Mit Logistik und Improvisation
Die Rückreise muß organisiert werden
Es herrscht nicht unbedingt Katerstimmung am nächsten Morgen, aber die Realität beginnt uns einzuholen.
Denn Erich rechnet vor: An welchem Grenzübergang kommen wir mit den Rädern zurück in die Slowakei ? Nicht jedes Mal werden wir jemand finden, der uns so elegant im Auto rüberbringt. In Spiska Nova Ves müssen wir pausieren, um das Rad von Jonas abzuholen. Und sollten wir in Ubla wirklich mit den Rädern rüberkommen, dann ist auf der slowakischen Seite der nächste Bahnhof in Humenne 48 km weit, also noch eine solide Radstrecke, auch wenn uns der Professor auf der ukrainischen Seite bis zum Grenzübergang bringt. Aber was, wenn wir dann auch in Ubla nicht rüberkommen ?
Kurz: Wir brauchen eine Zeitreserve, müssen also am besten schon heute, Montag, den 4.Juni aufbrechen.
Zögernd äußern wir diese Überlegung zum Frühstück, zu dem Katarina das vom Professor gestern abend vorbereitete Essen serviert.
Zu unserer Erleichterung schmollt niemand, unsere Wünsche sind den Gastgebern Verpflichtung.
Zum Abschied tauschen wir unsere Adressen aus, Sergej schreibt sie uns auf Lateinisch auf: Huzne mit Postleitzahl, Lemberg Oblast, Kreis Turka, Ukraine, damit ihr wieder hierher findet !
Wir könnten 115 km über Cyanki bis zum Grenzübergang fahren. Voriges Jahr hatten wir das im strömenden Regen gemacht. Diese Fahrt ist dem Professor noch heute ein Graus, nein er fährt lieber ca. 155 km auf der Europastraße, die nach Mukacevo und dann in einem weiten Bogen nach Westen nach Uzgorod führt. Dort sind es dann noch 23 km bis zum Grenzübergang nach U'bla in die Slowakei.
Die Batterie tuts nicht, deswegen müssen wir anschieben. (Wohlweislich hatte der Professor das Auto schon im Gefälle geparkt!)
Im Auto hier über den Karpatenpaß und dann in eleganten Schwüngen im Tal der Latorica hinunterzufahren, ist ein Augenschmaus. Leider spielt das Wetter nicht ganz mit, die Fotos aus dem fahrenden Auto sind alle nichts geworden.
Zwischen Mukacevo und Uzgorod soll es auch ein paar Weindörfer geben. Erich plant im Herbst eine Heurigentour durch unbekannte Weingebiete, da wäre neben dem Gebiet um Sobrance in der östlichsten Ecke der Slowakei eine Weinprobe in der Ukraine ein Knüller.
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Was wir aber sehen, ist ernüchternd: Ein paar schwarze Weinfelder, in denen das Unkraut wuchert, sonst nichts, was zur Einkehr animieren könnte. Und wenn man auch künftig mit Rädern nicht über die Grenze gelassen wird, wird man den ukrainischen Wein ohnehin nicht kosten können
So sind wir am Ende ganz froh, schon gegen 14 Uhr an der Grenze anzukommen, auch für den Professor früh genug, um den Rückweg nach Lemberg heute noch zu schaffen.
Nachdem Sergej und der Professor abgefahren sind, lassen wir uns auf den Rädern auf die Grenze zurollen.
Ob wir hier tatsächlich rübergelassen werden ?
Es klappt mühelos, auf der slowakischen Seite stellen wir unsere Uhren eine Stunde zurück.
Nun haben wir gut Zeit, noch nach Humenne zu radeln. Wir nehmen nicht die Bundesstraße, sondern bleiben im Tal eines Baches, in dem die Straße erst im letzten Stück steil ansteigt.
ausgerechnet in diesem Tal hat sich ein Gewitter angestaut. Wir wettern es in einer bedachten Bushaltestelle ab. Nur dauert es uns viel zu lange. Kommen wir etwa doch noch in Zeitdruck ?
Ganz im Gegenteil, schon nach 15 km gibt es in Stakcin einen Bahnhof, wir kommen um 16.10 an und um 16.27 fähret ein Zug nach Kosice, wir brauchen nicht einmal in Humenne umzusteigen und in Kosice haben wir sofort Anschluß nach Spiska Nova Ves, sagt uns der Schaffner.
Trotz Verspätung in Kosice bekommen wir unsern Anschluß und blockieren mit unseren Rädern den Ausgang des letzten Wagens. Aber wir haben es geschafft und so einen ganzen Tag dazugewonnen.
Für diesen Erfolg gönnen wir uns heute abend ein gemütliches Hotel Vanusa, in dem wir ein gepflegtes Abendessen bekommen können und anschließend auf geheiztem Fußboden einmal wieder richtig duschen können. Die Zivilisation hat uns wieder !
Am nächsten Morgen bekommen wir auch das kaputte Rad von Jonas wieder, allerdings nicht repariert, so dass wir nun mit 3 Mann 4 Räder mit der Bahn weiterzubringen haben.
Das gelingt uns dann auch noch, es regnet fast den ganzen Tag, so dass Bahnfahren ohnehin die einzige Beschäftigung ist.
Auch das Umsteigen in Bratislava schaffen wir ebenso wie später in Breclav, denn heute abend werden wir bei Erich zu Haus in Hodonin bleiben.
Nun haben wir sogar noch zwei Tage zur Verfügung, die wir nutzen wollen, um uns von Erich seine Heimat zeigen zu lassen.
Aufbruch: | 21.05.2012 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 08.06.2012 |
Slowakei
Ukraine