Südafrika - Auf ein Neues
Von Betty's Bay nach Hermanus
Wir beschlossen, in Betty's Bay anzuhalten und uns die dortige Pinguinkolonie anzusehen, die eine der größten in Südafrika sein soll. Unser Stopp dort sollte aber noch richtig aufregend werden. Wir parkten das Auto, nahmen unsere Sachen heraus und verstauten den Rest im Kofferraum. Während meine Mutter noch am Auto hantierte, orientierte ich mich und während ich noch nach dem Weg zu der Kolonie schaute, sah ich einige Meter entfernt eine Bewegung am Boden. Ich ging ein paar Schritte näher und sah etwas braun-golden-orange in der Sonne schimmern. Neugierig geworden, näherte ich mich weiter und überlegte, ob das eine große Echse oder vielleicht doch eine Schlange sein könnte.
Nachdem ich mich noch mal einen guten Meter genähert hatte, konnte ich das Tier zwischen den Steinen besser erkennen. Und da war sie: meine erste, echte, südafrikanische Schlange. Die Kamera hing um meinen Hals und sofort versuchte ich das faszinierende Tier (eigentlich hasse ich ja Schlangen) festzuhalten, während es recht zügig zwischen den Steinen in einem nahen Busch verschwand. Ganz aufgeregt rief ich meiner Mutter zu, dass ich eine Schlange gesehen hätte, aber bis sie neben mir stand, war von dem Reptil nichts mehr zu sehen. Da wir auch nicht wussten, um was für ein Exemplar es sich hier gehandelt hatte, waren wir lieber vorsichtig, entfernten uns und gingen zu dem kleinen Eintritts-Kiosk der Pinguin-Kolonie.
Allerdings war ich jetzt neugierig und nachdem ich unseren Eintritt gezahlt hatte, zeigte ich der Frau an der Kasse eines meiner Fotos und fragte sie, ob sie mir sagen könnte, um was für eine Schlange es sich hier handeln würde. Sie sah sich das Bild an, wurde ganz aufgeregt und meinte, sie wolle zur Sicherheit noch ihren Kollegen fragen, wobei sie sich eigentlich ziemlich sicher sei. Ihr Kollege warf nur einen kurzen Blick auf das Display und sagte dann: "Fuck! It's a Puffotter! Where have you seen it?!"
Als ich ihm erklärte, dass die Schlange direkt hier am Parkplatz gewesen sei, wollte er mir fast nicht glauben und ermahnte uns mehrmals, wir sollten ja vorsichtig sein, wenn wir später zum Auto zurückgingen. Ich versprach ihm, dies zu tun - jetzt, als ich wusste, dass es sich um eine der giftigsten Schlangen Südafrikas handelte, hatte ich doch ordentlich Respekt. Die süßen Pinguine lenkten uns einige Zeit von meiner Schlangen-Begegnung ab, aber als wir zum Auto zurückgingen, achteten wir schon recht genau, wohin wir traten...
Es ging weiter nach Kleinmond, wo wir noch mal eine kurze Pause einlegten. Als wir in den Ort rein und an dem örtlichen Township vorbei fuhren, wäre mir fast ein sturzbetrunkener Mann ins Auto gelaufen. Ich hatte ihn schon von weitem aus dem Township in Richtung Straße runter stolpern sehen und war etwas langsamer und aufmerksam gefahren, daher konnte ich dem Typen noch rechtzeitig ausweichen. Als wir dann eine halbe Stunden später bei Waffeln und Kaffee in der Nähe des "Hafens" saßen, sah ich den betrunkenen Weißen wieder über die Straße stolpern und beobachtete, wie er Passanten ansprach, bettelte und letztendlich die nächstgelegene Mülltonne nach Essbarem durchsuchte. Es war irgendwie eigenartig, in diesem Land, in dem die Weißen scheinbar immer noch die Privilegierten sind, einen so abgerissenen Weißen zu sehen. Aber es zeigt doch mal wieder, dass die Armut jeden treffen kann, aus welchen Gründen auch immer.
