Südafrika - Auf ein Neues
Kleine Karoo
Leider war unser Aufenthalt in Knysna recht kurz. Wir hatten am nächsten Tag einen richtig weiten Weg vor uns: quer durch die Kleine Karoo nach Graaf Reinet. Nach einigen Überlegungen hatten wir beschlossen nach George zurückzufahren, um von dort aus über den Outeniqua Pass in die Karoo zu kommen, weil dieser Abschnitt so schön sein sollte. Außerdem sind die Straßen hier gut ausgebaut, was mir bei der langen Strecke wichtig war, um zügig voran zu kommen.
Und ja, ich muss sagen, der Outeniqua Pass ist wirklich schön, mit einem wunderbaren Blick über George und die Garden Route. Aber kaum hatten wir den Pass überquert, nahm uns die Karoo in ihren Bann, mit ihren trocken Ebenen und schroffen Berggipfeln. Es ist eigentlich faszinierend, wie eine so karge Landschaft einen solchen Reiz haben kann.
Allerdings muss ich sagen, dass die Strecke vom Outeniqua Pass bis nach Graaf Reinet abwechslungsreicher ist, als die von Barrydale nach Oudtshoorn. Oder es lag an der Jahreszeit. Oder daran, dass man mit der Zeit einfach einen Blick für die Schönheit der Karoo bekommt. In Uniondale, einer kleinen Farmerstadt mitten im Nirgendwo, mit historischen Gebäuden, machten wir nachmittags eine kurze Kaffeepause.
Nachdem wir Uniondale hinter uns gelassen hatten, kam wieder lange Zeit nichts. Der nächste Ort an der N9, Willowmore, das schon zum Eastern Cape zählt, ist gute 60km entfernt. Dazwischen gibt es nichts, außer Natur. Nach Willowmore folgen weite Ebenen, bei deren Anblick man eine Ahnung von der Größe Afrikas bekommen kann, Berge, vereinzelte Farmen und der Bervlei Damm, ein kleines Fleckchen Nass inmitten dieser großen, weiten Kargheit. Die Strecke zieht sich ganz schön, vor allem wenn man der alleinige Fahrer ist. Aber nichtsdestotrotz, macht diese Art von reisen einfach Spaß.
Und schließlich fliege ich nicht 12 Stunden ans andere Ende der Welt, um mich 2 Wochen lang an den Strand zu legen... Nächster kurzer Stopp sollte Aberdeen sein. Allerdings nur für eine kurze Pipi-Pause und gegebenenfalls eine weitere Tasse Kaffee, denn die restlichen knapp 60km bis nach Graaff Reinet wollten wir auf jeden Fall noch vor Anbruch der Dunkelheit erreichen. Die Pause in Aberdeen fiel äußerst kurz aus. Ich weiß nicht woran es lag, denn mein Reiseführer beschreibt Aberdeen als "Schaustück phantasievoller Bauweise...
Man wird begeistert sein von den viktorianischen, deutschen, gotischen, russischen flämischen Baustilen und der Architektur aus der Zeit König Georges." Ich empfand Aberdeen fast wie eine Geisterstadt, mit leeren, staubigen Straßen. Aber bevor ich diesem Örtchen Unrecht tue, ich war doch sehr davon abgelenkt, ein Café oder eine Tankstelle ausfindig zu machen, um die restliche Strecke des Tages ohne "Druck" überstehen zu können...
Mein Problem löste sich am Ortsausgang von Aberdeen und kurze Zeit später erreichten wir dann auch schon die Stadtgrenze von Graaff Reinet. Ich war sehr gespannt auf diese Stadt, die viertälteste europäische Stadt in SA, die in dem Buch "Verheißene Erde", sprich auch in Südafrikas Geschichte eine doch recht wichtige Rolle gespielt hatte. Und es ist so, wie es im Reiseführer versprochen wurde: Man hat das Gefühl, durch ein lebendiges Museum zu laufen, bzw. erst mal fuhren wir ja noch.
1786 gegründet, verfügt die Perle der Karoo heute noch über mehr als 200 historische Gebäude, die inzwischen als Nationalmonumente gelten. Benannt ist der Ort, der Schauplatz etlicher Kämpfe zwischen weißen Siedlern und den schwarzen Stämmen war, nach dem Gouverneur Van der Graaff und seiner Frau Cornelia Reynet. Es gibt viele historische Häuser, bzw. Nationalmonumente zu besichtigen, aber ich wollte primär etwas vom Camdeboo Nationalpark und vor allem das Valley of Desolation sehen.
