Durch Transkaukasien im Sommer 2012
Tiflis - 1.500 Jahre alte Stadt der Kontraste
Im Hostel Irina's Place wurde ich sehr freundlich empfangen. Es spielte überhaupt keine Rolle, dass es noch vor 6 Uhr früh am Sonntag war. Ich konnte gleich mein gebuchtes Einzelzimmer beziehen. Bis auf das nicht so ansprechende Äußere des Hauses und die nicht vorhandene Klimaanlage (es gab jedoch einen großen Ventilator im Zimmer) war in diesem Hostel alles bestens, es gab blitzblanke Sanitäreinrichtungen in ausreichender Anzahl, eine gemeinsame Küche mit großem Kühlschrank und auch funktionierendes WLAN auf dem Zimmer, der Preis war ebenfalls OK. Die Inhaberin Irina war sehr um das Wohl der Gäste bemüht und stand auch mit Tipps hilfreich zur Seite. So entschloss ich mich später, länger dort zu bleiben als eigentlich geplant. Nach einer wohlverdienten Ruhepause nach der anstrengenden Reise machte ich mich gegen Mittag trotz ziemlicher Julihitze (sicher mehr als 30 Grad) auf, um die Stadt zu erkunden:
Nach einigen Minuten Fußweg durch eine belebte Vorstadtstraße mit vielen kleinen Geschäften und den allgegenwärtigen Verkaufsständen für frisches Obst und Gemüse erreichte ich den Mardjanishwili-Platz mit der Metro-Station. Hier sah es schon ganz anders aus, als in der eher halbverfallenen Straße in der Umgebung des Hostels:
Mit der Metro fuhr ich dann ins Stadtzentrum. Das Ticketsystem ist recht modern: man kauft für wenig Geld eine Magnetkarte und lässt sich ein Guthaben (ca. 0,50-5 Euro) darauf laden. Diese Magnetkarte wird dann an der Sperre vor der Rolltreppe in einen Automaten eingeführt, es werden ca. 0,25 Euro für die Einzelfahrt von der Karte abgebucht, die Sperre öffnet sich und man kann nun auf den zwei Linien fahren so weit man möchte und auch umsteigen. Die Metro ist das Hauptverkehrsmittel hier, fährt alle paar Minuten und macht einen guten und gepflegten Eindruck. Ich habe sie sehr oft benutzt und bin damit kreuz und quer durch die Stadt gefahren. Zuerst ging es zum Rustaweli-Platz, der neben dem Freiheitsplatz einer der beiden Hauptplätze der Stadt ist.
Durch eine Straße mit einer bunten Mischung aus neuen und alten Häusern (teils restauriert, teils halb verfallen) gelangte ich ins Stadtzentrum.
Straße in Tiflis, im Hintergrund die neue! Zminda-Sameba-Kathedrale, die große Teile des Stadtbilds beherrscht
Die georgische Sprache hat eine eigene Schrift - zum Glück sind auf den meisten Hinweisschildern an den Straßen die Namen auch in lateinischen Buchstaben angegeben
Mit der Seilbahn fuhr ich dann für 2 Euro (ebenfalls mit der Magnetkarte der Metro bezahlbar) mit einer ganz neu erbauten Seilbahn zu den Ruinen der Festung Narikala hoch über der Stadt. Die Festung wurde im 4. Jahrhundert von den Persern errichtet. Neben den Festungsruinen gibt es hier noch die sog. "Mutter Georgiens", eine riesige Statue aus Aluminium aus den 50er Jahren, zu besichtigen. Für mich waren jedoch der Blick auf die Stadt und der Fußweg den Berg hinunter durch eines der ältesten Stadtviertel die Hauptattraktion.
