Mit Logistik und Improvisation
Verschnaufpause in Telgart
Penzion U'Hanky in Telgart ist heute unser Ziel. dazu müssen wir nur im Tal des Hlinec 20 km aufwärts, über die Wasserscheide zum Hron durch den Südrand des Slowakischen Paradieses.
der Hlinec ist zwischendurch zu einem malerischen See aufgestaut, leider finden wir keinen Radweg am See entlang
und selbst an der Einmündung des Baches in den See gibt es nur eine Stichstraße, die Bahn fährt entlang der Schlucht durch einen Tunnel
Die Straße führt durch einen Tunnel, wir können neben dem Bach durch den Canyon radeln, ein Sahnestück an herrlicher Natur
Wir sind wieder auf der Höhe, diesmal mit milder Steigung auf guter Asphaltstraße und wenig Verkehr - wir haben ja auch Pfingstsonntag!
Der Paß "Puste Pole" zwischen Niederer Tatra und Slowakischem Erzgebirge ist geschafft, nun gehts nur noch bergab!
Die Bahn verläuft parallel zur Straße, macht sich den Weg durch den Berg aber mit zwei Tunnels und einer Talbrücke bequemer.
In Telgart kehren wir im U'Hanky ein. Heute klicken wir uns auf dem Computer ein, erledigen unsere Post und überdenken die Planung für die kommenden Tage. Jonas wird das Ersatzrad am besten in Lemberg lassen, denn von dort werden wir ja die Rückreise per Bahn antreten, da braucht er das Rad ja nicht mehr, und irgendjemand dort wird so ein Rad sicher gebrauchen können. Also mailen wir Sergej in Lemberg an. teilen ihm mit, dass wir ein nagelneues Fahrrad anzubieten hätten und kündigen ihm den Termin unseres Grenzübertritts für den 31.Mai an. Aber wo werden wir die Grenze passieren ?
Erich erinnert sich, dass da ein Reiseunternehmen angepriesen hatte, seine Passagiere per Kleinbus nach Vel'ke Slemence zu bringen. Dort sollten sie zu Fuß mit Gepäck über die Grenze gehen und in Mali Selmenci auf der ukrainischen Seite des Dorfes von ukrainischen Kleinbussen abgeholt werden.
Auf so ein Loch im Grenzzaun sind wir neugierig, es müßte etwa 18 km südüdwestlich von Uzgorod und 10 km südsüdöstlich von Vel'ke Kapusany in der Slowakei liegen. Von da aus werden wir es mit Rad und Bahnanschluß am 1.6. wohl bis auf den Kamm der Karpaten bis zu dem kleinen Dorf Huzne schaffen . Dort will ich den Schülern der Schule, die ich im vorigen Herbst besucht hatte, ein Einmaleins-Dominospiel schenken, das mein Vater sich ausgedacht und gebastelt und mir 1945 geschenkt hatte, damit ich spielend das Einmaleins lernen könne.
Sergej wird dazu dolmetschen müssen.
Doch die Bahnrückreise von Lemberg können wir nicht buchen, der einzige Kurswagen in die Slowakei ist ausgebucht. Also Umdisponieren!
Das nächste Mail an Sergej: Wir kommen direkt nach Lemberg und müssen dafür aber früher wieder zurück, weil wir mit einem Bummelzug werden reisen und die Grenze mit dem Rad werden überqueren müssen. Plötzlich haben wir kein überflüssiges Rad mehr.
Ob Sergej das alles durchschaut ? Er hat uns gemailt, dass er versuchen wolle, uns an der Grenze abzuholen, weil Professor Tarachenko sein Auto mit Anhänger wieder flottmachen wolle, um uns zu empfangen. Er braucht von uns nur Datum, Zeit und Ort des Grenzübertritts.
Genau den Ort aber wissen wir noch nicht. Und so bekommt Sergej kein drittes Mail von uns. Später in Lemberg erzählt er uns, dass er seine Mails im PC noch gar nicht gelesen hätte, weil er nicht zuhause war.......
Wir haben also noch eine Zeitreserve. Die wollen wir heute für eine Radtour ohne Gepäck in die Muranska Planina nutzen.
Zuletzt war ich 2010 hier und hatte mir auf dem Schottwerweg meine Sattelstütze abgebrochen. Umso mehr bin ich überrascht über die neue Asphaltierung. Das läßt den Regen vergessen.
auf einsamen Waldlichtungen bekommen wir die Pferde des hiesigen Staatsgutes zu sehen. Solide Arbeitspferde, die heute noch gebraucht werden und auch im Gestüt Arbeit leisten müssen
wie etwa das Herauszerren gefällter Baumstämme aus unwegsamem Waldgelände. Pferde können das weitaus umweltschonender als Treckergespanne.
Am Ende des Asphaltweges lassen wir dieses Mal nicht die Räder stehen, sondern radeln noch so weit wie möglich auf die Burg Muran, die Ciganka zu, von der aus man einen weiten Blick ins Tal von Muran werfen kann.
Die Burg ist schon seit fast 200 Jahren eine Ruine, außer ein paar Gedenktafeln für die früheren Burgherren wird nichts restauriert
Der weite Blick wird leider getrübt durch die Sicht auf ergiebige Regenschauer, die uns erwarten und die anderswo schon niedergehen.
Für unser Picknick findet sich immer ein Plätzchen, diesmal mußte es noch etwas hergerichtet werden.
Die Herren von Coburg-Gotha hatten die Burg erworben und zu Beginn der Industrialisierung im 19.Jahrhundert die Erzgewinnung im slowakischen Erzgebirge vorangetrieben.
Der Rückweg gerät zu einer Flucht vor dem Regen. Aber wir erreichen gerade noch rechtzeitig ein Wartehäuschen mit Dach, wo wir einen kleinen Wolkenbruch abwettern können.
Auf der Straße zurück mache ich wieder Bekanntschaft mit Schlaglöchern, und wieder geht mein Sattel dabei kaput.
Für 4 Euro im letzten Herbst in der Ukraine erstanden, hatte er damals meine Tour gerettet. Und da muß ihm ausgerechnet eine slowakische Straße den Garaus machen.
So sieht es nach einem Tag Verschnaufpause in unserem Zimmer aus. Es wird Zeit, das alles kompakt wieder auf die Gepäckhalter zu bringen und morgen per Bahn nach Kosice zu fahren.
Aufbruch: | 21.05.2012 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 08.06.2012 |
Slowakei
Ukraine