Nachdem wir aber unser Zimmer im Buigten Verwagten B&B (www. Buitenverwagten.co.za) bezogen hatten, machten wir uns erst mal auf, um zumindest einen Teil der Stadt zu Fuß zu erkunden und dabei einen Supermarkt ausfindig zu machen, bevor es dämmerte. Das Hausmädchen, das uns empfangen hatte, meinte zwar, es sei auch im Dunkeln sicher auf Graaff Reinets Straßen, aber nach der langen Fahrt wollten wir eigentlich sowieso nur noch ein bisschen auf der schönen Terrasse entspannen und den Abend genießen. Der Supermarkt war nur etwa 10min Fußweg von unserer Pension entfernt. Nachdem wir mit unseren Einkäufen den SPAR-Markt verließen, spielte sich die einzige hässliche Szene ab, die mir bisher in Südafrika zwischen Schwarz und Weiß aufgefallen wäre.
Vor dem Supermarkt parkte ein Auto, in dem ein weißer Mann offenbar auf jemanden wartete. Als wir das Auto gerade passierten bekamen wir mit, wie ein schwarzer Jugendlicher wild gestikulierend und recht laut auf den Fahrer des Wagens einredete, der sein Fenster nur einen schmalen Spalt offen hatte. Als der Weiße den Jugendlichen nach ein paar Worten nicht weiter beachtete, versuchte dieser den Weißen noch lauter zu provozieren, schlug letztendlich mit beiden Handflächen immer wieder auf das Autodach ein und rüttelte an dem Wagen rum. Keine Ahnung, ob ich in Deutschland so viel Zivilcourage gehabt hätte, einzuschreiten, aber in Südafrika ganz sicher nicht. Zumal ein paar Meter entfernt scheinbar die Clique des Jugendlichen wartete und die Szene beobachtete.
Also schnappte ich mir nur meine Mutter und schaute, dass wir uns so schnell wie möglich von dem Supermarkt entfernten. Unangenehmerweise, sah ich die Gruppe Jugendlicher noch eine ganze Zeitlang nur in einem Abstand von weniger als 100m Metern hinter uns herlaufen. Auch wenn es die einzige Situation war, die ich in dieser Hinsicht mitbekommen hatte und dem Mann nichts passiert war (wir begegneten ihm und seiner Familie am darauffolgenden Tag mehrmals im Nationalpark und auf der Straße), haftete für mich nun ein schaler Beigeschmack an Graaff Reinet, was sehr schade ist, denn nach allem, was wir sonst gehört und erlebt haben, ist es eigentlich ein friedliches und wirklich schönes Städtchen.
Nach dem (leckeren) Frühstück - es gab mal wieder Rührei mit Speck - machten wir uns auf den Weg zum Valley of Desolation. Hierzu muss man aus der Stadt raus, ein Stück den Van Ryneveld's Pass Dam entlang, bis man nach einigen Kilometern zum Tor des Westteils des Camdeboo NP kommt. Hier bekommt man noch mal Anweisungen, wie man zu fahren und sich zu verhalten hat, wann der Park schließt und dass der Eintritt nur einmal gezahlt werden muss, aber alle Teile des Parks beinhaltet.
Bevor man den richtigen Parkplatz erreicht, gibt es einen kleinen Aussichtspunkt mit einem wunderbaren Blick über den Damm, die Stadt und den Spandau Kop, die Karoo und dem Valley of Desolation. Fährt man noch ein paar Meter weiter, kommt dann ein größerer Parkplatz. Hier hat es eine öffentliche Toilette und Karten über den Nationalpark und von hier aus beginnen auch mehrere Wanderwege, u. a. der Craig Lizard Trail, ein kleiner Rundwanderweg, von dem man tolle Ausblicke in das Tal der Trostlosigkeit hat.
Aber außer dem Valley of Desolation kann man hier auch Antilopen (z. B. Springböcke, Kudus oder Kuhantilopen), sowie Wasserbüffel, Strauße und Affen beobachten. Wir hatten allerdings Pech. Nein, bis auf die Büffel, sahen wir einige Tiere, aber der Teil des Camdeboo NP, in dem man die Büffel hätte beobachten können, war auf Grund des heftigen Regens der vergangenen Tage gesperrt, da viele der Pisten nicht passierbar, bzw. zu matschig waren.
Nun gut, da konnte man nichts machen. Also setzten wir uns wieder in unseren Nissan und erkundeten die Gegend um Graaff Reinet, fuhren mal in diese und in jene Richtung, hier am Damm entlang und wieder zurück und wie schon erwähnt, begegneten wir immer wieder dem Mann, der abends zuvor von dem Jugendlichen angepöbelt worden war. Ich hatte das Gefühl, als wären wir die einzigen Touris in der Stadt
Aufbruch: | 24.03.2011 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 10.04.2011 |