Überwintern in Asien
Vietnam: Can Tao
20.12.2011 Can Tho
Der Motorradmann hatte uns bei der Übergabe vorgeschlagen, uns an den Busbahnhof zu bringen, an dem die Linienbusse abfahren. Diese Busse kosten ca. die Hälfte von den Touristenbussen. Pünktlich um 7:00 Uhr stehen wir abholbereit vor unserem Hotel. Noch bevor wir die Rucksäcke absetzten können, fahren der Bruder und der Sohn unseres Vermittlers vor. Wir nehmen Platz und los geht es durch den hektischen Verkehr. Schon zehn Minuten später sitzen wir in dem nicht mal zur Hälfte gefüllten Bus nach Can Tho. Denken wir. Bis nach ca. 4h einer der Busjungen aufgeregt und wild gestikulierend vor uns steht. Kati beobachtet zur gleichen Zeit wie der Andere unsere Rucksäcke aus dem Gepäckfach auslädt. Beim aussteigen denke ich noch wir sind schon in Can Tho angekommen, bis der Junge mit dem Gepäck auf einen anderen Bus zeigt. Während wir die Rucksäcke schultern, sehen wir den angezeigten Bus nur noch von hinten. In der entgegengesetzten Richtung sehen wir den Bus der uns abgesetzt hat immer kleiner werden und wir stehen mitten im wilden Getümmel. Keine Idee wo wir sind und nicht die geringste Ahnung wo wir hin müssen. Eine alte Frau mit Strohhut kommt wild schnattern auf uns zu und ich halte ihr unsere Bustickets unter die Nase. Sie schnappt sich diese und verschwindet im getümmel.... Ja, das macht Spaß. Die Anspannung lässt erst nach, als ich von hinten höre: Where do you want to go? Ich drehe mich um und sehe einen Studenten, der auf dem weg zur Uni ist. Er managt alles und kurze Zeit später geht es im klimatisierten V.I.P. Bus mit doppelter Beinfreiheit für uns weiter. Der Busjunge reicht uns Wasser und Erfrischungstücher.
Am Busbahnhof heißt es wieder mal verhandeln und da die Motorradfahrer uns nicht Entgegen kommen, laufen wir schon mal Richtung Zentrum los. Sofort halbiert sich der Preis. Ich drehe mich nochmal um, wiederhole mein Angebot aber bekomme nur entsetztes Kopfschütteln. Wir laufen weiter und als einer der Fahrer noch ruft, für den Preis fährt euch niemand, sind wir sicher, dass wir bis zum Hotel laufen müssen. Vor dem Busbahnhof passieren wir einige Stände wo Früchte angeboten werden. Wir sind noch keine 50m gelaufen, da ertönt von hinten eine Stimme: Ok, 20.000 is Ok. Als wir am Hien Gesthouse angekommen sind weis ich, dass ich diese Strecke bei dieser Hitze nicht hätte laufen wollen
Endlich mal wieder ein Zimmer mit zwei Fenstern, die sich beide öffnen lassen, sauber, hell und warmes Wasser gibt es auch mal wieder. Ein Stockwerk über uns befindet sich die Dachterrasse mit Aussicht.
Auf der Suche nach Nahrung laufen wir eher zufällig über eine Art Technikmarkt. Ok, schaut euch einfach die Bilder an...
21.12.2011
Es ist kurz nach sechs als wir die Lobby von unserem Guesthouse betreten. Unser Guide, ein junger Student, erwartet uns bereits. Gemeinsam gehen wir in Richtung Fluß und stoppen nach zwei Häuserblocks an einem Straßenstand, wo wir einen Becher Kaffe bzw. Tee bekommen. Gegenüber geht es dann durch eine kleine Gasse, die auf einem schmalen Bootssteg endet. Hier liegen schon ein paar von den typischen. Eine ältere Frau, die uns von einem dieser zuwinkt, scheint uns schon zu erwarten. Unser Guide teilt uns die vordere der beiden Sitzbänke zu und nimmt selbst in der zweiten Reihe Platz.
