Leben und Arbeiten in Nepal

Good bye Nepal! Aber bevor ich endgueltig von hier verschwinde muss ich noch von so manchen Begebenheiten in diesem Land berichten. Daher, meine liebe Leser, macht euch auf einen sehr konfusen Bericht gefasst!

Mein Weihnachten war sehr nett, ueberraschend nett sogar.

Die Lehrer meiner Schule machen alle 6 Monate einen gemeinsamen Ausflug und ich hatte Glueck, dass ich diesmal mit dabei sein durfte. Am 23. nach dem Unterricht (und meinen letzten Stunden mit meinen Schuelern) ging es los. Der Abschied war echt nicht leicht, ich musste beinahe heulen, vorallem als die Klasse 9c fuer mich zu singen anfing, Parash, ein Junge der mir sehr ans Herz gewachsen ist (ach, waerst du nur 10 Jahre aelter...), hat sogar folgendes vorgetragen:

Dear Sandra, Shanti Miss!
You are forever in our hearts, we will never forget you. We don't wanna say good bye as it causes pain and sorrow. We love you and we will miss you! Thank you!

Schluchz ... und ja das Englisch koennte besser sein, aber ich war dafuer zu kurz da! Dann gab es noch Geschenke (selbstgebasteltes - bereits auf den Weg nach Hause zu meiner Mama), einzelne Schueler sind an mich herangetreten um zu sagen, dass sie mich vermissen werden, um Danke zu sagen und ach ja ich werde sie auch vermissen und ich war ziemlich knapp davor zu sagen, dass ich laenger bleibe bzw. spiele nun ernsthaft mit dem Gedanken bald wieder zu kommen...

Mein Abschiedsgeschenk an die Schule waren dutzende Buecher, darunter auch Harry Potter - ein Maedchen hat vor Freude geweint als sie die Buecher sah, wollte sie sie doch schon immer lesen, aber sie konnte sich sie nicht leisten - wow, solche Momente tun ja soooo gut!

Mit einer Stunde Verspaetung (wir scherzen rum, da es wieder mal ein tolles Beispiel fuer die sogenannte Nepali Time ist - also sollte man sich hier verabreden und man sagt 9h, dann muss man immer fragen, my time or Nepali time, denn letzteres wuerde bedeuten, irgendwann zw. 9h und 12h) fahren wir nach Dhulikhel. Es werden jede Menge Musikinstrumente mitgeschleppt und der Ausflug steht unter dem Motto: FUN!!! Und den hatten wir auch *g*. Das Hotel wo wir naechtigen ist total nett, in einen Felsen reingebaut mit genialer Aussicht. Ich wundere mich schon die ganze Zeit wie sich die Schule so einen Ausflug leisten kann und wo sie nur die kanpp 45 Lehrer unterbringen werden. Dann stelle ich fest, dass wir jeweils zu viert, manche sogar zu fuenft in die Doppelzimmer gesteckt werden - kuschelig! Aber mir wir auch erklaert, dass man sowieso nicht zum Schlafen kommt, da meist durchgemacht wird (klingt vielversprechend...). Wir starten also mit den ersten Spiel - Bingo - und man kann bis zu 1000 Rupees mit einem Full House gewinnen, wobei aber min. 50% Tax sind. Tax bedeutet hier, dass man eine Runde Whisky schmeisst (der Gewinner hat natuerlich im Endeffekt die ganze Summe 'gespendet'). Dann wir ein Lagerfeuer gemacht, die music teacher spielen Keyboard, Malata (eine Art Trommel) und Gitarre, es wird gesungen, getanzt und extrem viel gelacht. Und immer wieder wird mir ein Glas Whisky in die Hand gedrueckt (uagh, aber er waermt *g*). Wir feiern lange und ausgiebig, es wird Karten gespielt (natuerlich wieder mal um Geld), noch mehr gesungen (alles irgendwelche nepalesischen Pop- oder Folksongs) und jeder hat so seinen Spass (an meine Maedls: Wisst ihr noch das ich gesagt habe: Niemals!!! Tja, ich habe meine Meinung einwenig geaendert *g*). Zum Schlafen komme ich wirklich kaum, ich denke es waren knappe 2 Stunden, denn um 6h stehen die ersten schon wieder auf und wecken einen 'liebevoll' mit der Trommel. Nach dem Fruehstueck gehen wir wandern. Wir sind alle ueberraschend fit (nachdem der Whisky alle war wurde mit Gin und Raksi - selbstgebrannter - weitergefeiert...) und bewaeltigen den 3 Stunden Trip gut und ohne besonderer Vorkommnisse. Beim Aussichtpunkt, der unser Ziel ist, muss ich wieder mal fuer Fotos herhalten. Alle wollen ein Abschiedsbild mit mir - na toll und das nach so wenig Schlaf. Nach der Wanderung werden weitere Spiele gespielt, wir machen uns ziemlich zum Affen bei Dingen wie Eierlauf, Kugelschreiber zusammenbauen oder Sack huepfen, so gegen 17h endet der Tag, der gleichzeitig auch mein Weihnachten ist. Ich stelle erst gegen Mittag fest, dass wir bereits den 24. haben, eine merkwuerdige Art den Tag zu verbringen, aber wenn ich an den Stress denke, der sich sonst an diesem Tag breit macht, bevorzuge ich diese Methode!

