Libanon
Laufen und saufen
1.11.
Meine Mitbewohnerin Malene aus Dänemark hat mich in ihre Laufgruppe eingeführt: Die Tarboush Hash House Harriers. Mit Clara als Verstärkung komme ich in eine Wohnung, wo 20 albern kichernde Leute in Sportklamotten rumhüpfen. Die meisten sind Ausländer. Wir senken den Altersdurchschnitt. Wir laufen mit der Gruppe "Runner" (nicht "Walker") durch die Straßen und immer den Kreidepfeilen nach, wenn wir sie denn finden. Wenn nicht, läuft das Rudel eben erst mal in die falsche Richtung. So japsen wir durch die Stadtteile Hamra, Raushem Manara und Ras Beirut. Dabei versucht man noch, sich atemlos bekannt zu machen und zu unterhalten. Laufen ohne zu schnaufen! Ich verliere Clara und laufe mit Victor, der mir als Buchhändler von der Beiruter Buchmesse erzählt. Da werde ich hingehen.
Am Meer gibt's eine Pause bei einer Stehkneipe. Dann führt ein Pfeil in unser Haus, auf unser Dach und mir fällt ein, dass Malene diesen Hash organisiert hat. In einer riesigen Kühlbox warten Wasser und Bier. Der Hash endet in der Eohnung vom Anfang mit noch mehr Wasser und Bier, und Victor stellt fest: "You are a virgin." Ich finde das ein wenig direkt, raffe aber fix, dass ich als erstmalige Teilnehmerin in die Mitte vom Kreis muss und getauft werde. Es gibt noch andere Leute, die nach uns in den Kreis müssen, und jedes Mal singt die Gruppe ein Lied. Dann müssen die im Kreis trinken und danach ihr Glas überm Kopf umdrehen. Falls das trinken zu lange dauert, wird das Lied verlängert um die schönen Zeilen "why are we waiting, could be masturbating."
Ich finde solche quasi-religiösen Rituale ja immer ein bisschen erschreckend. Aber dieses ist so durch und durch bekloppt, dass es Spaß macht. Es vereint rennen, Bier trinken und Leute außerhalb von Uni und Haus kennen lernen.
Aufbruch: | 15.09.2005 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | Februar 2006 |