Indien 2013

Reisezeit: Juni - August 2013  |  von Hartmut Laue

Auf nach Aurangabad

Was mag das wohl sein?

Was mag das wohl sein?

Das Bild stellt eine indische Lösung dar: Hier sind 2 Duschköpfe mit 2 Wasserhähnen zu sehen und alles ist ganz einfach: Aus dem linken kommt nur Kaltwasser und aus dem rechten nur Warmwasser. Durch geschicktes Mischen gelingt es, eine in etwa warme Dusche zu bekommen, auch wenn eher eine Schulter kalt bleibt und die andere ziemlich heiß werden kann..... Gesehen und benutzt in Hampi Bazaar.

Zugfahren in Indien ist natürlich immer etwas Besonderes. Indian Railway ist mit 1,6 Mio. Angestellten der größte Arbeitgeber der Erde und befördert täglich rund 22 Mio. Menschen auf 64.000 km Gleisen. Dazu gibt es viele verschiedene Klassen, von der second class, wo es keine reservierten Sitze gibt und jeder drängelt und es oft so voll ist, dass die Leute noch draußen an den Türen hängen. Gerade gestern haben wir bei einem Fernzug (!) einen 15-jährigen gesehen, der als dritter außen an der Tür hing, weil nicht mehr hineinpassten. Wie lange kann er sich wohl so halten?
Die nächsten Klassen haben immerhin Reservierungen und so fahren wir von Hospet aus (bei Hampi) mit dem "Sleeper" (6 Liegen pro Abteil, kein AC, keine Türen, glaslose vergitterteFenster, ein Höllenlärm, aber klare Sicht) 6 Stunden nach Londa Junction (also fast bis Goa zurück). Hier sitzen wir fast 3 Stunden auf einem elenden Bahnhof praktisch ohne Ort. Auf den Gleisen extrem phlegmatische Kühe (merkwürdigerweise sind sie immer gerade auf anderen Gleisen, wenn ein Zug durchrauscht, es hätte mich ja mal interessiert, ob der Lokführer bremst wegen des schlechten Karmas, aber vermutlich kennen di Kühe den Fahrplan), große Rattenpopulationen im Gleis, dort streicht einer ein Schild im Regen an, hier wird oben eine Leitung abgeklopft (die Leiter besteht aus einem Stück abgeschnittenen Metallzaunes!!), das kärgliche Bahnhofs"restaurant" ist das einzige mit Essen, ansonsten herrscht hier Stille.

Der Bahnhof, wo wir 3 Stunden Zeit zum Umsteigen im Gleis haben und die Mooskratzer (s.o.) und die Kühe im Gleis beobachten dürfen

Der Bahnhof, wo wir 3 Stunden Zeit zum Umsteigen im Gleis haben und die Mooskratzer (s.o.) und die Kühe im Gleis beobachten dürfen

Diese Jungs haben die ehrenvolle, das Moos mit einem Schaber abzukratzen, rechts ist fertig, links muss noch...Die Bahnsteige  sind sehr sehr lang....

Diese Jungs haben die ehrenvolle, das Moos mit einem Schaber abzukratzen, rechts ist fertig, links muss noch...Die Bahnsteige sind sehr sehr lang....

Hier steigen wir nun in einen Zug um mit der Klasse AC Three Tier (ebenfalls 6 Liegen pro Abteil, AC, doppelverglaste Fenster und daher um Klassen leiser) und sehr sehr voll. Auch gehen pausenlos Inder mit Essen und Getränken durch den Zug - in indischen Zügen muss niemand verhungern! Nach 16 Stunden über Nacht landen wir in einem Kaff namens Manmag Junction. Wir stapfen durch den Ort zum Busbahnhof und nehmen dann von dort einen der unvorstellbar klapprigen local busses (die ihr Verfallsdatum längst überschritten haben) in ein noch elenderes Kaff Jeolia (für 30 km 1 Stunde), und wechseln dort in einen weiteren local bus, der uns dann in 3 Stunden endlich nach Aurangabad bringt.
Der kleine Ort mit 1 Mio. Einwohner (!) ist so ziemlich der schrecklichste Ort in Indien, laut Reiseführer ..... außerdem gibt es dort "mehr Autorikshas als Moskitos im Sumpf im Sommer", letzeres stimmt auch. Der Verkehr ist unglaublich, es gibt keine Bürgersteige, nach Regen verwandeln sich die Fahrbahnränder - also die "Fußwege" - in Matsch und Schlamm. Es wimmelt von PKW, Rikshas, und Unmassen Motorradfahrern, die sich im wilden Harakiri Zickzack durch alles kämpfen, Der Lärm ist unvorstellbar, der Dreck, die Abgase, dazu die schon erwähnten Myriaden von Rikshas, es ist zum Abgewöhnen! Ich versuche, in der gesamten Innenstadt Toilettenpapier zu verkaufen, vergeblich und es weiß auch niemand, wo es welches geben könnte. Daraus schließe ich messerscharf, dass auch niemand solches benutzt. Erst als ich außerhalb in einer Apotheke frage "Do you know where I can buy toilet paper?" sagt er "You can buy it down the street.... Or here in my shop". Witzbold. Eines der wenigen Restaurants ist das Kailash, in dem es leckeres indischen Essen gibt.

Na ja, wir sind ja auch nur hier, um zwei weitere Top Sehenswürdigkeiten anzuschauen (Weltkulturerbe): die weltberühmten Höhlentempel von Ellora und Ajanta und die haben es in sich!

