Südafrika - Auf ein Neues
Als ich im November 2010 das erste Mal in Südafrika war, hat mich ein Virus erwischt. Und zwar ein ziemlich hartnäckiges. Kaum zurück in Deutschland war klar, dass ich sobald wie möglich wieder nach Südafrika wollte! …und das war dann im März 2011.
Kapstadt und die Kap-Halbinsel
Diesmal ging es mit Lufthansa direkt von Frankfurt nach Kapstadt. So ein Nonstop-Flug ist halt doch gleich sehr viel angenehmer, als erst nach Johannesburg zu fliegen und dort umsteigen zu müssen. Abgesehen davon, dass der A340, den Lufthansa auf dieser Strecke im Einsatz hat, mit seiner 2-4-2-Konfiguration doch sehr viel angenehmer ist, als der A380.
In Cape Town gelandet, reihte ich mich erst mal bei Europcar in die unendlich lange Schlange ein, um unseren Mietwagen abzuholen. Wir hatten diesmal beschlossen, schon gleich von vornherein ein Auto zu nehmen, um auch in und um Kapstadt unabhängig sein zu können. Da ich die Stadt von letztem Jahr ja schon etwas kannte und mich auch sicher wieder schnell an den Linksverkehr gewöhnen würde, hatte ich keine Bedenken und ich muss auch sagen, dass es völlig problemlos klappte. Das Hotel hätte ich auch ohne Navi wieder gefunden, vermutlich sogar schneller und auf einer weniger befahrenen Route
Im Protea Fire&Ice angekommen, wurde ich schon gleich mit "welcome back" begrüßt und auch das Anmeldeformular musste nur noch überprüft und unterschrieben werden. Außerdem bekamen wir ein Zimmerupgrade. Was gut gemeint war, stellte sich allerdings als kleine "Enttäuschung" raus, denn wir empfanden die Standardzimmer eigentlich als schöner, aber da wir ja die meiste Zeit sowieso unterwegs waren, störten wir uns nicht wirklich daran.
Nachdem wir das Nötigste ausgepackt hatten, ging es erst mal zum Entspannen für ein oder zwei Stündchen an den Pool. Die Sonne schien und das Pooldeck hatten wir fast für uns allein. Am späten Nachmittag brachen wir dann etwas erholt in Richtung Waterfront auf. Auf dem Weg dorthin machten wir noch einen Abstecher zum Bookap, dem Malayenviertel. Parallel zur Buigtengracht, bummelten wir durch die bunten, teils kopfsteingepflasterten Straßen und Gassen.
Und dann kamen wir an der Waterfront an. Mir ist klar, dass dieses Areal in erster Linie ein Touristen-Magnet ist, aber es ist einfach so schön, wenn man an den Quays entlang läuft und immer wieder den Blick auf die Skyline Kapstadts mit dem Tafelberg, Signal Hill und Lion's Head als Hintergrund hat.
Und es ist auch schön, im Wasser immer wieder die spielenden Robben zu sehen, den Schiffen zuzuschauen, wie sie zu ihren Sundowner-Cruises auslaufen und als Geräuschkulisse den afrikanischen Gesang zu hören, den einen an jeder Ecke erwartet, wenn wieder eine Gruppe in bunten Gewändern dasteht und singt. Und nicht zuletzt die vielen tollen Restaurants, in denen man den leckeren südafrikanischen Wein genießen und das ständige Treiben auf den Wegen beobachten kann.
Und nachdem wir den Abend bei einem Essen und belgischen Bier im Den Anker und anschließend einem Gläschen Shiraz im San Marco ausklingen ließen, machten wir uns mit dem Taxi wieder auf den Weg zurück zum Hotel - wir hatten am nächsten Tag ja schließlich viel vor...
Als allererstes wollten wir rauf auf den Tafelberg. Das Wetter war gut - die Sicht klar, also ideale Voraussetzungen für Kapstadts Hausberg. Nach einem kurzen Blick aus dem Hotelfenster in Richtung der Talstation, verwarfen wir diese Idee allerdings wieder ganz schnell... Auto an Auto an Auto reihte sich nicht nur die Straße davor aneinander, sondern auch noch immer weiter bergab. Wir beschlossen, den Tafelbergbesuch auf den nächsten Tag zu verschieben, drückten uns selbst die Daumen, dass das Wetter auch dann mitspielen würde und machten uns auf den Weg zum Signal Hill. Der Blick von hier, auf Seapoint, die Waterfront, den gesamten Hafen, Kapstadt, den Tafelberg und die 12 Apostels ist wirklich schön und für Kapstadt-Anfänger bestimmt auch ein guter Start, um sich einen kleinen Überblick zu verschaffen und eine nette Alternative zum Tafelberg.
