevor wir richtig sitzen, sind die Gläser schon mit Bier gefüllt. Eigentlich trinke ich kein Alkohol wenn ich fahre, aber da kaum Verkehr auf der Nebenstraße ist willige ich ein. Schnell stellt sich heraus, das keiner von den Jungs Englisch spricht. Na gut, dann erstmal Prost. Es werden Schüsseln mit Essen gebracht und ich bekomme langsam Zweifel ob das alles umsonst für uns ist. Das Bierglas ist auch schon wieder voll und es werden weiter Flaschen gebracht. Uns wird klar, wenn wir hier nicht bald wegkommen wird das alles böse enden. Wir essen nur eine Kleinigkeit und als die Gläser leer sind, verweigern wir das Nachschenken. Mit Handzeichen mache ich klar, dass ich ja noch ein ganzes Stück fahren muss. Die Wirtin unterstützt mich, sagt fahren und trinken passt nicht zusammen. Außerdem gäbe es viel Polizeikontrollen. Als einer dann noch anfängt uns zu füttern, ist der richtige Zeitpunkt zum Aufbruch gekommen. Ich stehe auf und gebe der Wirtin 50.000 VND, was üblicherweise zwei komplette Essen kosten. Sofort wird Protest eingelegt und Handzeichen gegeben, das genügt nicht. Ich habe nichts bestellt und dafür ist das ja wohl genug. Noch während ich mir Handzeichen für diesen Satz ausdenke, ergreift die Wirtin mit strengem Ton das Wort, was sich für mich in etwa so angehört hat: "Ihr alten Suffköpfe. Hier sich schon Mittags den Grind absaufen, fremde Leute einzuladen, ohne das nötige Geld dafür zu haben und jetzt auch noch mehr verlangen anstatt euch zu bedanken, dass die überhaupt etwas gezahlt haben. Schämt euch. Aber ich werde später mal mit euren Eltern sprechen." So oder so ähnlich. Jedenfalls haben sie nach der Ansprache kein Wort mehr gesagt. Die Wirtin wendet sich nun wieder uns zu und sofort ist ihre Stimme wieder sanft und sie gibt uns zu verstehen das es genug ist. Wir verabschieden uns freundlich und setzten unsere Fahrt fort. Schnell erreichen wir die Küstenstraße. Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich. Wasserbecken, in denen Salz gewonnen wird, Sandstrand, Felsen sanfte Hügel, Sanddünen und dazwischen liegen vereinzelte Ressorts.
Wir erreichen Mui Ne erst kurz vor Einbruch der Dunkelheit, wo wir nach einer kurzen Dusche erst mal richtig essen gehen.
04.01.2012
Wie gewünscht sitzen wir um 7:30 zur Abholung für den Bus nah Saigon bereit. Da die Abholzeiten immer relativ sind, mache ich mir auch um 7:45 Uhr noch keine Gedanken das da was schief gegangen sein könnte. Die Hotelbesitzerin jedoch schon. Sie nimmt unsere Tickets um bei der Busgesellschaft anzurufen. Wie es sich herausstellt, habe sie das falsche Hotel notiert. Wenige Minuten später rast ein Kleinbus auf den Hof des Hotels. Aufgeregt springt ein Mitarbeiter heraus und innerhalb weniger Sekunden ist alles eingeladen und wir fahren mit dem gleichen Tempo wie der Bus gekommen ist, vom Hof. Wie ein Geisteskranker rast der Fahrer mit Dauerhupe den Strand entlang. Der Mitarbeiter ist verärgert und fragt immer wieder nach ob wir nicht doch das falsche Hotel angegeben haben. Daraufhin zeige ich ihm die Visitenkarte vom Hotel, die in dem Fach mit Klarsichtfolie in meinem Geldbeutel steckt. Er glaubt mir, ist aber genauso aufgedreht wie der Fahrer. Endlich erreichen wir den schon fast vollbesetzten Bus, in dem die anderen Mitreisenden schon genervt warten. In den vier Stunden bis Saigon machen wir dreimal Pause, zweimal fünfzehn Minuten und einmal sogar eine halbe Stunde. "Mittagessen" verkündet der Fahrer morgens um 10:00 Uhr. Einige der Fahrgäste regen sich darüber auf. Ich jedenfalls habe schon wieder Appetit und bestelle mir Nudeln...
Aufbruch: | 05.12.2011 |
Dauer: | 12 Wochen |
Heimkehr: | 28.02.2012 |
Vietnam