Heidschnucken und Backsteingotik
Das schöne Wetter nutzend machen wir uns auf in die Lüneburger Heide zum Wandern und besuchen die Städte Lüneburg und Uelzen
Anreise und erste Begegnung mit Heidschnucken
Alles ist gepackt in Ulrikes Auto und dann bricht die Batterie zusammen. Das heißt umpacken in meinen Wagen, aber nach recht unproblematischer Fahrt über etwa 500 km erreichen wir gegen Mittag unser Ziel - ein reedgedecktes Ferienhaus am Nordrand der Lüneburger Heide.
unsere Bleibe für 5 Tage - wir sind begeistert - an allen Ecken und Kanten merkt man die Hand des Hausherrn und Architekten
Doch wir wollen uns nicht länger aufhalten, sondern noch den Spätsommertag nutzen und fahren wieder etwas südlich nach Neuenkirchen, wo der Schäferhofverein eine Hofanlage mit Heidschnucken unterhält. Gegen 17.30 Uhr ist fast jeden Tag Heidschnuckeneintrieb zu beobachten. Doch vorher können wir noch eine kleine Wanderung auf einem ausgeschilderten Pfad machen.
Eekenboltentuun (Eichenbohlenzaun)
Zum 25-jährigen Jubiläum im Jahre 2001 hat der Verein Schäferhof e.V. zur Abrundung der Hofanlage einen Zaun historischer Machart rund um das vordere Schäfergehöft errichtet.
Diese Zäune wurden aus festen, gespaltenen Eichen-Abfallhölzërn errichtet. Der untere Teil der Hölzer wurde im Feuer gehärtet und in die Erde gesteckt. Der obere Teil wurde kreuzweise über einen ganz niedrigen Zaun gestellt. Damals wurden die Hölzer noch nicht mit Nägeln fixiert.
Die Zäune halten oftmals mehr als 50 Jahre. Kein Vieh ging über solche Zäune nach außen - aber auch kein Tier von außen hinein.
Der eichene Zaun ist nahezu verschwunden, offenbar weil die großen Eichen immer seltener wurden. Schon 1618 (!) wurden diese Zäune im Lüneburgischen verboten, um das Eichenholz zu schonen.
Dünen
Die Wanderdünen hinter dem Schäferhof sind Zeugen der Heidebauernwirtschaft insbesondere aber der intensiven Wald-Weide-Wirtschaft in der Lüneburger Heide zum Ausgang des Mittelalters.
Das Vieh wurde in die Wälder getrieben, wo es Bucheckern und Eicheln fressen sollte. Aber es fraß auch alle nachwachsenden Jungpflanzen. Zusätzlich entnahm man dem Wald Humus zur zusätzlichen Düngung der Felder.
Der Wald starb ab, wurde von Stürmen niedergerissen, die Erde verkarstete. Heide siedelte sich an, die wiederum überweidet oder als Einstreu abgetragen wurde. Übrig blieben öde und sandige Flächen, die der Wind zu Sandhaufen auftürmte. Große Wanderdünen begruben viele Äcker und so manches Heidedorf.
'Um 1850 herum werden Wanderdünen rund um Neuenkirchen 'beschrieben. Erst durch die Verkuppelung und Aufteilung der Flächen und die Anpflanzung von Wald (Interessenforst) konnte den "wandernden Sandhaufen" Einhalt geboten werden.
Heute bieten diese letzten offenen und geschützten Dünen Lebensraum für Sandwespen, Ameisenlöwen und \andere bedrohte Insekten.
Dendrophon
Eiche, Buche Kiefer, Lärche, Esche, Kirsche können mit einem einfachen Holz angeschlagen werden.
Die unterschiedlichen Töne kommen durch die verschiedenen Längen und Holzarten zustande. Viele Musikinstrumente sind aus Holz. Trockenes Holz enthält feinste Hohlräume mit Luft. Sie bestimmen die Klangfarbe.
Trockene Hölzer können wunderbar klingen.
Genießen Sie das Rauschen dés Waldes oder die Stille abseits des Weges oder erfreuen Sie Ihre Sinne, in dem Sie die Hölzer anschlagen. Mehrere Personen können gleichzeitig spielen und durch Hinhören gemeinsam musizieren.
Dieses Dendrophon wurde von Menschen mit Behinderungen in Zusammenarbeit mit dem Verein Schäferhof erstellt.
Doch allmählich müssen wir uns sputen, damit uns die Heidschnucken nicht weglaufen.
Aber sie grasen noch - von den Hunden des Schäfers zusammengehalten - auf den Wiesenflächen
bevor sie zurück in den Stall getrieben werden.
Natürlich muß der Verein auch vermarkten - es gibt Heidschnucke in allen Variationen - frisch, gefroren und in Dosen. Uns lacht allerdings auch das ausgehängte Rezept an:
Großmutters Rezept
Heidschnuckenkeule eine Nacht in Buttermilch legen. Am Morgen abtrocknen, salzen, pfeffern. In der Bratpfanne des Backofens Butter erhitzen, Heidschnuckenkeule einlegen und rundum bräunen.
Wacholderbeeren zum Braten geben, im Backofen bei 200° 1 ½ Std. braten, dann einen Becher Crème fraiche hinzugeben. Ist die Crème gebräunt, Rotwein und Wasser nach und nach auffüllen und eine weitere Stunde bei 200° braten. Öfters mit Bratensaft begießen.
Beilagen:
Salzkartoffeln; Butterbohnen, Rotkohl oder Rostenkohl; Pfifferlinge, Kronsbeeren oder Apfelmus.
Die Heidschnuckenkeule eignet sich auch hervorragend zum Grillen!
Deshalb zieht es uns für das Abendessen einige Kilometer nördlich nach Schneverdingenin ein Lokal gleichen Namens, den Schäferhof, wo wir köstlichen Heidschnuckenbraten zu uns nehmen.
Aufbruch: | 01.09.2012 |
Dauer: | 9 Tage |
Heimkehr: | 09.09.2012 |