Mal kurz nach Indien
Zurück über Mumbai nach Hamburg
Der Kreis schließt sich: Das Bauwerk ist das Gleiche nur ich, ich bin wohl ein klein wenig "anders" geworden
Aufgrund meiner Erfahrungen mit der Bahn in Indien und aus Angst meinen bereits gebuchten Flug zu verpassen, plane ich übervorsichtig und erreiche Mumbai bereits 24 Stunden vor Abflug.
Der Zug aus Bhopal endet an einem Vorortbahnhof und ich gehe von dort bis zum nächstgelegenen Bahnhof, von wo Vorortzüge hinein nach Colaba halten.
Erst im Zug fällt mir ein, dass ich vergessen habe, einen Fahrschein zu kaufen. Ich habe Glück, werde nicht kontrolliert und spare das Fahrgeld als Schwarzfahrer
Ich verbringe den Tag in Colaba, unterhalte mich mit anderen Touristen und verbrenne mir zum Abschied noch meinen Hintern auf den schwarzen Stufen beim Gate of India.
Ein Zwischenfall bleibt mir in Erinnerung: Ich ruhe mich auf der Bank einer Bushaltestelle aus, neben mir liegt ein "Penner". Mit einem Mal kommt eine Frau im Burkha auf mich zu und flüstert gehetzt etwas, was ich aber nicht verstehe. Kurz danach hält ein vergitterter Polizeiwagen vor mir und die Polizisten schleppen den "Penner" in die "grüne Minna". Ich wurde verschont, sah also noch nicht ganz so schlimm aus ... ob die gute Frau wohl wirklich mich warnen wollte?
Letztendlich gehe ich am Fort und den vielen sehenswerten Gebäuden im Britischen Kolonialstil zum Viktoria Terminus, kaufe mir dieses Mal ein Ticket bis zum Bahnhof Kalwa für 10 Rupees.
Eine letzte Peinlichkeit erwischt mich, als mir im Zug gesagt wird, dass dieser Wagon nur für Ladies erlaubt wäre. Mit etwas rotem Kopf steige ich in einen anderen Wagen. Mitreisende fragen mich dort, wo ich denn aussteigen möchte und weisen mich darauf hin, dass ich mich rechtzeitig links in Fahrtrichtung aufstellen soll, um auch wirklich dort raus zu kommen.
Auf die Frage, warum ich denn nicht mit dem Taxi zum Flughafen fahren würde, antworte ich, dass ich viel lieber öffentliche Verkehrsmittel nutze, denn im Taxi hätte ich keine Chance, solch nette Leute wie hier im Zug kennen zu lernen. Irgend woher taucht ein Plastikschemel auf und ich werde trotz Enge aufgefordert, mich zu setzen.
In Kalwa begleiten mich zwei Inder zum Bus, der zum internationalen Flughafen fährt bzw. machen mir den Weg frei und ich bezahle für das Busticket 15 Rupeen. Der braucht auch über eine Stunde für die Strecke und fährt kreuz und quer durch den Slum. Letztendlich bin ich aber am Airport in einer Zeit, die mit dem Taxi unmöglich zu unterbieten ist ... für 25 Rupeen.
So bin ich viel zu früh dort. Taxifahrer fragen mich nach meinem Ziel und ich antworte "Hamburg". Als ich ihnen erzähle, dass ich gerade mit Bahn und Bus angekommen wäre, spendieren sie mir Tee und erklären mir, dass ich der erste Ausländer wäre, der so etwas gemacht hätte ... ihre Hochachtung erfüllt mich mit gewissem Stolz.
Inzwischen weiß ich ja, dass leichtes Wackeln mit dem Kopf in Indien ein Zeichen von Hochachtung vor dem Gegenüber (oder dessen Geldbörse) ist und nicht auf eine Krankheit hinweist
Ob ich noch einmal nach Indien reisen werde? Eine Frage, die ich mir nicht nur selber gestellt habe ...
Es gibt Gebiete tief im Süden und hoch im Norden, die ich gerne noch bereisen würde und selbst dort, wo ich war, konnte ich wohl nur einen flüchtigen Blick durch das Schlüsselloch erhaschen.
Indien ist extrem - extrem schön und extrem hässlich. Es ist überaus reich und bitterarm.
Vielleicht schaue ich noch einmal vorbei hier, wenn es meine Zeit auf Erden erlaubt ... ganz vorne auf meiner Reise-Wunschliste steht es nicht mehr.
Bettlerjunge und "Angestellter" einer Souvenirladens in der Festung Jaisalmer. Seine Arbeitszeit - von 8 bis 21 Uhr mit vielen Pausen.
Aufbruch: | 18.01.2013 |
Dauer: | 13 Wochen |
Heimkehr: | 17.04.2013 |