Überwintern in Asien

Reisezeit: Dezember 2011 - Februar 2012  |  von Stefan Geipel

Kambodscha: Koh Rung

14.12.2011 Koh Rung
Kaffee, Tee, frisch gepresster Orangensaft, Obstsalat, Pfannkuchen, Baguette, Butter, Nutella, Marmelade... so könnte hier jeder Morgen beginnen, aber normalerweise bieten das nur die Restaurants unter europäischer Leitung an und dann aber auch zu europäischen Preisen. Wir hatten mit unseren Hotel und Restaurant wohl Glück.
Auf 9:45 Uhr bestellt, sitzen wir bereits um 9:35 mit deutscher Überpünktlichkeit bei unserem Reisebüro zur Abholung bereit. Um 10:00 Uhr soll das Schiff in Richtung Koh Rung ablegen. Beim Small-Talk mit unserem Agenten vergeht die Zeit wie im Fluge.
9:57 Uhr und noch weit und breit kein Tuk Tuk in Sicht. Unser Agent meint die kommen jeden Moment, ich meine es wird schon äußerst schwierig noch rechtzeitig an den Hafen zu kommen.
10:11 Uhr und der Agent wird auch langsam unruhig und beginnt zu telefonieren. Leider, leider. Das Boot hat heute zwei Stunden Verspätung. Ihr könnt ja noch ein bisschen spazieren gehen.
11:30 Uhr die Deutschen sind zurück.
11:56 ....
12:09 ... no problem my frind ...
12:18 Tuk Tuk kommt.
12: 22 der Fahrer geht noch schnell einkaufen...?!?
12:25 wir holen noch mehr Leute von einem anderen Hotel ab.
12:38 erreichen wir das Hafenviertel
12:42 das Tuk Tuk stoppt. Der Fahrer verteilt das Gepäck und verschwindet mit den Worten come on zwischen zwei Häusern auf einem schmalen Steg. Nach ca. zehn Häuser, die sich alle schon auf dem Wasser befinden und einen dunklen Korridor bilden, sind endlich Boote zu sehen. Über ein kleineres Boot steigen wir dann in unseres ein. Schnell ist das Gepäck verstaut und die Passagierliste ausgefüllt.

13:01 Jetzt geht alles recht flott. Die Rucksäcke werden unter Deck verstaut, der alte Diesel gestartet und die Leinen los gemacht. Mit dem monotonen getucker des Motors und dem sanften Schaukeln der Wellen fahren wir dann gut 2 h dahin, bis wir schließlich die Insel erreichen. Um an Land zu kommen muss die gesamte Ladung inklusive der Passagiere in ein kleineres Boot mit weniger Tiefgang umgeladen werden. Wenige Minuten später sitzen wir auf der Veranda vor unserem Bungalow.

Noch ein kleines bisschen das nähere Umfeld erkunden und im Schein der Taschenlampe wieder zurück ins Camp. Der alte Dieselgenerator ist schon von weitem zu hören, was er aber außer dem bisschen Licht noch antreibt, ist erst im Camp zu vernehmen. Aus zwei alten Hochtönern trällern die Charthits von 2005. Am Strand brennt ein Lagerfeuer und das Bier kostet mal wieder 1$ (teuer), aber auf 'ner Insel is eben alles ein bisschen teurer.

15.12.2011
Nun, wer mit mir schon einmal versucht hat einen Strandtag zu verbringen, weiß dass dies nicht so einfach ist. Denn faul rumliegen schaff ich einfach nicht länger als 15 Minuten. Nach dem obligatorischen Muschelnsammeln habe ich dann versucht den alten Kahn Namens Tourim wieder flott zu bekommen.

Dann gab's noch eine kleine Flug-Foto-Session.

Das war allerdings sehr anstrengend in der prallen Sonne. So entschied ich mich einen Basketball Court zu bauen...