Wir chartern wir ein Taxi, das uns ins 120 km entfernte Ajanta bringt. Die Felsenhöhlen von Ajanta wurden in die fast senkrechten Hänge einer hufeisenförmigen Schlucht gemeißelt. Es war für die umherziehenden Mönche eine ideale Möglichkeit, um eines der ersten Klöster in aller Abgeschiedenheit zu gründen und Ruhe und Frieden für die Meditation zu haben. Die ersten kamen bereits im 2. Jhdt. Vor Christus (!!!) hierher. In der Hochzeit lebten hier über 200 Mönche zusammen mit Arbeitern, Bildhauern und Malern. Alle Höhlen wurden aus dem vollen Fels herausgemeißelt, alle Skulpturen, alle Säulen, alle teilweise riesigen Buddhas, alle Details sind komplett aus dem Vollen gearbeitet. Eigentlich natürlich ganz einfach, denn man muss ja nur das weghauen, was da nicht hingehört.

Eine unvorstellbare Arbeit, wenn man die riesigen Hallen oder Höhlen sieht, die bis zu 20m in den Fels getrieben wurden und Höhen von geschätzt 14m aufweisen. Es gibt 30 Höhlen, die aber im 7. Jhdt. aus unbekannten Gründen verlassen wurden. Sie wurden dann vergessen, wucherten zu und wurden daher von den muslimischen Bilderstürmern (erfreulicherweise) übersehen. Erst 1819 machte ein britischer Soldatentrupp einen der sensationellsten archäologischen Funde aller Zeiten (vgl. Macchu Pichu), die Höhlen sind daher außergewöhnlich gut erhalten.

Das Höhlenrund von Ajanta

Das Höhlenrund von Ajanta

Was schön ist: wir sind fast die einzigen Touristen, wir haben jede Höhle ganz für uns allein, Und es ist schönes Wetter!!!! Laut Reiseführer gibt es vor den wichtigsten Höhlen immer lange Warteschlangen! Von was reden die? Tourbusse gibt's nirgendwo!

Was ein Nachteil ist: es gibt keine Jobs, die Fremdenführer, die Shopbesitzer, die Rikshafahrer, die Sänftenträger (die Dhooli- Wallahs, die einen tatsächlich auf Wunsch und nach Entrichtung von etwa 10 € auf einem Stuhl nach oben in die Höhlen tragen), alle haben nix zu tun und können einem daher gehörig auf die Nerven gehen

Was schade ist: Die Höhlen sind großenteils stockdunkel, selbst die mit den überbordenden Malereien sind nur mit dürftigen LED Lämpchen beleuchtet, um die Malereien nicht zu schädigen, Blitz und Taschenlampen sind verboten. Das schmälert die Freude etwas, da man viele Details nicht ausreichend erkennen kann. Verständlich, aber sehr sehr schade!!

Trotzdem ist es überwältigend, das schauen zu dürfen. Neben den zahllosen Skulpturen zeigen die Malereien Schlachtfelder und Segelschiffe, Straßenszenen, üppige Wälder voller Tiere bis hin zu schneebedeckten Berggipfeln - die schönste Kunstgalerie aus einer frühen Hochkultur!!

kleine indische Reisegruppe in Ajanta

kleine indische Reisegruppe in Ajanta

Die Fahrt zurück erfolgt mit dem üblichen Spannungsbogen, es wir überholt, was das Zeug hält, egal, ob es Gegenverkehr gibt oder nicht, manchmal sind es nur Zentimeter.

Das Grundprinzip dabei ist folgendes: Wenn eine unübersichtliche nicht einsehbare Kurve in Sicht kommt, dann ist das genau der richtige Moment, um einen LKW oder Bus zu überholen.

Jetzt wissen wir auch, warum die Bürgersteige oft - wenn es sie denn gibt - oft 30 cm hoch sind: die anderen - flachen - Bürgersteige werden nämlich von Motorradfahrern dazu benutzt, dem Stau auf den Fahrspuren zu umgehen und so donnern sie unentwegt hupend im wilden Zickzack durch die Fußgängerscharen.

Zurück in Aurangabad, essen wir im Kailash Restaurant...

Zurück in Aurangabad, essen wir im Kailash Restaurant...

Aber man lernt auch sonst täglich dazu:

Als ich später in Agra viele bunte Saris sehe, die mitten auf der Fahrbahn getrocknet werden, bitte ich den Fahrer, kurz für ein Foto anzuhalten. Er hält genau unter einer Stahlbrücke, über die gerade einer der endlosen langen voll besetzten Passenger Trains rumpelt. Ich gehe ein Stück zurück, um die Saris zu fotografieren und wundere mich, warum die Motorradfahrer auf beiden Seiten der Unterführung brav warten, als sei da eine unsichtbare Schranke, obwohl die Straße ja völlig frei ist.

Erster Gedanke: sie wollen mal gucken, was der verrückte Ausländer da macht, aber dann fällt es mir wie Schuppen aus den Haaren: Die Toiletten aller Züge gehen natürlich ins Freie................... Und sie werden ständig benutzt, selbst bei stehenden Zügen, entsprechend sehen die Gleise auch aus. Da kommt doch die Frage auf, wo bleiben die Hunderte von Tonnen....

Unser zweiter Ausflug geht nach Ellora....

© Hartmut Laue, 2013
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die Ziele sind diesmal Mumbai, Goa, Hampi, Ellora, Ajanta, Ladakh und mal sehen....
Details:
Aufbruch: 28.06.2013
Dauer: 7 Wochen
Heimkehr: 13.08.2013
Reiseziele: Indien
Der Autor
 
Hartmut Laue berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.