Durch Transkaukasien im Sommer 2012
Georgien - den „Balkon Europas“ an der Südseite des Kaukasus und Armenien, das kleine Gebirgsland am Fuße des Berges Ararat - diese beiden Länder habe ich im Sommer 2012 bereist - wie immer selbst organisiert und größtenteils mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
Von München nach Tiflis
Die erste Etappe meiner Reise begann dieses Mal auf dem Flughafen in München. Mit Pegasus-Airlines ging es mit Zwischenlandung und mehreren Stunden Aufenthalt in Istanbul nach Tiflis, in die Hauptstadt von Georgien. Dort kam ich (der Flugplan wollte es so) um 3 Uhr nachts an, etwas unsicher was mich hier erwarten würde.
Als Bergfan hatte ich mir vorgenommen, unbedingt mal den Kaukasus zu durchreisen, aber natürlich wollte ich mir auch den Rest des Landes und die Hauptstadt nicht entgehen lassen. Als ersten Anlaufpunkt hatte ich mir das Hostel Irina's Place ausgesucht und schon von zu Hause aus über das Internet gebucht.
Gegenüber des Flughafens konnte ich auch gleich das futuristische Bahnhofsgebäude des Airport-Train entdecken, der mich als Alternative zum Taxi in das etwa 20 km entfernte Stadtzentrum bringen sollte.
Der aus zwei Wagen bestehende Zug, der wahrscheinlich schon die Blütezeit der Sowjetunion erlebt hatte, passte nicht so ganz zu diesem Bahnhofsgebäude, erfüllte aber seinen Zweck und setzte sich rumpelnd und mit der Geschwindigkeit eines Radfahrers in Richtung Stadtzentrum in Bewegung. Da ich nach dem Geldwechsel am Flughafen noch keine georgische Münze hatte, die klein genug war, um von dem im Wagen befindlichen Ticketautomaten angenommen zu werden, konnte ich das erste Mal die sprichwörtliche georgische Gastfreundschaft erfahren. Einer der wenigen anderen Fahrgäste (am Sonntag früh um 4 Uhr!) beobachtete meine vergeblichen Versuche an dem Automaten, kaufte kurzerhand das Ticket für mich und schenkte es mir - ein netter Empfang in diesem Land!
Der Blick aus dem Fenster fiel auf dunkle Vorstädte, der Zug hielt ab und zu an Bahnsteigen von Stationen ohne Licht und auch ohne Schild! Irgendwann erreichten wir den Hauptbahnhof, was ich aber auch nur dadurch mitbekam, dass alle anderen Reisenden ausstiegen. Ja, und dann hatte ich ein fast kafkaeskes Erlebnis: Der Bahnsteig auf dem wir angekommen waren, hatte zwar Über- und Unterführungen zum Bahnhofsgebäude, die waren jedoch mit Metallgittern abgesperrt und sahen so aus, als wären sie schon lange nicht benutzt worden. Auch die anderen Mitreisenden wussten sich keinen Rat und begannen in Richtung des Bahnhofsgebäudes zu rufen. Schließlich tauchte ein verschlafener Security-Mann auf, und erklärte uns, dass es noch eine in der Dunkelheit nicht erkennbare zweite Überführung am anderen Ende des ewig langen Bahnsteigs gäbe, die er für uns öffnen würde. Hier konnten wir schließlich über eine halb zerfallene Treppe mit riesigen Löchern in den Betonstufen das Bahnhofsgelände verlassen.
Eigentlich hatte ich ja vorgehabt, einige Zeit auf dem Bahnhof zu verbringen, da mir die Zeit etwas früh erschien, mein Hostel zu suchen und einzuchecken - leider musste ich feststellen, dass der Bahnhof auch von der Stadtseite nicht zugänglich war, die Flügeltüren von außen waren mit einem Fahrrad-Seilschloss abgesperrt. Nun ja, die Eisenbahn scheint in Georgien nicht im Mittelpunkt zu stehen, so viel hatte ich nun gelernt!
Da auch kein anderer geeigneter Aufenthaltsort in Sicht war, wo ich den frühen Morgen hätte verbringen können, machte ich mich in der ersten Morgendämmerung zu Fuß auf den Weg zu meinem Hostel. Einen Stadtplan hatte ich mir vorsorglich schon zu Hause ausgedruckt.
Trotz der frühen Stunde (5 Uhr am Sonntag) waren schon ein paar Leute unterwegs, jedoch keine Nachtschwärmer, sondern eher Leute, die auf dem Weg zur Arbeit zu sein schienen, was mich wegen des Sonntags wunderte. Später sah ich dann, dass es Markthändler waren, die ein Stückchen weiter, ihre Karren, Koffer und manchmal uralten Autos ausluden und die Verkaufsstände eines Marktes mit frischem Obst und Gemüse und auch allem erdenklichen Krimskrams füllten.
Noch ein Stückchen weiter die dunkle Straße entlang tauchte dann wie eine Fata Morgana plötzlich ein beleuchtetes Schild mit der Aufschrift Irina's Place auf. Das Gründerzeit-Haus sah zwar etwas heruntergekommen aus, aber im 2. Stock, wo das Hostel sein sollte, brannte Licht und so drückte ich kurz entschlossen auf den Klingelknopf - hinter der Tür erwartete mich dann der absolute Kontrast zu allem was ich bisher erlebt und erwartet hatte: (siehe nächstes Kapitel)
Aufbruch: | 28.07.2012 |
Dauer: | 16 Tage |
Heimkehr: | 12.08.2012 |
Armenien