Südafrika - Auf ein Neues
Rund um Mossel Bay
Am nächsten Morgen wurde uns unser Frühstück auf's Zimmer serviert, da das Eastbury Cottage eigentlich eine Selbstversorgerunterkunft ist. Allerdings gibt es eben auch "room service", da kein Frühstücksraum vorhanden ist. Die Vermieterin ist supernett und sehr bemüht, es den Gästen recht zu machen - ich kann es also nur weiter empfehlen. Wir räumten das Zimmer und zahlten, durften aber unser Auto noch auf dem Grundstück stehen lassen, um noch mal ein bisschen durch Hermanus zu bummeln. Wir gingen zuerst in das Walmuseum und schlenderten anschließend noch über den Handcraft-Market. Das Wetter war immer noch trüb und versprach auch nicht wirklich besser zu werden, daher beschlossen wir schon bald, uns auf den Weg nach Mossel Bay zu machen, unserer nächsten Station.
Es mag sich stressig anhören, dass wir sowohl in Franschhoek und Hermanus nur jeweils eine Nacht geblieben sind, aber das Autofahren in Südafrika ist so entspannt, dass man es mit Deutschland in keiner Weise vergleichen kann und man sammelt unterwegs so viele Eindrücke, dass es einem - oder zumindest mir - nichts ausmacht, viel Zeit im Auto zu verbringen. Die Strecke von Hermanus bis Swellendam war mir eigenartig vertraut, obwohl ich hier nur ein einziges Mal in meinem Leben gefahren bin, aber es war wirklich erstaunlich, wie viel mir in Erinnerung geblieben war. Nach Swellendam wurde uns die Weiterfahrt allerdings sehr erschwert.
Die N2 zwischen Swellendam und Riversdale wurde ausgebaut und generalüberholt und wir standen immer und immer wieder vor einer Baustelle und mussten warten, bis der Gegenverkehr an uns vorbei geleitet war. Vor lauter Baustellen, verpassten wir auch noch die Abzweigung auf die R324 nach Witsand. Witsand war uns empfohlen worden, weil hier der Breede River in den Indischen Ozean mündet. Ja, genau! Wir haben den Atlantik hinter uns gelassen und befinden uns mittlerweile am Indischen Ozean.
Leider, leider, leider war das Wetter immer noch etwas unfreundlich und somit versprühte Witsand leider nicht so viel Charme, wie uns versprochen worden war, aber man konnte sich schon vorstellen, wie schön es hier sein muss, wenn die Sonne vom Himmel lacht. Aber da die Sonne nicht lachte, machten wir uns nach einer kurzen Pause wieder auf den Weg. Je näher wir nach Mossel Bay kamen, desto schlechter wurde das Wetter. Kurz vor Mossel Bay befindet sich eine riesige, hässliche Öl-Raffinerie, doch vor lauter Nebel konnte man nur die Flammen hoch oben erkennen. Wir fuhren weiter, die an dieser Stelle hell erleuchteten und bei diesem Wetter, fast schon futuristisch wirkenden N2 entlang.
Aus dieser Richtung kommend wirkt Mossel Bay eher unattraktiv und wenig einladend. Wenn ich nicht schon mal hier gewesen wäre, hätte ich vermutlich die Krise gekriegt, mich hier für 2 Nächte eingebucht zu haben. Aber das täuscht. Mossel Bay ist ein nettes, kleines Städtchen und man kann sich hier durchaus wohl fühlen... Vor allem The Point oder auch der Strand nahe des Protea Hotel The Old Post Tree sind schöne Eckchen. Und in eben diesem Hotel stiegen wir auch ab. Ich hatte als Reiseverkehrskauffrau das Glück, dort etwas günstiger wohnen zu können, aber noch mehr Glück hatte ich dann beim Einchecken! Denn wir bekamen nicht einfach nur ein Standardzimmer, sondern ein Upgrade für eine Harbour-Suite! Das bedeutete 2 Stockwerke, Küche, Wohnzimmer, sensationelles, riesiges Badezimmer, Schlafzimmer, Empore mit Extrabetten und 2 Balkone!! Dazu stand neben der Rezeption noch ein Schild, was mich im Hotel willkommen hieß. Was will man mehr...
Es war schon recht spät, nachdem wir uns eingerichtet hatten, also machten wir uns noch kurz auf den Weg zum nächsten Supermarkt. Die Straßen waren voll mit Menschen, aber als wir eine halbe Stunde später in der beginnenden Dunkelheit zum Hotel zurück schlenderten, waren wir wieder fast allein auf der Straße, obwohl wir uns mitten im Zentrum von Mossel Bay befanden. Ich finde es wirklich immer wieder faszinierend. Zurück im Hotel machten wir es uns auf unserem Balkon gemütlich, erholten uns von dem langen Tag und genossen den Blick über den Hafen und die Bucht.