Den Rest des Tages haben wir dann versucht unsere Sonnenbrände in den Griff zu bekommen. Abends noch ein paar Biers im Korbsessel und den Wecker auf 6:00 Uhr gestellt, denn morgen ist Abreise.

16.12.2011
Wir kommen kurz nach sieben zum Frühstück und sehen mit leichtem Unbehagen wie die riesigen Wellen gegen den Steg und Strand donnern. Als wir die Bestellung aufgeben wird uns bestätigt, dass bei diesem Wellengang das kleine Boot nicht anlegen kann. Wir frühstücken während fieberhaft nach einer Lösung gesucht wird. Jetzt tritt der Manager des Camps vor und verkündet, " wir werden euch mit dem Motorrad in ein nahegelegenes Dorf bringen. Dort gibt es einen Hafen, wo ihr direkt auf das große Boot einsteigen könnt". 7 Personen, 5 davon mit den typischen Backpacker Rucksäcken, 2 nur mit Handgepäck, 1 Roller. Jasper und Charlotte, die nur mit Handgepäck angereist sind, werden zusammen mit dem Fahrer auf dem Roller platziert und schon verschwinden sie, hinter einer riesigen Rauchwolke, die das klapprige Mopet ausstößt. Man kann noch sehen wie der Fahrer der sein Gefährt im ersten Gang den Berg hoch quält, mit dem Gleichgewicht kämpfen muss, bevor sie endgültig im dunklen Urwald verschwinden.
Molly aus Irland weiß was ihnen bevorsteht. Sie kam schon auf diesem Wege ins Camp. Sie meint pro Weg ist man ca. 15Minuten unterwegs. Und da man mit den riesigen Rucksäcken unmöglich zu dritt auf den Roller passt, veranschlagen wir schon mal 2-3h bis alle am Hafen sind. Nach schon 20 Minuten ist der Roller zurück und hat noch zwei Kollegen mitgebracht. Und noch bevor wir eine neue Hochrechnung starten können, wie lange es wohl mit 3 Rollern dauern wird, schnappt sich einer der Fahrer meinen Rucksack und stellt ihn auf dem Roller vor sich. Jetzt kommt Kati mit unserem Handgepäck und mit wilden Gesten signalisiert mir der Fahrer ich solle Kati's Rucksack auf den Rücken nehmen und endlich auf dem Roller Platz nehmen. Gesagt, getan. Die Stoßdämpfer des kleinen Rollers sind komplett eingefahren. Der Fahrer gibt Vollgas und kämpft mit der Kupplung gegen den sandigen Untergrund an, währen er zur gleichen Zeit mit den Füssen mitläuft um das Gleichgewicht halten zu können. Ich Kämpfe um halt während sich der Roller im ersten Gang, kurz vor dem abwürgen, den Berg hinauf kämpft.
Zum Glück erreichen wir schon nach wenigen Minuten die Bergkuppe und es geht auf einem sanft geschwungenem Pfad wieder abwärts. Kurz vor der Piste dürfen wir nochmal kurz absteigen, da der Pfad über eine Brück aus nur einem einzigen Brett führt. Neu sortiert erreichen wir dann, über eine staubige Piste, das kleine Fischerdorf, wo unser Boot schon auf uns wartet.

