Durch Transkaukasien im Sommer 2012
Von Tiflis in den Großen Kaukasus
Am nächsten Tag verließ ich Tiflis, um auf der Georgischen Heerstraße in Richtung Kaukasus weiterzureisen. Ursprünglich hatte ich vorgehabt, mir einen geländegängigen Mietwagen zu nehmen und damit selbst über die Gebirgspässe zu fahren. Leider klappte das nicht, in einer Mietwagenstation waren angeblich gar keine entsprechenden Fahrzeuge kurzfristig verfügbar, in der zweiten hätte ich nur einen riesigen SUV für 8 Personen bekommen können, was für mich alleine doch etwas übertrieben gewesen wäre. So entschloss ich mich, mit einer sogenannten "Marschrutka" weiterzureisen. Die Marschrutkas (das Wort "Marschroute" wurde irgendwann mal ins Russische und offenbar auch Georgische übernommen und entsprechend angepasst) sind kleine Transporter für 10 oder auch mal 20 Personen mit dem entsprechenden Gepäck. Sie haben zwar feste Routen aber keine festen Fahrzeiten. Man geht einfach an die Abfahrtsstelle für die entsprechende Richtung (in Tiflis gibt es mehrere) und sucht sich die Marschrutka, an der vorne ein Schild mit dem Namen des Ortes, in den man reisen möchte, angebracht ist. Die Preise sind sehr moderat, der Fahrkomfort allerdings auch, vor allen Dingen, wenn man Gepäck dabei hat, das muss man meistens auf den Schoß nehmen. Die Fahrzeuge fahren erst ab, wenn sie voll sind, was schon mal eine Stunde oder länger dauern kann. Die Fahrer begeben sich aktiv auf Kundensuche und sprechen potentielle Kunden selbst an. Aussteigen kann man jederzeit, wo man möchte, unterwegs mitgenommen wird man nur, wenn noch Platz vorhanden ist (meistens nicht der Fall, wenn nicht gerade jemand ausgestiegen ist). Daher ist es ein Problem, von einem kleinen Ort wieder wegzukommen. Von Taxis abgesehen gibt es im Überlandverkehr aber kaum andere Transportmöglichkeiten als diese Fahrzeuge.
Vor der Abfahrt kann man sich am Marschrutka-"bahnhof" Didube am Stadtrand von Tiflis noch mit Reiseproviant eindecken.
Einem solchen Fahrzeug und seinem Fahrer vertraute ich mich dann an, um mich auf solchen "Straßen" durch den Kaukasus fahren zu lassen
Die 160 Kilometer Fahrt bis zu dem am Fuße des über 5.000 m hohen Berges Kasbek gelegenen Ort Kasbegi sollte 4 Stunden dauern, mit zwei Stopps unterwegs wurden es dann fünf. Zunächst war die Straße ganz passabel und nachdem wir die Stadt hinter uns gelassen hatten, tauchten auch schon die ersten noch niedrigen und bewaldeten Berge auf. Nach einiger Zeit kamen wir zu einem wunderschön gelegenen Stausee mit der Festung Ananuri. Hier wurde auf Wunsch der Mitfahrer (außer mir noch Touristen aus Frankreich, Italien und Russland) der erste Stopp eingelegt.
Unterwegs auf der Georgischen Heerstraße - auch auf dem asphaltierten Abschnitt im unteren Teil muss mit solchen Begegnungen gerechnet werden - hupen hilft nichts, die Tiere gehen erst langsam und unwillig zur Seite, wenn man wirklich sehr nahe an sie heranfährt...
Während der Fahrt fragte mich der Fahrer, ob ich schon eine Unterkunft in Kasbegi reserviert hätte. Als ich verneinte, griff er sofort zum Handy und "vermittelte" mich. Erst war mir das nicht ganz geheuer, im nachhinein stellte sich jedoch die inoffizielle "Pension" als Glückstreffer heraus. Ebenso wie die mitreisenden Franzosen und Italiener war ich sehr zufrieden. Wir wurden bis direkt vor die Tür gefahren und hatten von der Terrasse eine wunderbare Aussicht auf den Fünftausender Kasbegi (wegen Wolken allerdings erst am nächsten Morgen).
Kasbegi (oder Stepantsminda - neuer offizieller Name) liegt auf 1.700 m Höhe direkt am Fuße des wirklich majestätischen und eindrucksvollen Berges Kasbek (5.047 m). So einen hohen Berg hatte ich vorher noch nicht in natura gesehen. Auch eine Besteigung dieses Berges (mit Bergführer) ist von hier aus möglich, stellt jedoch enorme Ansprüche an die Kondition, da es unterwegs nur eine einzige Übernachtungsmöglichkeit unter sehr einfachen Bedingungen in einer ehemaligen meteorologischen Station gibt und man neben der Ausrüstung (Steigeisen, Eispickel) auch die komplette Verpflegung für mindestens 4 Tage mitschleppen muss. Technisch sollte die Besteigung jedoch nicht allzu anspruchsvoll und auch für konditionsstarke und akklimatisierte Hochtourengeher mit Grundkenntnissen in Fels und Eis machbar sein.
Ich begnügte mich für dieses Mal mit einer kleineren Tour von 2 Stunden bis zur Bergkirche Zminda Sameba (Dreifaltigkeitskirche) auf 2.170 m. Alternativ hätte man sich auch ein Pferd mieten und mit diesem hinaufreiten können.
Der 2.170 m hohe "Hügel" mit der Kirche ist erreicht (das letzte Stück nahmen mich russische Touristen im Kofferraum! ihres Jeeps mit)
Aufbruch: | 28.07.2012 |
Dauer: | 16 Tage |
Heimkehr: | 12.08.2012 |
Armenien