Ein kurzer Blick auf eben diesen hielt uns weiterhin davon ab, das Wahrzeichen zu erklimmen und somit ging es über den Camps Bay Drive nach... genau: Camps Bay. Da es im Zentrum allerdings nicht wirklich viele Parkplätze gibt und wir ja noch die ganze Kap-Halbinsel vor uns hatten, ging es gleich weiter in Richtung The Twelve Apostels Hotel, vorbei an Llandudno nach Hout Bay und zum Chapmans Peak Drive.
Danach verbrachten wir einige Zeit im Table Mountain National Park. Aber auch hier mussten wir feststellen, dass im März definitiv mehr Touristen unterwegs sind, als im November. Parkplätze am Cape Point waren fast schon Mangelware und an der Zahnradbahn zum Leuchtturm war eine lange Schlange. Dafür sahen wir diesmal Baboons. Während sich die Paviane beim letzten Mal im Großen und Ganzen versteckt hatten, wurden wir schon am Auto von einem der neugierigen Affen begrüßt.
Trotz der langen Schlange, ging es recht zügig voran. Nachdem wir gerade mal ein paar Meter mit der Bahn zurückgelegt hatten, setzte irgendwas aus und der Zugführer musste noch mal in die Startposition zurücksetzen. Nach ein paar Minuten mit unzähligen Touristen bei schönstem Sonnenschein in der Kabine eingepfercht, setzte sich die Bahn wieder in Bewegung und wir kamen ohne weitere Hürden oben an. Von hier aus ging es noch die letzten Meter über einige Treppen nach oben zum Leuchtturm. Als jedoch immer mehr Touristen auf den kleinen Platz drängten und noch eine indische Großfamilie oder Reisegruppe dazu kam, machten wir nach ein paar Minuten lieber wieder Platz...
Zurück am Parkplatz, gönnten wir uns noch eine kleine Kaffeepause in der Sonne und beobachteten das Geschehen um uns herum. Wir standen erst ein paar Augenblicke mit unserem Kaffee in der Hand an einem der Stehtische vor dem Self-Service-Restaurant, als wir einen lauten Schrei "Baboon!!!" hörten und im nächsten Moment riss eine der Angestellten gerade noch rechtzeitig die Ladentür zu und ein großer Baboon bremste vor der Tür ab. Als wäre nichts weiter gewesen, lief er zu uns rüber und setzte sich nur wenige Meter von uns entfernt in den Schatten eines Baumes. Gelangweilt tingelte er dann zwischen uns und anderen Touristen hin und her, in der Hoffnung, irgendwo etwas Essbares abgreifen zu können. So nah, wie er uns die ganze Zeit kam, war ich froh, nur einen Kaffee in der Hand zu halten, aber unser Nachbartisch saß ganz entspannt da und die beiden knabberten in aller Seelenruhe an ihren Sandwiches und ließen sich von den gierigen Blicken des Pavians nicht weiter stören.
Kurz darauf kam noch eine Baboonmutter mit ihrem Jungen auf dem Rücken vorbei, wurde aber sofort von dem Männchen verscheucht und auch wir beschlossen dann, wieder aufzubrechen und noch ein bisschen durch den Nationalpark und zum Kap der Guten Hoffnung zu fahren.
Auf dem Weg dorthin mussten wir ein paar laufende Hindernisse umrunden. Ich machte gerade einen kurzen Foto-Stop, als ein paar Meter vor mir eine Straußen-Familie die Straße für sich beanspruchte. Ungestört von den (wenigen) Autos, die dort fuhren, marschierten die Vögel mal nicht über Stock und Stein, sondern entschieden sich für die Luxusvariante und spazierten eine ganze Weile fröhlich auf der Straße herum. Noch als wir vom Kap zurückkamen, wo gerade auch erstaunlich wenig los war, hieß es auf einmal wieder: "Achtung: Strauß voraus!"
Nachdem wir noch ein wenig kreuz und quer durch den Park gefahren waren, machten wir uns auf den Weg nach Simon's Town zu den Pinguinen. Seitdem ich diese putzigen Viecher beim letzten Südafrika-Urlaub das erste Mal in natura gesehen hatte, bin ich ganz verliebt in sie. Sie sehen nicht nur süß und etwas tollpatschig aus, sie sind auch erstaunlich gut im Klettern. Und die Jungen mit ihrem flauschigen Gefieder sehen einfach nur zum Knuddeln aus! Man kann auch bis auf etwa einen Meter an sie ran, teilweise kommen sie sogar selbst so nah zu einem, wenn es sich um ein ganz neugieriges Exemplar handelt. Aber trotzdem gilt: NICHT anfassen!
Nachdem wir uns etwa eine halbe Stunde die Zeit mit der Boulders Family vertrieben hatten, machten wir uns wieder auf den Weg. Der Nachmittag neigte sich langsam gen Abend und wir wollten noch vor Sonnenuntergang zurück in Kapstadt sein. Vielmehr wollten wir uns - wie viele andere auch - den Sonnenuntergang vom Signal Hill aus ansehen.