Innerhalb weniger Minuten haben alle Passagiere das Dorf erreicht und sitzen zum ablegen bereit auf den schmalen Holzbänken des ehemaligen Fischkutters. Der Skipper verstaut das Gepäck unter Deck, lasst den alten Diesel an und navigiert uns geschickt aus dem Hafen.
Plötzlich tut sich vor uns ein 2m hoher Wellenberg auf. Kurzes schweigen. Nur wenige Sekunden später hört das Schiffchen auf zu steigen und vor uns tut sich das Wellental auf. Gleichzeitig wird die Sicht auf die drei darauf folgenden Wellen frei. Ich glaube die zweite wird wohl die heftigste werden... Der Skipper minnt das Gas des alten Diesel zurück. Unsere kleine Nussschale stürzt in das Wellental hinab und als wir dann endlich den untersten Punkt erreicht haben, schlägt der Bug mit voller Wucht auf dem Wasser auf. Die nächste Welle ist schon im kommen während sich der Bug noch tiefer ins Wasser drückt. Der Skipper gibt Vollgas, reißt das Steuer hart Backbord um die Welle in einem Spitzen Winkel treffen zu können. Dann nimmt er das Gas ganz weg. Der Bug beginnt sich gerade zu heben als und die Welle mit voller Wucht trifft und über des Deck fegt. Schon sind wir durch die Welle durch und fallen in das nächste Wellental. Durch den kurzen Abstand der Wellen trifft uns die dritte als der Bug am tiefsten Punkt ist und wieder überflutet ein Brecher das komplette Deck. Hektisch wird die Klappe zum Laderaum geöffnet und das Handgepäck unter Deck verstaut. Die Passagiere sind längst alle durchnässt.
Ich beobachte das Wasser, wie sich die Wellen links und rechts kreuzen. Der Skipper gibt wieder Vollgas und korrigiert den Kurs. Wie aus dem nichts taucht die nächste Dreierformation auf und das Spiel wieder holt sich. An diesem Punkt realisiert außer dem Skipper noch niemand, das das so die nächsten 3h weiter gehen wird. Was am Anfang noch eher als spassig empfunden wird, wechsel allmählich in Unbehagen, als die Insel immer kleiner wird, die Wellen immer größer werden und damit auch das Schiff unter der extremen Belastung zu ächzen und stöhnen beginnt. Die ersten Passagiere legen unaufgefordert die Schwimmwesten an. Wer jetzt denkt das wäre eine brenzlige Situation liegt weit daneben. Als ich dem Skipper einen Blick zu werfe ist er, zwischen Gas geben und Gas wegnehmen, Kurs korrigieren und Kommandos seinem einzigen Seemann zu zurufen, am SMS schreiben. Wir sind noch keine 15 Minuten unterwegs als ich Charlotte und Jasper rauchen sehe. Wo haben die um Himmelswillen nur trockene Zigaretten her??? Und wie zum Henker haben sie die nur bei dem Wind und Wasser anbekommen ??? Nach 2h werden die Wellen endlich kleiner, was aber auch nicht wirklich toll ist, da wir den Kurs korrigieren müssen und jetzt parallel zu den Wellen fahren. Jetzt rollt sich unser Schiff zwischen den Wellen hin und her, so dass ich mit meinen Füßen, wie über die Reling hängen, das Wasser berühren kann. Als wir die schwimmenden Dörfer erreichen, welche den äußersten Punkt der Hafenbucht darstellen, ist der Spuk mit einem Mal vorbei.

Alle sind pitsche nass, aber Fische gefüttert hat währen der Fahrt keiner, obwohl ich da bereit gewesen wäre darauf zu Wetten. Schnell noch das Tuk Tuk verhandelt und los geht es Richtung Busbahnhof. Es ist kurz vor zwölf und der einzige Bus nach Kep geht um 12:00 Uhr. Na dann wird wohl aus der Dusche auch nichts mehr. Zu drei Vierteln getrocknet steigen wir in den Mini-Bus und fahren zu unserem letzten Ziel in Kambodscha, nach Kep. Wir kommen im Brise de Kep unter, wo wir nach ausgiebigem Duschen die Haut Cousine des französischen Hausherrn genießen dürfen.

© Stefan Geipel, 2011
Du bist hier : Startseite Asien Kambodscha Koh Rung
Die Reise
 
Worum geht's?:
3 Monate mit dem Rucksack von Kambodia über Vietnam und Laos nach Thailand.
Details:
Aufbruch: 05.12.2011
Dauer: 12 Wochen
Heimkehr: 28.02.2012
Reiseziele: Kambodscha
Vietnam
Der Autor
 
Stefan Geipel berichtet seit 12 Jahren auf umdiewelt.