Apuliens Norden: die Capitana
Barletta: Kunst und Geschichte
Die Stadt Barletta, die wir am nächsten Morgen besuchen, wartet mit einem wunderbaren Kastell auf, in dem im Jahre 1228 Kaiser Friedrich II. vor seinem Kreuzzug einen großen Hoftag abhielt. Zuerst besuchen wir die in der Festung untergebrachte Pinakothek mit Werken verschiedener Meister. Anschließend gelangt man über ein kleines Museum und eine Pferderampe auf die obere Burgterrasse mit Blick auf die Stadt, bevor es hinunter in die tiefsten, unheimlichen Gewölbe des Kastells geht. Vor dem Ausgang verbirgt sich in einem kleinen Raum hinter einer Glastür eine Büste Friedrich II.
Barletta: Staufer-Kastell
Vor dem Kastell erstreckt sich eine kleine Grünanlage bis zur Altstadt, durch die wir zunächst zum Dom Santa Maria Maggiore und seinem campanile spazieren. Der Bau wurde schon 1140 begonnen, aber erst 1267 geweiht. Etliche wundersame Gestalten schmücken die Kirche außen und die Kapitelle im Inneren. An einem äußeren Fries ist eine Frauengestalt dargestellt, die durch ihre in die Höhe gestreckten Beine schaut und dabei den blanken Popo darbietet. Im Inneren finden sich Kreuzrippengewölbe, antike Granitsäulen, eine Kanzel aus dem Jahre 1267 und ein wunderbares Ziborium, ebenfalls aus dem 13. Jahrhundert.
Barletta: Dom Santa Maria Maggiore - Detail außen
Auf unserem Spaziergang durch die Altstadt passieren wir die Cantina della Disfida. Das Kellergewölbe in diesem gotischen Haus ist mittelalterlich eingerichtet. Im barocken Palazzo della Marra ist die ansprechend gestaltete Pinakothek mit Gemälden von Giuseppe De Nittis (1846 - 1884), Maler des Impressionismus und berühmter Sohn der Stadt, untergebracht. Ein ganzes Stockwerk ist der Ausstellung "Italienische Maler des 18. und 19. Jahrhunderts sehen den Orient" gewidmet.
Barletta: Dom Santa Maria Maggiore - Detail außen
Eine Fotografin ist hier tätig und lichtet Bilder der Ausstellung ab. Ich muss jetzt einfach wissen, wie am Wochenende das italienische Referendum über den Bau von Atomkraftwerken, die Privatisierung des Wassers und die Unabhängigkeit der Justiz ausgegangen ist. Die Fotografin strahlt mich an: "Wir haben gewonnen!" - "Keine AKWs in Italien?", frage ich zurück und frage mich auch, wieso sie mich automatisch als Gesinnungsgenossin einstuft. - "Nein, keine Nuklearanlagen in Italien! Und keine Privatisierung des Wassers! Und keine Sondergesetze für Berlusconi!" Und jetzt strahlen wir uns beide an. Der später gekauften Zeitung entnehme ich, dass zwischen 94 und 97 Prozent der Italiener gegen all diese Vorhaben der Regierung Berlusconi gestimmt haben. Die Wahlbeteiligung lag bei 57 Prozent und somit ist der Ausgang des Referendums rechtsverbindlich. Also deshalb wurde gestern Abend auf den Straßen der Stadt gefeiert.
Barletta: Kathedrale
Der weitere Weg durch die Altstadt führt uns zum Corso Vittorio Emanuele, zum berühmten Koloss von Barletta: ein über fünf Meter hohes Bronzestandbild aus byzantinischer Zeit, das wohl einen römischen Kaiser des 4. oder 5. Jh. darstellt, wobei die Vermutungen, um welchen Herrscher es sich handeln könnte, auseinandergehen. Hinter dem Koloss erstreckt sich die Kirche San Sepolcro, deren romanischer Bau im 13. Jahrhundert durch einen gotischen ersetzt wurde. Über der Vorhalle im Inneren befindet sich eine Kapelle, die einst einen Zugang zum angebauten Hospital hatte. Etwas weiter stoßen wir auf das sehr hübsche Städtische Theater aus dem 19. Jahrhundert.
Barletta: Koloss von Barletta
Die Kirche Sant'Andrea können wir leider nicht besichtigen, weil wir die darin gerade stattfindende Hochzeit nicht stören wollen. Von den traurigen Überresten des barocken Stadttors Porta Marina sind wir ebenso enttäuscht wie davon, dass sich keine Überreste von Kirche und Hospital der Deutschordenritter mehr finden.
Aufbruch: | 10.06.2011 |
Dauer: | 17 Tage |
Heimkehr: | 26.06.2011 |