Mal kurz nach Indien

Reisezeit: Januar - April 2013  |  von Manfred L.

Ab nach Bodhgaya

Der Haupttempel in Bodhgaya an der Stelle, wo Buddha erleuchtet worden sein soll.

Der Haupttempel in Bodhgaya an der Stelle, wo Buddha erleuchtet worden sein soll.

Tatsächlich erreichte ich Gaya dann kurz vor Mitternacht. Klar sprechen mich auch zu dieser Zeit noch Tuk-Tuk und Taxifahrer an, wollen mein Ziel wissen und werden von mir abgewiesen.

Zur "Indischen Lebensart" gehört auch das Übernachten auf Bahnsteigen und Bahnhofsvorplätzen.
Ich suche mir also eine freie und etwas sauberere Stelle, breite mein großes Handtuch aus, mache es mir - so weit es eben geht - gemütlich und falle in Dämmerschlaf. Wache ich zwischendurch mal auf, ist stets ein Teehändler in der Nähe und ich bekomme einen Becher Tee für 5 Rupees.

Gegen 8 Uhr habe ich mir dann ein Zimmer in der Nähe des Bahnhofs gesucht, denn die Weiterreise nach Bodhgaya war schlichtweg unmöglich. Vom 27. bis 29. März war in Indien nämlich einer der höchsten Feiertage. Nicht nur die Internetcafes und Kaufläden, sonder auch so etliche Hotels haben einfach geschlossen. Die Männer haben schon früh angefangen zu saufen ... und das Schlimmste war, dass die Kinder mit Farbe gespritzt haben.

Man geht also die Straße lang und plötzlich kommt von oben ein Schwall Farbe und versaut einem die Klamotten. Einfach undenkbar, mit Gepäck unterwegs zu sein. Ich habe mir also das Guesthouse gesucht , mich da eingemietet, an den nächstgelegenen Garküchen und im Bahnhof habe ich mich verpflegt.

Das Zimmer an sich war ja nicht schlecht und auch mit der indischen Hocktoilette bin ich klar gekommen. Die Dusche hatte nur kaltes Wasser, das aber eher lauwarm war und daher durchaus erträglich.

Nur die Mückenplage hat mich um einen festen Schlaf gebracht. Da die entsprechenden Läden zu hatten und mein Mückenspray in Varanasi verbraucht war, konnte ich nichts dagegen unternehmen. So bin ich vollständig in meinen Schlafsack gekrochen und dadurch aufgewacht, dass ich mich schweißgebadet  freigestrampelt hatte.

Dass man die Mückenstiche mit 1-Rupeen-Stücke behandelt, erfährt man von anderen Touristen. Genau vier Sekunden lang das Metall mit dem Feuerzeug auf über 50 Grad erhitzt und auf die Pusteln gehalten, bringen das Eiweiß im Mückensekret zum Gerinnen ... keine Schwellung und kein Juckreiz.

Am 29. März flaut das vermaledeite Festival ab und ich traue mich, ein Tuk Tuk in Richtung Bodhgaya zu mieten. Gegen Mittag fahre ich also dann weiter nach Bodhgaya und werde dort vor Ort entscheiden, ob ich mir da ein Zimmer nehme oder am Abend wieder nach Gaya zurück fahre.

Gaya ist wirklich das letzte Loch. Hier gibt es nicht als Dreck und Unrat, nichts zu sehen und die Menschen vegetieren so vor sich hin. Der einzige Vorteil ist, dass ich das bezahle, was auch die Einheimischen zu bezahlen haben und die nervige Bettelei nicht so extrem ist, wie in den Touristenzentren. Nur die Taxi- und Tuk-Tuk- Fahrer versuchen die stets gleiche Masche abzuziehen. Eine Verständigung mit den Einheimischen ist kaum möglich, da ausschließlich Hindi (vermute ich mal) gesprochen wird und die Taxifahrer mich auch nur mit "where are you going" anschwatzen, selbst wenn ich sitze

Ich habe in Gaya nicht ein einziges Foto geschossen. Da drauf wäre nur das zu sehen, was Indien im Allgemeinen ausmacht ... Dreck, Unrat und Sch..sse. Den penetranten Uringestank und die Geräusche des Straßenverkehrs sowie der unzählichen krächzenden Handies kann ich mit der Kamera ohnehin nicht einfangen und ob die Wolke über der Strasse nun Smog oder Fliegen sind, kann man auch nicht unterscheiden.

Manchmal beneide ich islamische Frauen ... solch eine Bukha verhüllt ja nicht nur, die wirkt ja auch als praktisches Fliegengitter vor dem Gesicht!

Das Tuk-Tuk setzt mich nahe des Haupttempels in Bodhgaya ab ... genau der, wo der Baum steht, unter dem Buddha erleuchtet worden sein soll.
Ich gehe nicht in die engen Gassen des eigentlichen Ortes hinein, denn ich kann erkennen, dass dort die Farbschlacht weiterhin tobt, sondern wandere die Promenade an den Tempeln entlang und suche mir dann eine Unterkunft im offensichtlich neueren Teil des Ortes, nahe der Polizeistation.