Viele Häuser stehen gefährlich nah am fast senkrecht abfallenden Flussufer - bei Hochwasser hätte ich da Bedenken
Nach dem Besuch der Festung und einem guten Mittagessen mit georgischem Wein besuchte ich noch das Bäderviertel Abanotubani. Hier gibt es im iranischen Stil errichtete Schwefelbäder. Man sieht nur die Kuppeln, die Räume liegen unter der Erdoberfläche. Das schwefelhaltige Wasser sprudelt aus warmen Heilquellen. Der Sage nach geht sogar die Gründung der Stadt auf diese Quellen zurück:
Ein König war vor langer langer Zeit in dieser Gegend auf der Jagd und schoss einen Fasan, der Vogel fiel getroffen zu Boden, direkt in eine der Heilquellen. Als der König mit seinem Gefolge die Stelle erreichte, flog der getroffene Vogel gesund wieder auf. Natürlich wurde auch der König sofort von allen seinen Leiden geheilt, nachdem er in der Quelle gebadet hatte und beschloss daraufhin, hier seine Hauptstadt zu errichten, um diese Quelle immer in der Nähe zu haben.
... und so sieht es in einem der Bäder innen aus. Man kann in einer riesigen Wanne untertauchen und sich anschließend auf der Pritsche massieren lassen und auch noch die Sauna besuchen
Die Bäder sind ein relativ teures Vergnügen, selbst ohne Massage zahlte ich 20 Euro Eintritt, denn dieser richtet sich hier nicht nach Personen sondern man mietet den ganzen Raum, in dem sich das Bad befindet, für eine Stunde oder auch länger, egal ob man alleine kommt oder eine Familie oder Gruppe hier baden will.
Trotz der hohen Preise sind die Bäder gut besucht, denn schon Puschkin sagte:
"Nicht in Russland, nicht bei den Türken, fand ich, seit ich lebe, köstlicheres als Tiflis' Bäder"
Da ich auch vor dem Besuch des Bades keine größeren Leiden hatte, kann ich die Heilwirkung hier nicht bestätigen, aber gut getan hat dieses Bad auf alle Fälle, vor allen Dingen wenn man vorher stundenlang bei über 30 °C durch die Stadt gelaufen ist.
Etwas gewöhnungsbedürftig war nur, dass das Duschwasser zum Abduschen nach dem Bad ebenfalls schwefelhaltig war...
Eines der wenigen moslemischen Bauwerke in Tiflis (ebenfalls im Bäderviertel, leider wegen Renovierung geschlossen)
Am Abend bummelte ich noch etwas durch die belebten Straßen und kehrte dann in einem orientalischen Restaurant (mit Shisha-Pfeifen auf den Tischen) ein. Restaurants gibt es in Tiflis in Hülle und Fülle, die meisten sind gut besucht aber nicht überfüllt, Essen und Wein sind immer sehr lecker, es gibt europäische und auch spezielle georgische Gerichte mit Schwerpunkt Fleisch in vielen Variationen und frische Salate. Meistens kann man auch draußen sitzen und das bunte Treiben auf den Straßen beobachten.
Der nächste Tag gehörte einem Aufstieg auf den Berg Mtazminda, von wo aus der Ausblick auf die Stadt noch schöner sein sollte als von der Festung. Der Aufstieg dauerte vom Rustaweli-Platz aus ungefähr zwei Stunden, der Anfang des Weges war etwas schwer zu finden (Wegmarkierungen sind hier unbekannt), der Weg selbst führte erst durch Wald, später über offenes Gelände bis auf den Gipfel (den man aber alternativ auch über eine Straße per Taxi hätte erreichen können). Der Ausblick war tatsächlich phantastisch. Obwohl der Berg den Georgiern heilig ist, befand sich ein Freizeitpark mit einem überdimensionalen Riesenrad auf dem Gipfelplateau.
Nachmittags bummelte ich dann noch einmal durch das belebte Stadtzentrum
Überall wird Handel getrieben, auch wenn der "Stand" noch so klein ist und die Ware nur aus wenigen Stücken besteht
Frisches Obst und Gemüse gibt es überall zu kaufen, eine willkommene (und auch sehr preiswerte) Erfrischung bei der sommerlichen Hitze
Ein neu angelegter Park mit der architektonisch interessanten Brücke, die zum Stadtzentrum führt. Im Hintergrund der Berg Mtazminda, auf den ich am Vormittag gestiegen war
Aufbruch: | 28.07.2012 |
Dauer: | 16 Tage |
Heimkehr: | 12.08.2012 |
Armenien