Wir treiben schon langsam Stromabwärts, als unsere Bootsführerin ein Bündel Bananen und zwei Baguette nach vorne reicht. Das Frühstück ist somit komplett. Hinter uns beginnt mit einem mal das knattern des Außenborders. Wir korrigieren unseren Kurs und fahren auf einem Seitenarm des Mekong flussaufwärts zum schwimmenden Markt Cai Rang. Auf diesem Markt treffen sich die Großhändler. Die kleinste Menge die man hier kaufen kann ist ein Kahn voll. Jedes der Schiffe die hier vor Anker liegen hat jeweils nur eine Frucht oder Gemüsesorte geladen. Kenntlich gemacht wird dies durch ein Exemplar das am Fahnenmast hochgezogen wird.
Die Großhändler beziehen ihre Ware direkt von den Bauern im nahen und fernen Umland. Hier auf dem schwimmenden Markt verkaufen sie dann ihre Ladung an die Händler, welche dann später in der Stadt oder auf einem weiteren schwimmenden Markt ihre Ware feilbieten. Der Phong Dien ist einer dieser kleineren schwimmenden Märkte. Obwohl unsere Bootsführerin geschickt von Kehrwasser zu Kehrwasser schippert, was bei der Fahrt flussaufwärts ein wesentliche Erleichterung für den alten Außenborder bedeutet, kommen wir nur sehr langsam vorwärts und haben viel Zeit alles zu beobachten. An den Schiffen die uns entgegen kommen können wir die für das Mekong Delta typischen Augen am Bug besonderes gut sehen.
Auf dem Wasser geht es aber mindestens genau so chaotisch zu wie an Land. Alle Boote fahren kreuz und quer, wobei auch hier die Regel gilt, je größer desto vorfahrt. Schiffe werden so überladen, dass die Reling schon in Wasser steht und beim Beladen wird Kammer für Kammer von hinten nach vorne gefüllt, so dass der Eindruck entsteht, man wolle das Schiff versenken. Plötzlich biegen wir in einen schmalen Seitenkanal ein, wo wir einen kurzen Stopp einlegen, um eine Reisnudelfabrik zu besichtigen. Die Produktionsstätte ist mindestens so einfach wie das Produkt selbst. Reis wird gemahlen und mit Wasser zu einem Teig verarbeitet. Auf zwei großen Platten wird der Teig nun zu einer Art Crêpes verarbeitet. Der Ofen darunter wird mit der Reisspreu angefeuert. Bevor die Faden noch geschnitten werden, müssen sie noch 4h in der Sonne trocknen.
Auf dem kleineren Markt angekommen, kaufen wir eine Wassermelone für umgerechnet 0,20€ / kg. Unser Guide schneidet uns noch eine Pampelmuse auf, die zu meinem Erstaunen nur leicht säuerlich aber dafür sehr saftig und erfrischen schmeckt. Jetzt biegen wir endlich in einen der schmalen Kanäle ab. Die Stadt haben wir längst hinter uns gelassen und am Ufer der Kanäle, die Wild verzeigt und ohne System angelegt erscheinen, sind die Häuser und Hütte der Bauern zu sehen. Plötzlich geht der Motor aus und als dieser auch nicht mehr angeht, wird der Schlangenhexler aus dem Wasser gehoben. Sofort ist die Ursache für das Malheur zu sehen. Mehrere Plastiktüten hatten sich so zwischen Welle und Schraube verheddert, dass der Motor abgewürgt wurde.
Da auch das Wasser immer flacher wird, schlägt unser Guide vor ein Stück auf dem Uferweg zu laufen. Er zeigt uns die Felder auf denen außer Reis noch Gurken, Melonen, Bohnen und auch Schnittblumen angebaut werden. Die kleinen Farmen mit ihren Enten- oder Hühnerzucht und den Obstbäumen in den Gärten.