Für diesen Tag lag unsere letzte Wegstrecke vor uns. Wir mussten nur noch die wenigen Kilometer bis nach Hermanus bewältigen. Wir kannten die Strecke schon von unserem letzten Urlaub. Allerdings war ich geschockt, dass innerhalb dieser paar Monate ein riesiger Waldbrand große Flächen des Kogelberg Nature Reserve vernichtet hatte. Über Kilometer hinweg ragten nur noch verkohlte Baumstämme in den Himmel, dabei hatte ich gerade diesen Abschnitt so schön und eindrucksvoll in Erinnerung.
In Hermanus angekommen, steuerten wir als erstes den Pick'n Pay an, um einige Lebensmittel einzukaufen. Auch wenn man in Südafrika wirklich überall gut und recht preiswert essen gehen kann, genossen wir es doch auch ab und an, einfach gemütlich in unserer Unterkunft zu Abend zu essen. Und unser Quartier für diese Nacht war wirklich wieder einmal sehr schön. Die Qual der Wahl war schon recht schwer gewesen, aber wir hatten uns für das Eastbury Cottage (http://www.eastburycottage.co.za) entschieden, weil es zum einen zentral gelegen war und zum anderen ein unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis hatte. Das Zimmer mit kleiner Küche und Bad war gemütlich eingerichtet, sauber und hatte einen kleinen Vorgarten, bzw. Innenhof, wo wir ungestört und windgeschützt den ganzen Abend sitzen und quatschen konnten. Da machte es auch nichts, dass das Wetter zu wünschen übrig ließ.
Nachdem wir eingecheckt hatten, hatten wir uns erst einmal noch auf einen kleinen Spaziergang durch Hermanus aufgemacht. Ganz in der Nähe unserer Unterkunft kamen wir auf den Whale Path, den wir entlang dem Old Harbour bis zu Fick's Pool folgten. Nur Wale, ließen sich leider keine blicken. Es wäre aber vermutlich auch außergewöhnlich gewesen, zu dieser Jahreszeit einen Wal zu entdecken, auch wenn Hermanus als bester Ort auf der Welt gilt, um von Land aus diese riesigen Säugetiere beobachten zu können. Die Saison dafür ist zwischen Juni und Dezember. Und tatsächlich, als wir im November für eine kurze Pause in Hermanus gestoppt hatten, hatten wir gerade unser Auto geparkt, den Motor abgeschaltet und schon präsentierten sich uns damals zwei Wale - wie auf Bestellung...
Diesmal waren wir eher fasziniert, von den beeindruckenden Wellen, die in Fick's Pool rein rauschten und sich an den Felsen brachen. Eine Welle war größer, als die andere und ich hätte vermutlich Stunden dort sitzen und die Brandung beobachten können. Aber es begann zu dämmern und obwohl uns unsere Vermieterin gesagt hatte, dass Hermanus auch bei Dunkelheit "safe to walk" wäre, machten wir uns lieber wieder auf den Weg in die Stadt, bummelten noch ein bisschen durch die Straßen und schlugen langsam den Weg zu unserem Cottage ein. Es ist faszinierend, irritierend und ungewohnt, zu beobachten, wie sich die Straßen in der letzten halben Stunde vor Dunkelheit leeren. Immer weniger Menschen sind auf den Bürgersteigen unterwegs, der Verkehr lässt nach und wenn es dann tatsächlich dunkel ist, ist kaum noch eine Menschenseele zu sehen. Ob man will oder nicht, beschleicht einen dann doch ein leicht beunruhigendes Gefühl, obwohl es in Städten wie Hermanus vermutlich völlig unangebracht ist. Nichtsdestotrotz genossen wir lieber die heimelige Atmosphäre unserer Unterkunft und ließen den Abend entspannt ausklingen.
Aufbruch: | 24.03.2011 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 10.04.2011 |