In Bhaktapur heisst es dann fuer mich 'schnell, schnell'. Der letzte Bus nach Kathmandu ist bereit zur Abfahrt und ich muss mich echt hetzen, da ich meinen Weihnachtsabend in Thamel verbringe um Mama & Co anrufen zu koennen (also auch fuer mich ein gan klein wenig Weihnachtshektik *g*). Ich goenne mir ein nettes Abendessen bei dem ich keine Sekunde alleine gelassen werde, da die anderen Gaeste im Restaurant einen zu sich an den Tisch einladen. So verbringe ich den Abend in Gesellschaft von Amerikaner, Neuseelaender, Deutschen und Franzosen - sehr nett und sehr interessant, da jeder andere Eindruecke von dem Land hat und jede Menge erzaehlenswerte Erlebnisse - und wieder bekomme ich Lust laenger hier zu bleiben, denn ich habe noch lange nicht alles gesehen...

Zu Thamel, dem Touristenviertel in Kathmandu, also ein Shop neben den anderen, jede Menge Hotels und noch mehr Restaurants die einfach alles anbieten (sogar Wiener Schnitzel!): Nach fast 3 Monaten in dieser Stadt kennt man mich hier schon. Ich werde in meinem Stamm-Internetcafe wirklich verwoehnt (Getraenke, Snacks, alles moegliche wird mir mittlerweile gratis zur Verfuegung gestellt, ich bekomme immer einen Special Discount und 'meinen' PC), die Pashmina-Jungs (hier habe ich fuer unsere Ladies fleissig geshoppt) bestehen auf regelmaessige Besuche meinerseits zum Teetrinken und Quatschen (solltet ihr in Zukunft noch mal einen Schal brauchen, Mail reicht und sie schicken uns welche zu!) und es ist mir immer eine Freude bei ihnen vorbeizuschauen, in vielen Restaurants bekomme ich Rabatt (der blauen Augen Rabatt *g* - hier lebt man eben noch die Philosophie: der Kunde ist Koenig!) und ich kenne mittlerweile jeden Winkel und die dazugehoerenden Menschen - ich fuehle mich hier sehr zu Hause. Grund ist auch mein Stamm-Hotel. Wenn ich nicht gerade wo anders unterwegs war, habe ich hier meine Wochenenden verbracht. Die Jungs sind Klasse und ich kann auch Hotel nur empfehlen (http://www.potalaguesthouse.com/ ok, so posh wie auf der Homepage dargestellt ist es nicht, aber ich fand es wirklich gut). Sauber und guenstig und wenn ihr meinen Namen erwaehnt, dann bekommt ich auch meinen Special Price Die werden mich dort sicher nicht so schnell vergessen! Und was gibt es sonst noch zu Thamel zu sagen... achja, meine Lesesucht konnte hier sehr zufriedenstellend gestillt werden. Es gibt hier das einfach grossartige System der Buy&Sell Bookstores - ich kaufe ein Buch, lese es und verkaufe es wieder an den Shop und habe somit kein unnoetiges Gepaeck und lese tolle Buecher fuer einen Spottpreis!

Pokhara! Ich beschliesse mein neues Jahr in Pokhara zu feiern. Und dies war eine der besten Ideen die ich haben konnte. Vom 28. Dec bis 1. Jan wird hier gross gefeiert, mit einem Strassenfest. Jedes Lokal entlang der "Promenade" hat Stuehle und Tische aufgestellt, Autos sind nicht erlaubt auf der Strasse, die Haeuser etc. sind bunt dekoriert. Gegen Mittag (denke ich halt, denn wirklich viel frueher komme ich nie aus dem Bett *g*) startet das Ganze und geht fuer nepalesische Verhaeltnisse (meist bis 1h - das weiss ich ganz genau, denn da bin ich natuerlich noch dabei!) sehr lang. Es ist laut und lustig. Jeder Lokalbestizer stellt seine eigene Anlage auf und jeder spielt eine andere Musik - zum Schreien! Und es sind wahnsinnig viele Nepalesen unterwegs, ich wuerde mal sagen das Verhaeltnis zu den Touristen ist 90:10. Es werden Volkstaenze aufgefuehrt, Schlangenbeschwoerer versuchen mit ihren lahmen Kobras (keine Ahnung was diese Schlangen haben, aber furchteinfloessend sind sie nun wirklich nicht) Aufmerksamkeit zu erregen, es herrscht Kindergeburtstagsstimmung: Topf klopfen wird gespielt, Dosen umschiessen und Ringe werfen - einfach herrlich und jeder macht mit (Liesi, du haettest auch hier deinen Geburtstag feiern koennen ).