Der kleine Spaziergang war schnell vorbei und wir haben uns wieder auf unsere Plätzen gesetzt, als vor uns so etwas wie ein Stau zu sehen war. Jetzt gibt es Mittagessen verkündet unser Guide und das was da vor uns wie ein Stau aussieht ist die Anlegestelle von dem kleinen Restaurant, das ist schon voll besetzt mit Touristen. Wir staunen nicht schlecht als wir auf den Rückweg wieder stromaufwärts fahren. Unser Guide kann uns zwar nicht genau sagen, wie weit wir vom Meer entfernt sind, aber er ist sich sicher, dass es mit der Flut zusammenhängt, die ins Delta drückt. Ich nötige ihn eine Schätzung abzugeben. Mit seinen 150-200 km liegt vermutlich garnicht so schlecht. Und so geht es im selben Schneckentempo zurück stromaufwärts. Immer gegen den Strom und doch nur im Kreis bewegt. Jedenfalls haben wir so noch genügend Zeit die Menschen am Fluss etwas genauer zu beobachten.
22.12.2011
Heute heißt es erst mal ausschlafen. Kurz über den Markt das Frühstück holen. Der Roomservice bringt den Kaffe und den Tee auf die Dachterrasse, wo wir Bananen, Mango, Wassermelone und Ananas schon in mundgerechte Stücke zerlegt haben. Lecker. Hmmm ... aber so ein Stück Käse auf dem weichen Baguette wäre auch mal wieder nett und vielleicht sogar noch ein Rädle Wurscht ... Und so starten wir die Mission Vesper. Gurke, Tomaten und ein Rettich sind auf dem Markt schnell gefunden. Ebenso eine Kunststoffbox mit Deckel.
Aber Käse oder gar Wurst ist nicht zu finden. So bringen wir den ersten Schwung schon mal ins Hotel und ziehen dann nochmal in die andere Richtung los. Mittlerweile habe ich festgestellt, dass die Navigation mit dem iPhone, google Maps und den vielen offenen Netzwerken wunderbar funktioniert. Nach ungefähr einer Stunde stehen wir dann plötzlich vor einem CO.OP Mart. Hier ist alles wie in einem Supermarkt Zuhause, nur dass hier wirklich vor jedem Regal mindestens zwei Mädels stehen und darauf warten einem eine Auskunft geben zu dürfen. Diesen Service wollen wir in Anspruch nehmen, da wir kein Salz finden können. Als Kati dann eines der Mädels ansprach, wusste sie noch nicht, dass sie eine Kettenreaktion auslösen würde. Wie aufgescheuchte Hühner schnattern sie wild durcheinander, halten sich die Hand vor den Mund und kichern verlegen. Die letzte die hinzukommt, spricht ansatzweise Englisch. Leider kennt sie die Vokabel salt nicht, was sie aber niemals zugeben würde. Sie weiß natürlich genau was wir suchen aber leider ist das im Moment ausverkauft. Sicherheitshalber schaut sie aber nochmal zwischen Butterkeksen und Schokoriegeln nach, aber nein leider leider ausverkauft. Wir bekanken uns höflich und lassen sie so ihr Gesicht bewahren, was für Asiaten äußerst wichtig ist. Zwei Gänge weiter hinten finden wir, nach dem wir jede Gewürzdose in die Hand genommen und das Etikett studiert haben, verschiedene Mischungen, wie z.B. Chilli-Salz. Wir entscheiden uns für die Pfeffer-Salz-Mischung und verlassen den Mart mit französischem Edamer, Schmelzkäseecken, Mortadella, einem Mars und einem Bonbon. Das Bonbon habe ich aus der Kasse bekommen, weil sie In dem Laden Preise ausgezeichnet haben für die es keine Banknoten gibt.
So ist der kleinste Geldschein die 500 Dong Note. Sie hat mit 0,02 € einen erstaunlich hohen Wert, da Münzgeld auch nicht im Umlauf ist.