Keine Frage, die Stimmung dort oben war sehr schön. Kapstadt im letzten Tageslicht zu sehen, wie die Nacht langsam über die Stadt zieht und der Tafelberg und die 12 Apostels noch von der Sonne angestrahlt werden, sieht wirklich toll aus. Der Sonnenuntergang an sich, war allerdings weniger spektakulär. Das mag allerdings auch daran liegen, dass sich am Horizont eine dicke Wolkenschicht gebildet hatte und die Sonne nicht "im Meer" unterging, sondern sich bevor es soweit kommen konnte, hinter dieser Wolkenwand versteckte. Und man muss sich den Sonnenuntergang mit hunderten anderer Menschen teilen. Der Parkplatz war überfüllt und auch die Straße nach oben war komplett zugeparkt. Trotzdem ist es ein Erlebnis, was zu einem Kapstadt-Aufenthalt wohl einfach dazu gehört.
Am nächsten Morgen ließen wir uns von der langen Autokolonne zum Tafelberg nicht noch einmal abschrecken, setzten uns ins Auto und fuhren die 10min Richtung Talstation. Nach der letzten Serpentine vor der Talstation wurden wir auch schon links ran gewinkt und zum Parken aufgefordert. Die letzten Meter mussten wir also zu Fuß zurücklegen. Aber letztendlich sah alles schlimmer aus, als es tatsächlich war und wir mussten weder an der Kasse, noch an der Seilbahn selbst länger als 10-15min anstehen. Aber es war schon der Hammer, was da oben los war. Während wir im November in aller Seelenruhe fast allein auf dem Table Mountain rumspazierten, lief einem nun alle paar Meter wieder ein Tourist über den Weg. Nichtsdestotrotz ließen wir uns Zeit, liefen einen der Wanderwege entlang, genossen den Blick über die Kaphalbinsel und Kapstadt und entdeckten mal größere mal kleinere Eidechsen, aber diesmal leider keine Dassies und zum Glück auch keine Puffottern. Vor denen wird nämlich auch auf dem Tafelberg gewarnt. Auch wenn ich mir kaum vorstellen kann, dass die sich bei dem Andrang tatsächlich irgendwo blicken lassen. Aber man weiß ja nie...
Dann ging's mit dem Auto wieder zurück zum Hotel, kurz frisch gemacht und umgezogen und weiter zur Bushaltestelle der Sightseeing-Busse. Die rote Tour hatten wir bereits im November absolviert, diesmal wollten wir schauen, was die blaue Tour zu bieten hat, die mehr in die Außenbezirke Kapstadts, wie z. B. dem Botanischen Garten und über Hout Bay, Llandudno und Camps Bay wieder nach Cape Town führt. Das schöne dabei ist, dass man überall aus- und wieder einsteigen kann. Für den Botanischen Garten sollte man aber genug Zeit mitbringen und daher ließen wir diesen (leider) aus und blieben bis Hout Bay sitzen. Der Weg dorthin führt über das Constantia Valley, das Weinanbaugebiet Kapstadts und in Constantia kann man dann auch aussteigen und in einen anderen Doppeldeckerbus einsteigen, der - ganz neu - durch die Weinberge der näheren Umgebung fährt, mit der Möglichkeit, auch eine Weinprobe zu machen. Da wir diese aber in Franschoek machen wollten, ließen wir auch das aus. Im Nachhinein könnte man auch sagen: "hätte, könnte, sollte..." denn zu unserer Weinprobe in Franschoek kamen wir leider nicht, aber das muss dann halt beim nächsten Mal nachgeholt werden...
In Hout Bay stiegen wir aus dem Bus, bummelten ein bisschen am Hafen entlang und setzten uns dann in ein nettes Cafè, für ein kleines Päuschen und... naja, für einen Kaffee Von Hout Bay starten Bootstouren zu einer kleinen vorgelagerten Insel, auf der hunderte von Robben sind und außerdem hat man einen schönen Blick auf den gegenüberliegenden Felsvorsprung, wo der Chapman's Peak Drive startet.
Über Kapstadts Vororte und vorbei am Twelve Apostels Hotel ging es dann zurück zur Mutterstadt. An der Waterfront stiegen wir aus, gingen im lokalen Handcraft Market und Shopping Center noch etwas bummeln und kehrten dann zum Abendessen in eines der vielen Restaurants ein. Bei einem weiteren leckeren Glas Rotwein ließen wir den Tag wieder ausklingen bereiteten uns seelisch und moralisch auf unsere morgige Weiterreise vor.
Aufbruch: | 24.03.2011 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 10.04.2011 |