Eigentlich wollte ich ja noch einen kleinen Trek machen, aber die Feiertagsfaulheit macht sich total bei mir breit. Wie schon erwaehnt schlafe ich lange, versuche es zumindest, da in meinem Hotel Party pur angesagt ist und durchgehend alles moegliche von Eminem bis lokale Musik in zimmererschuetternder Lautstaerke gespielt wird - crazy, aber gleuckerlicherweise kann ich ja ueberall schlafen, sei es auch noch so ohrenbetaeubend und deswegen ist es irgendwie die ideale Umgebung fuer mich. Ausserdem lasst die Strassenfest Stimmung einen einfach nicht los und somit wandert man eigentlich nur von einem Cafe zum naechsten und tut Leute schauen, in der SONNE!!! braten, mit irgendwem plaudern und das Leben geniessen! Frei nach Franz Ferdinand: "It's always better on holiday That's why we only work when we need the money!"

Silvester rueckt naeher, fuer mich 4 3/4 Stunden frueher als fuer euch. Ich habe in den letzten Tagen einige Leute kennengelernt, ist ja nicht schwer, da in der Nebensaison kaum Touristen hier sind. Wir feiern im Club Amsterdam und im Busy Bee, das schreibe ich hier nur, falls irgendwer mal in Pokhara ist und Party machen will, dann kann ich diese Clubs nur empfehlen. Wir, das sind eine ganz lustige Truppe aus Amis (aus Washington DC - sweeeet!), ein Franzose der uns alle immer nur als Cherie adressiert und sowas aber auch vom anderen Ufer ist, ein crazy Aussie mit Freundin (sorry Maedls, aber er war eh 1 Kopf kleiner ...) und wie sollte es fuer mich natuerlich anders sein, einer aus London, einer aus Wales und ein Schotte (mit dem genialsten Akzent den man sich vorstellen kann, ich lasse ihn staendig irgendwelche komischen Worte sagen -zum Schreien komisch!). Wie feiern sehr ordentlich, tanzen, trinken und was weiss ich noch alles ... Ich kassiere an diesem Abend den Spitznamen 'Mountain Girl', einerseits da ich meist den gleichnamigen Cocktail trinke (sehr lecker), das andererseits wird in einem 'Only for Girls' Mail ausfuehrlicher erklaert *g*. Das Neue Jahr hat fuer mich super begonnen, ich hoffe euch erging es aehnlich!!!

Meine letzten Tage in Nepal Da der Principal sich geweigert hat sich in 2005 von mir zu verabschieden muss ich noch mal nach Bhaktapur tingeln. Stress pur da ich mich auch noch von Rajesh verabschieden muss und gerade erst aus Pokhara zurueck bin und irgendwie meinen Rucksack so packen muss, dass ich ihn auch noch tragen kann - Himmel, wer hat nur all diese Sachen eingekauft!!! Aber gluecklicherweise muss ich ja keine warmen Sachen mehr mitschleppen und verschenke sie daher grosszuegig an die Obdachlosen.

Habe ich mich veraendert? Manche von euch haben mir diese Frage gestellt und ich glaube nicht. Ich bin zwar reicher an merkwuerdigen und unvergesslichen Erfahrungen, aber noch immer die selbe!

Die wichtigsten Erkenntnisse die ich sammeln konnte und nun mit euch teilen moechte *g*:

• es ist nicht immer alles so wie es scheint - vorallem in Nepal

• man kann sich wirklich an alles gewoehnen, auch an 3 Mal taeglich Dal Bhaat

• Tigerbalm, Rickshaw, 1 Rupee, Hasch, Pashmina, Trekking - meine Antwort wird immer ein Laecheln und ein bestimmtes NEIN DANKE sein

• Kuehe sind sehr gefaehrliche Tiere

• Snickers macht abhaengig (kein Scherz)

• blaue Augen sind von Vorteil

und

• sie meinen es nicht boese, sie sind eben so die Nepalesen!