Libanon
Nahost at ist best
8.11.
Habe ich jemals gesagt, libanesische Verwaltung und Beiruter Verkehr wären nicht beschreibenswert? Ich nehme alles zurück!
Heute bin ich 7 ½ Wochen im Libanon. Vor vier Wochen habe ich die Verlängerung meines 1-Monats-Visums auf drei Monte beantragt. Nach drei Monten wollte ich eine Shoppingtour nach Syrien machen und mit frischem Visum zurückkommen. So weit der Plan! Dass der funktioniert, hat die Uni mir versichert, das würden alle Internationals so machen, die für ein Semester bleiben. Dummerweise weiß die General Security, dass ich zum studieren hier bin, und weigert sich, mir das Touri-Visum zu geben (kostenlos!), stattdessen brauch ich ein Studentenvisum (170 US$). Das rauszufinden, hat vier Wochen und fünf Besuche bei der General Security gebraucht. Die angeblich so guten Beziehungen der Uni haben nicht geholfen, und man kann da auch nicht anrufen und nachfragen, sondern muss jedes Mal hin.
Die General Security ist vielleicht fünf, sechs Kilometer entfernt, aber mit dem Taxi kann das fast eine Stunde dauern wegen Stau. Aber netterweise hat mir mein Nachbar Sami seinen Fahrradschlüssel überlassen! Das Fahrrad ist winzig und ich steuere einmal pro Fahrt eine Tanke an, um die Reifen aufpumpen zu lassen. Fahrräder sind hier nicht grade das üblichste Verkehrsmittel, aber einige sind schon unterwegs, natürlich nur mit Männern. Passanten, Autofahrer und Verkehrspolizisten freuen sich aber, wenn ich vorbeijuckel: "Kuck mal, eine Ausländerin mit Fahrrad!" Ein Polizist hat angefangen, sich mit mir und den beiden Jungs auf der Vespa neben mir zu unterhalten und darüber ganz vergessen, weiter den Verkehr zu regeln. Manche Taxifahrer riefen "Taxi, Taxi", als ich vorbeigefahren bin. Der Reflex "rufen wenn Ausländer in Sicht" muss ganz schön tief sitzen!
Beirut ist recht bergig und die Autos und vor allem Busse stinken zum Himmel, aber ich bin schneller vorangekommen als mit Taxi! Fahrräder können sich zwischen den Autos einfach durchschlängeln, und mein in Wiesbaden antrainierter Fahrrad-Fahrstil passt ganz gut: Keine Rechte, keine Pflichten. Über die rote Ampel, gegen die Einbahnstraße, über den Bürgersteig, fröhlicher Spurwechsel. So fahren die Autos hier auch. Die Ähnlichkeit reicht bis zum Handzeichen (statt Blinker) zu Abbiegen. Und Polizisten finden den Fahrstil auch ganz normal, sie rufen mir zu "Tfaddali!" (bitte sehr!), wenn sie meine Richtung freigeben.
Aufbruch: | 15.09.2005 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | Februar 2006 |