Mal kurz nach Indien

Reisezeit: Januar - April 2013  |  von Manfred L.

über Jaipur nach Agra

Jaipur erwandert

In Jaisalmer hatte ich den altmodischen Koch, der mir morgens 7:30 Uhr Tee an mein Bett brachte, gefragt, ob er sich in Jaipur auskennen würde und wo man da gut und günstige Unterkunft bekommen könnte.

Klar konnte er ... ich solle doch besser in Jal Mahal, einem nahe gelegenem Vorort ein Zimmer suchen. Da wäre auch ein schöner See und etliche Gasthäuser zur Auswahl.

Auch in Jaipur komme ich in früher Morgenstunde an, fühle mich aber erholt und in der Lage einen längeren Fussmarsch zu machen.
Nun nach bluecity und goldcity also auch pinkcity ...
Wer bis hierher meinem Reisebericht gefolgt ist, wird schon erkannt haben, dass ich starken Stimmungsschwankungen unterliege und Entscheidungen oft nach Bauchgefühl treffe.
Jaipur mag anderen gefallen, mir war die Stadt von Anfang an nicht angenehm und symphatisch.
Was andere Reisende als "pink" angesehen haben mögen, war für mich in der Farbscale von "pissgelb bis kackbraun" und hat somit mit dem Geruch harmoniert, den meine Nase wahrgenommen hat.

Mit vielen Pausen erreiche ich den "Palast der Winde" und das im Reiseführer beschriebene Museum gegen 10 Uhr. Ich bin erschöpft und die Hitze des Tages beginnt unangenehm zu werden.
Ich halte eine Fahrradrishaw an und frage den guten Mann, ob er mich nach Jal Mahal bringen könnte ... er kann und tut.

Ein See bei Jaipur, auch mit bebauter Insel mittendrin wie in Udaipur ... aber irgendwie 2. Wahl

Ein See bei Jaipur, auch mit bebauter Insel mittendrin wie in Udaipur ... aber irgendwie 2. Wahl

Am See entlang eine Promenade, an der etliche Reisebusse halten und Touristen betrachten See und Souveniers, die auf Matten ausgebreitet sind. Die Verkäufer und Bettler sind aufdringlich.

Ich versuche freundlich zu bleiben und verkneife mir makabre Scherze wie etwa: "Danke ich möchte jetzt kein Baby kaufen .." gegenüber der Bettlerin mit dem Kleinkind.

Statt dessen frage ich einen der allgegenwärtigen Taxifahrer, ob in der Nähe günstige Gasthäuser wären.
Er weist mir den Weg zu einem Hotel am Rande der Hauptstraße, einem modernen Stahlbetonbau, das teuer und einfallslos aussieht.
Trotzdem gehe ich hinein und sofort wird mir ein Zimmer gezeigt.
Es ist teuer und einfallslos! Ich bedanke mich und gehe hinaus mit den Worten auf den Lippen, dass mein Unterkunfts-Budget bei 500 Rupees liegen würde - einem Bruchteil des geforderten Preises.

... selbst als mir hinterhergerufen wird, dass 500 Rupees wohl doch eine Verhandlungsgrundlage sein könnten, steht mein Entschluss fest: Es gefällt mir hier nicht und ich reise schnellstmöglich weiter!

Jal Mahal, nahe Jaipur - auf der Suche nach Unterkunft für ein oder zwei Tage.

Jal Mahal, nahe Jaipur - auf der Suche nach Unterkunft für ein oder zwei Tage.

Abseits der Hauptstraßen habe ich doch immer Gasthäuser gefunden?!
Ich bin abseits der Hauptstraße nach Jaipur unterwegs und frage ab und zu die Bewohner ... es gibt keine Gasthäuser.
Ich beginne, den Koch in Udaipur zu verfluchen.

Ich erkundige mich bei einem Jugendlichen nach dem Weg zum Bahnhof, folge der gewiesenen Richtung. Der Junge geht neben mir her und wir unterhalten uns in dem Maße, wie unsere Sprachkenntnisse es zulassen.
Nach einem Glas Orangensaft und einem Lassi trägt er meinen größeren Rucksack auf dem Rücken.

Unweit der Stadtmauer von Jaipur bekomme ich in einem Hotel zur Antwort, dass hier an Ausländer nicht vermietet werden darf und die Wegbeschreibung zu einem Gasthaus, in dem ich mich endlich ausruhen kann.
Ich bin fast acht Stunden in zunehmender Hitze gewandert, davon die meiste Zeit mit Gepäck und der Ohnmacht nahe.
Meinem jungen Begleiter gebe ich 100 Rupees Taschengeld für seine Hilfe, was ihn dazu veranlasst am Abend wieder bei mir aufzutauchen in der Hoffnung auf mehr Geld und in Begleitung eines Freundes.

Wir unternehmen zu dritt eine Besichtigungstour durch Jaipur, wobei ich ständig am Ermahnen bin, statt Hindi English zu sprechen ... gebracht hat es kaum etwas.

Zurück im Hotel spendiere ich ihnen eine Cola und ein paar Kekse, kaufe für mich selbst drei Flaschen hochprozentiges Bier in "English Wine and Beer" nebenan und gehe nach dessen Genuss zeitig schlafen.

Nicht immer ... aber sehr oft betrachten Kinder - wie hier nahe Jaipur -, vorbeiziehende Touristen als Ziel, ihr Taschengeld aufzubessern. In städtischen Regionen beträgt der geforderte Betrag 10 Rupees, in ländlichen Gegenden die Hälfte davon

Nicht immer ... aber sehr oft betrachten Kinder - wie hier nahe Jaipur -, vorbeiziehende Touristen als Ziel, ihr Taschengeld aufzubessern. In städtischen Regionen beträgt der geforderte Betrag 10 Rupees, in ländlichen Gegenden die Hälfte davon

© Manfred L., 2013
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Was war schuldig daran? War es das Djungelbuch, das Märchen vom kleinen Muck oder ein Bild des Taj Mahal? Irgedwas muss es doch gewesen sein, das in mir den Traum von einer Reise durch Indien in sehr frühen Jahren erweckte! Ein wenig "gegoogelt", ein Visum beantragt und dann bin ich einfach mal so los ...
Details:
Aufbruch: 18.01.2013
Dauer: 13 Wochen
Heimkehr: 17.04.2013
Reiseziele: Indien
Der Autor
 
Manfred L. berichtet seit 11 Jahren auf umdiewelt.
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