Beim Bäcker gegenüber holen wir noch ein paar Baguette, im Hotelkühlschrank ein paar Biers und dann geht es wieder ganz nach oben auf die Dachterrasse und die Mission Vesper ist erfüllt.
23.12.2011
Heute steht mal wieder ein Ortswechsel an. Nach langem Überlegen haben wir uns schließlich für ein Städtchen Namens Tra Vinh entschieden, welches noch tiefer im Mekong-Delta liegt. Der Hausherr von unserem Guesthouse kennt da auch einen Busfahrer, der jetzt sofort los will. Ein Telefonat und schwups, stehen zwei Motorradfahrer vor der Tür. Schnell noch die 200.000 VND für den Bus bezahlt und schon geht es los, durch den chaotischen Verkehr der Großstadt. Ich bin mir mit meiner Größe und dem Gewicht meines Rucksacks durchaus bewusst, dass ich mit der geringsten Gewichtsverlagerung, unseren Kurs gefährlich verändern kann. Also ist stillhalten angesagt, was mir überhaupt nicht leicht fällt, als wir mit Vollgas auf die Linksabbieger, die schon mitten auf der Kreuzung sind zufahren. Was tun? Mit einem kleinen Schwenker nach rechts mich und den Fahrer in Sicherheit bringen oder einfach vertrauen.
Da ich ja auch schon die ein oder andere Fahrstunde im Chaos absolviert habe, weiß ich das das System funktioniert. Jeder achtet auf seinen Vordermann auch wenn dieser einen Schlenker nach rechts oder links macht. Es tut sich immer irgendwo eine Lücke auf, ob im Gegenverkehr oder ganz auf der anderen Fahrbahn. So funktioniert z.B. auch das Linksabbiegen am kleineren Kreuzungen. Man fährt ungefähr in der Mitte seiner Spur, denn ganz rechts ist für Fabrräder und Gegenverkehr reserviert. Dann so ca. 100m vor der Kreuzung beginnt man sich Richtung Mittelstreifen vorzuarbeiten. Dort angekommen, geht es jetzt weiter durch die Lücken des Gegenverkehrs bis man den linken Rand erreicht hat. Wir erinnern uns: ganz rechts ist für Gegenverkehr reserviert! Hier kann man jetzt auf der Innenseite im kleinen Radius abbiegen. Hat man den Abbiegevorgang erfolgreich abgeschlossen, geht es wieder im spitzen Winkel auf die eigene Strassenseite zurück. Gehupt wird nur um auf sich aufmerksam zu machen und nie, also überhaupt garnicht, um sich über jemanden zu beschweren oder einem einen Fehler aufzuzeigen. Sehr angenehm zu fahren.
Da mein Fahrer schon gut über vierzig Jahre alt ist, wohl auch schon länger in Vjetnam Motorrad fährt und noch immer alle Gliedmassen besitzt, entschliese ich mich ihm zu vertrauen. Ich mache mich ganz steif, gehe mit in die Kurfen und beobachte die Menschen an Strassenrand.
Zehn Minuten später sitzen wir im Bus, wo sich das alte Spiel wiederholt. Auf den Bustickests die wir in die Hand gedrückt bekamen steht der Preis mit 50.000 VND, was bedeutet, dass Motorradfahrt und Vermittlungsgebühr gleich teuer wie die Fahrt ansich war. Der Bus wartet noch Schlappe 90 Minuten in der prallen Mittagssonne (natürlich ohne Klimaanlage) bis alle schön durchgegart sind. Vielleicht wollte der Fahrer ja auch nur noch auf mehr Kundschaft warten. Aber das glaube ich nicht, denn jeder weiß, dass die Busse erst unterwegs voll werden...
Aufbruch: | 05.12.2011 |
Dauer: | 12 Wochen |
Heimkehr: | 28.02.2012 |
Vietnam