Als ich das Schild eines Hotels ausmache, frage ich einen älteren Mann, ob es abseits der Hauptverkehrsstraße Gasthäuser gibt. Wie es der Zufall so will, ist er gerade der Eigentümer eines solchen. Er bedauert, dass seine Arbeiter heute noch nicht arbeitsfähig sind und er keinen "service" bieten kann. Er selbst ist wohl als Muslim alkoholfrei geblieben.

Ich habe allerdings keine Ahnung, was er mir da so an "service" zugedacht hätte, denn für umgerechnet 3,50 EURO die Nacht erwarte ich gar keinen. Es gibt warmes Wasser, einen Fernseher an der Wand, den ich ohnehin nicht zu benutzen gedenke, weil das indische Fernsehen dem Europäischen weit voraus ist - die bringen fast nur noch Werbung -, das Bett ist groß und von inzwischen gewohnter Härte, die Bettwäsche sauber.

Mit dem Hotelbesitzer ist sogar Verständigung möglich und er betreibt gleichzeitig ein Reisebüro und eine Wechselstube, hat sich sogar bereit erklärt, mein Zimmer von Mücken zu befreien ... so ca. eine Stunde bevor ich schlafen gehen werde.

Bodhgaya war dann wirklich sehenswert. Buddhas Baum der Erkenntnis, war ein Indischer Feigenbaum und nicht der Apfelbaum aus dem christlichen Paradies.
Ansonsten sind da die verschiedensten Tempel zu bewundern. Nur den Fluss, in dem ich vorhatte zu baden, konnte ich nicht finden. Vom Dach eines wirklich sehr alten Hindu-Tempels aus habe ich dann eine Brücke sehen können und mir wurde klar, dass der Fluss zur Zeit von den Einheimischen als Toilette benutzt wird und kein Wasser führt.

Varanasi war schon sehr schlimm, was die Bettler und Krims-Krams-Verkäufer anbelangt, aber mit Bodhgaya kein Vergleich. Kinder, alte Frauen ohne Baby, junge Frauen mit Baby und Krüppel kommen dort im Minutentakt und erwarten eine milde Gabe. Junge Männer kommen auch, wollen aber stets einen Ausflug in die Berge verkaufen.

Ich hatte mir einen Talismann zugelegt - knackig braun, sieben Jahre alt und immer ein Lächeln auf den Lippen -, mit dem habe ich mir mein Essen geteilt und er ist die ganzen Tage mit mir herum gewandert. Das hat mir ein wenig die anderen Kinder und auch die sonstigen Betteleien und Fragen erspart. Die Fragen, woher ich komme und wie ich heiße, konnte der Knirps nach gewisser Zeit statt meiner beantworten und so blieb mir mindestens 500 Mal am Tag erspart, "Germany" zu sagen, solange er an meiner Hand lief.

Ohne meine Antwort auf die "Einstiegsfrage" ist doch glatt die Routine gebrochen, an mein Geld zu kommen.

Eigentlich sollte mein"Talisman" die Schulbank drücken statt milder Gaben zu erbetteln! Ich habe ernsthaft erwogen, das Schulgeld für ihn zu bezahlen - direkt beim Lehrer für die nächsten Jahre im Voraus.

Eigentlich sollte mein"Talisman" die Schulbank drücken statt milder Gaben zu erbetteln! Ich habe ernsthaft erwogen, das Schulgeld für ihn zu bezahlen - direkt beim Lehrer für die nächsten Jahre im Voraus.

"Big Buddha" - aus Betonblöcken gefertigt, 1989 fertig gestellt und durch den Dhalai Lama geheiligt ... hm.

"Big Buddha" - aus Betonblöcken gefertigt, 1989 fertig gestellt und durch den Dhalai Lama geheiligt ... hm.

Der heilige Schrein am Baum der Erleuchtung ... herabfallende Blätter werden durch die Gläubigen fleißig aufgelesen ...

Der heilige Schrein am Baum der Erleuchtung ... herabfallende Blätter werden durch die Gläubigen fleißig aufgelesen ...

Die Brücke über den Fluss ist mit guten Augen zu erkennen ... der Fluss wird erst mit dem Monsun zurück sein.

Die Brücke über den Fluss ist mit guten Augen zu erkennen ... der Fluss wird erst mit dem Monsun zurück sein.

© Manfred L., 2013
Du bist hier : Startseite Asien Indien Ab nach Bodhgaya
Die Reise
 
Worum geht's?:
Was war schuldig daran? War es das Djungelbuch, das Märchen vom kleinen Muck oder ein Bild des Taj Mahal? Irgedwas muss es doch gewesen sein, das in mir den Traum von einer Reise durch Indien in sehr frühen Jahren erweckte! Ein wenig "gegoogelt", ein Visum beantragt und dann bin ich einfach mal so los ...
Details:
Aufbruch: 18.01.2013
Dauer: 13 Wochen
Heimkehr: 17.04.2013
Reiseziele: Indien
Der Autor
 
Manfred L. berichtet seit 11 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors