Mit Logistik und Improvisation
Eine Radreise zu dritt durch Slowakei und Ukraine, bei der Flexibilität an erster Stelle stehen sollte, aber einige Highlights mußten vorher fest vereinbart und mit örtlichen Bekannten abgesprochen sein. Wie kann man da die Termine noch einhalten, wenn unterwegs ausgerechnet zum Wochenende ein Rad kaputgeht ?
Am Ende klappte alles zu allgemeiner Begeisterung, und pünktlich zurück waren wir auch noch
Erstes Kennenlernen mit Erich
Per Inserat und Mail hatten wir uns schon kennengelernt. Erich wohnt in Hodonin im Südosten von Mähren, ist Österreicher und spricht tschechisch, macht seit Jahren Radtouren rund um seinen Heimatort und die weitere Umgebung, ich komme per Zug aus Schleswig-Holstein angereist und stelle in Aussicht, ihm die Slowakei zu zeigen mit der Möglichkeit, vielleicht auch noch in die Ukraine zu fahren. Jonas, unser dritter Mann, wird zwei Tage später nach Bratislava kommen.
Wie nutzen wir die beiden Tage bis dahin zu zweit ?
Warst du schon mal im Liechtensteinareal ? Noch nie gehört, muß ich antworten, als Erich mich in Breclav vom Zug abholt.
Es ist die größte naturbelassene Parkanlage der Welt, nur per Rad in allenfalls zwei Tagen abzufahren, mit Schlössern, Burgruinen, Tempeln und einem Minarett drin und dem "Iron curtain Greenway" entlang der ehemaligen Stacheldrahtgrenze, die Ost und West voneinander trennte.
Einverstanden, machen wirs, nur müssen wir am zweiten Tag Bratislava erreichen, das etwa 60 km entfernt ist.
Ruine eines Jagdschlosses - vom Fürsten für seine Gäste von Anfang an als Ruine gebaut, das sehen wir uns an !
Heute ein beliebtes Ausflusziel, per Rad, zu Fuß oder per Boot. Hier läßt sichs feiern und picknicken.
Schon 2009 war ich hier durchgefahren, aber hatte nichts von den im Wald versteckten Kostbarkeiten bemerkt. Gut, dass Erich als Ortskundiger dabei ist. Ist das nun ein Park oder ist es Wald und Flur ?
Sehen wir uns nun die Parkanlagen an:
Alte Schleifen und tote Arme des Flusses Thaya wurden aufgestaut, die Uferzonen in eine Parklandschaft umgewandelt, die das Auge erfreut
Von einem Minarett, das als Parkzierde geschaffen wurde, hat man einen großartigen Blick über Teiche, Inseln, Parklandschaft bis zu einem Schloß am Horizont.
...und ein Palmenhaus, dessen Glasdach mit Tausenden schuppenförmig gelegter Glasscheibchen nicht nur eine Augenweide darstellt, sondern zugleich dadurch raffiniert optimal belüftet werden kann.
Biotope wirst du noch kilometerweit bewundern können, wenn wir im Liechtenstein-Areal zum Dreiländereck Tschechien/Slowakei Österreich fahren, unterwegs werden wir ganz nahe an den alten Eisernen Vorhang kommen, vielleicht sogar noch etwas Stacheldraht sehen können, sagt Erich und drängt zum Weiterfahren. Denn da gibt es noch ein Gestüt und weitere Bauwerke an herausragenden Stellen des Parks zu sehen, die man mit dem Rad erfahren kann.
Die Thaya bildet hier die Grenze zwischen Tschechien und Österreich. Zu Zeiten des Eisernen Vorhangs abolutes Sperrgebiet - die Natur dankt es heute.
Gedenktafel für zwei österreichische Fischer, die von tschechischen Grenzern erschossen worden waren und zunächst nie aufgefunden wurden. Erst nach der Wende entdeckte man ihre Gräber auf einem Massengrab in Tschechien
13 km fahren wir auf dem früheren Patroullienweg der Grenztruppen nach Süden am Grenzzaun entlang. Man hat ihn vom Stacheldraht befreit, aber als Wildschutzzaun stehengelassen
Die letzten 300 Meter bis zum Dreiländereck führen durch unwegsame Wildnis. Nur ein handgekritzeltes Schild weist uns den Weg.
Die 13 km müssen wir auch nach Norden zurück, weil wir weder über die Thaya nach Österreich noch über die March in die Slowakei kommen können. Noch einmal Natur pur, nur unterbrochen von ein paar Holzabfuhrwegen, die man mit dem Fahrrad benutzen kann.
am Tag darauf befahren wir den "Iron Curtain Greenway", meistens auf dem Deich der March oder auf dem Patroullienweg der früheren Grenztruppen. Dieser Bunker allerdings stammt noch aus dem zweiten Weltkrieg
Ein Bunker aus Kriegszeiten, davor der Stacheldraht aus Zeiten des Kalten Krieges und darüber eine neu gebaute Brücke, die den Fern-Fahrradweg von Hof nach Bratislava und Budapest über die Grenze zwischen Östereich und der Slowakei über die March führt.
Einmündung der March (Morava) in die Donau. Die March hat fast kein Gefälle, die Donau rauscht dagegen mit fast 8 km/Std abwärts und staut bei Hochwasser die March kilometerweít zurück
Aufbruch: | 21.05.2012 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 08.06.2012 |
Slowakei
Ukraine