Herr Ober: Einmal alte Liebe frisch aufgewärmt zum Mitnehmen bitte!
Das Lied von der Glocke
Samstag, 7 Uhr - unser letzter Marathon beginnt:
Minibus nach Trang
Zugfahrt nach Bangkok
Flug nach Bahrain
Weiterflug nach Frankfurt
Zug nach Bayern
Heimfahrt samt Katern nach Berlin
Klingt spaßig - und los
Voll bepackt mit unseren Siebensachen warten wir vor "unserem" Sweet Mansion auf den Minibus. Dieser ist, zu unserem Erstaunen, quasi leer - für thailändische Verhältnisse versteht sich...
Im Überfluss des Raumangebots verfliegt der vierstündige Fähr- und Minibustransit zu unserem ersten Zwischenziel wie im Flug.
Kurz vor Mittag erreichen wir Trang und werden am Bahnhof abgesetzt.
Unser Zug ist auch schon da und wird für die Fahrt auf Vordermann gebracht.
Da es aber noch 90 Minuten bis zur regulären Abfahrtszeit sind, lassen wir unser Gepäck am Bahnhof zurück und wollen per pedes Trang erobern.
Als Erstes stoßen wir dabei auf den Markt - ein Morgenmarkt allem Anschein nach, denn los ist hier nichts mehr. Auf der Marktstraße nebst anliegend verstecken sich einige wenige Händler unter ihrem Blechbehausungen, sonst ist alles still.
In der Hoffnung auf Zeitvertreib folgen wir daher den Gleisen Richtung Innenstadt - also dem, was wir für die Innenstadt halten...
Nach knapp einem Kilometer erreichen wir anderes Leben.
Die Bahnschranke indes scheint die Abfahrt unseres Zuges wohl gar nicht mehr erwarten zu können und sorgt damit für ein leichtes Verkehrschaos...
In der näheren Umgebung stoßen wir auf einen Tempel ...
... und einen Veteranenfriedhof. Rund um diesen Stupa sind unzählige Urnengräber von Soldaten angelegt.
In direkter Nachbarschaft liegt auch das Gemeindezentrum, welches gleichsam als Gericht dient.
Da unser Zeitfenster wie gesagt nur 90 Minuten beträgt, wandern wir anschließend schon wieder zurück zum Bahnhof ...
... wo, kaum angekommen, der Vorsteher sich auch schon in Position begibt. Eine Zugabfahrt ist hier immer noch ein feierlicher Akt. Es wird salutiert, die Glocke geläutet und die Abfahrtsfahne geschwenkt.
Wie heißt es so schön in Schillers Lied von der Glocke:
Von der Stirne heiß
Rinnen muß der Schweiß
Soll das Werk den Meister loben
Doch der Segen kommt von oben
Gut lieber Friedrich, wenn es danach geht, haben wir folglich reichlich Segen erfahren, denn da der Zug im prallen Antlitz der Sonne stand, ist er im Innerem einem Brutkasten sehr ähnlich. Die Kunstledersitze tun dabei ein Übriges...
Bereits nach 10 Minuten sind unsere Hosenböden durch - und die Fahrt soll laut Plan knapp 17 Stunden dauern...
Per Bus wäre es übrigens 5 (!) Stunden schneller gegangen, doch wir sind Bahnenthusiasten und schätzen das Platzangebot und die Bewegungsmöglichkeit an Bord - und preislich ist der Zug unschlagbar:
für die 900 km kostet ein 2. Klasse Sitzplatz 421 Baht / 11,- €.
Im Schritttempo holpert der Zug derweil durch Trang und auch die Bahnschranke von vorhin ist (wohl immer noch) geschlossen...
In den ersten Stunden gleicht die Zugfahrt von der Geschwindigkeit her einer Radtour über Land - Zeit genug also, um ein paar Schnappschüsse zu machen
Nach 7 Stunden und knapp 400 Kilometern erreichte unser Zug den Knotenpunkt Surat Thani. Ab hier waren wir nicht mehr die Einzigen Weißen an Bord und es bot sich reichlich Angebot, "Fast Food" durch die Fensterscheibe zu ordern...
Kurz darauf verabschiedete sich die Sonne und mit ihr auch ENDLICH das Brutkastenfeeling...
Auf der gesamten Fahrt haben wir nicht weniger als 8 Liter zusammen getrunken - Susi hat fleißig Strichliste geführt
Sonntag Morgen.
Mit nur 40 Minuten Verspätung kommen wir um 6.15 Uhr morgens in Bangkok an. Bis zu unserem Flug Richtung Heimat bleiben uns noch knapp 13 Stunden. Wir geben daher unser Gepäck ins Deposit am Bahnhof und stapfen los.
Zielbewusst schlendern wir Richtung Siam Square.
Dort wartet Ronald auf uns. Ronald, episodischer und doch steter Wegbegleiter, hat uns schon so manches Mal vor dem kulinarischen Supergau bewahrt...
Wenn nach Wochen der Reisgerichte und der eeeewig süßen Küche mal wieder SALZ auf unserer Wunschliste steht, dann hat ER uns bisher immer Treue Dienste erwiesen - und grüßen tut er auch ganz höflich in Thailand...
Wir vertrödeln hier einige Zeit, da unser eigentliches Ziel, der Chatuchak Market erst gegen 10 Uhr öffnet.
Langweilig wird uns dabei aber nicht, denn Fast-Food-Ketten in Asien verfügen NATÜRLICH über kostenloses Wifi und Steckdosen.
Nennt sich Service und wird vielleicht auch irgendwann in Deutschland Einzug halten...
Dann aber stürzen wir uns ein letztes Mal ins Gewusel.
Der Chatuchak Markt ist seinem Namen nach Bangkoks Flomarkt -
und nebenbei der größte Markt der Welt...
Auf einer Fläche von 1,1 km² bieten knapp 15.000 Händler ALLES feil!
Bis zu 300.000 Besucher täglich, Touristen wie Einheimische gleichermaßen, schlängeln sich durch die engen Gassen.
Feilschen ist hier natürlich unabdingbar.
30 % müssen mindestens runter vom Preis, besser 50 % ...
Bei so viel Angebot gilt es natürlich kühlen Kopf zu bewahren -
dem kommt jeder auf seine ganz eigene Art und Weise nach, sei es mit Schirmchen ...
... oder privatem Ventilator.
Passend für das kauffreudige Publikum gibt es Vorort natürlich eine Postfiliale. Für knapp 10,- € kann man sein Erstandenes nach Deutschland beordern.
Doch was ein echter Jäger ist, der schultert seine Beute selbst...
Nach knapp 5 Stunden auf dem Markt ist Schluss -
nicht, weil wir nichts mehr finden würden, aber tragen soll das Ganze ja auch noch wer...
Zurück am Bahnhof folgt dann ein weiteres "übliches" Ritual -
wir trennen uns von Altem, um irgendwie das Neue in die Rucksäcke zu bekommen.
Eine gute Stunde später ist auch dieser Akt vollbracht und wir stapfen Richtung Airport-Link - zu Fuß versteht sich, wie auch sonst!
Aufbruch: | 07.03.2013 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 01.04.2013 |