Eigentlich hatten wir für den nächsten Tag einen Strandtag eingeplant gehabt, aber als wir aufwachten, blickten wir wieder in einen grauen, wolkenverhangenen Himmel. Beim Frühstück beschlossen wir die Gegend um Mossel Bay etwas zu erkunden. Wir fuhren nach Dana Bay raus und von dort aus über eine schmale Landstraße nach Gouritsmond. Nachdem wir gestern schon von der Breede River Mündung begeistert waren, waren die letzten Kilometer des Gourits River und seine Mündung auch wieder wunderschön und spätestens jetzt wussten wir, dass sich der Abstecher zu Flussmündungen definitiv lohnt, was wir während unserer weiteren Reise nicht mehr vergaßen und wirklich wunderschöne Orte entdeckten. Auf dem Rückweg von Gouritsmond nach Mossel Bay hielten wir mehrmals an, um Schildkröten von der Straße zu retten. So wie bei uns im Herbst die Igel gerne auf dem Asphalt unterwegs sind, sind es dort eben die kleinen, süßen Turtles.
Da sich das Wetter immer noch nicht bessern wollte und der Strand somit auch am Nachmittag nicht lockte, bogen wir kurz vor Mossel Bay auf die R327 Richtung Herbertsdale ab. Eine wunderschöne Strecke und außer uns war praktisch niemand unterwegs. Doch nach wenigen Kilometern trafen wir auf ein Hinderniss: Ein Kuhherde war mitten auf der Straße unterwegs und das Vieh machte keine Anstalten, mir, bzw. meinem Auto Platz zu machen. Der Hirte, der die Kühe begleitete, bedeutete mir, näher an die Tiere ranzufahren und zu hupen, die würden dann schon Platz machen. Ich hoffte, dass er Recht behalten würde und nicht auf einmal 20 Kühe auf den Mietwagen zustürmen würden. Aber kaum hatte ich die Anweisung umgesetzt, teilte sich die Herde vor mir und schloss sich genauso schnell wieder, als ich die Kühe passiert hatte...
Ich komme zwar vom Land und bin auch mit Kühen in direkter Nachbarschaft aufgewachsen, aber auf ein solches Hindernis bin ich noch nie gestoßen, seitdem ich Besitzerin eines Führerscheins bin. Ohne weitere Tiere auf der Fahrbahn erreichten wir schließlich Herbertsdale. Einen Moment lang war ich versucht, der R327 weiter zu folgen, in der Hoffnung, etwas Sonne zu finden, wenn wir die Outeniqua Mountains erst mal überquert hätten und in der Karoo angekommen wären. Da ich der Karte allerdings entnehmen konnte, dass es sich hierbei ab sofort um eine Dirt Road handelte und dicke schwere Regenwolken über den Bergen hingen, beschloss ich doch im Küstengebiet zu bleiben. Dazu vertraute ich weder meinen Fahrkünsten noch der Bereifung unseres Nissans genug, um mich bei dieser Witterung auf Dirt Roads in die Berge zu begeben.
Also folgten wir der Straße in Richtungs Riversdale und Albertinia. Doch zu unserer Überraschung hörte auch hier der Asphalt nach wenigen Kilometern auf und wir bewegten uns langsam über die Schotterpiste in Richtung Albertinia. Man wird zwar ganz schön durchgerüttelt auf diesen Pisten und die Regenwolken im Rücken empfand ich als nicht so wirklich angenehm, aber landschaftlich war es dort hinten einfach traumhaft schön.
Trotzdem waren wir froh, in Albertinia wieder auf "normalen" Straßen unterwegs zu sein. Wir machten, in erster Linie wegen eines Toilettenstops, bei der Aloe Ferox Farm halt und nach einer kurzen Kaffeepause, schlenderten wir noch durch den Fabrikverkauf. Etwas skeptisch begutachtete ich die Produkte, studierte die (deutsche) Broschüre und beschloss dann doch tatsächlich, mir ein paar Kleinigkeiten zu kaufen. Heute (einige Monate später) muss ich sagen, dass ich echt begeistert davon bin und sollte ich mal wieder in der Gegend sein, werde ich dem Laden bestimmt noch mal einen Besuch abstatten. Man kann die Produkte zwar auch übers Internet hier in Deutschland beziehen, aber das ist halt irgendwie doch nicht das gleiche
Der letzte Abend in Mossel Bay brach an. Da das Wetter immer noch zu wünschen übrig ließ, beschlossen wir in unserem Hotel-Restaurant Cafe Gannet zu Abend zu essen. Eigentlich bin ich ja kein Fan von Hotel-Restaurants, da ich mich lieber auf der Straße nach einem netten Lokal umsehe, das mir zusagt, aber dieses kann ich nur empfehlen. Abgesehen davon, dass das Gros der Gäste aus deutschen Urlaubern bestand und ich mir eher wie in Deutschland, als in Südafrika vorkam, war das Ambiente angenehm und das Essen ein Traum! Ich bekam meinen Strauß an einem hängenden Spieß zusammen mit Gemüse und Butternut serviert und habe nicht den kleinsten Rest auf meinem Teller gelassen, außer vielleicht das Stiehlchen Rosmarin, das als Deko über dem Gemüse lag.
Aufbruch: | 24.03.2011 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 10.04.2011 |