Leben und Arbeiten in Nepal
Village Excursion? Eher Survivaltraining!!!
In der Woche 17. bis 23. Oktober steht fuer uns 'raus aus Kathmandu und rein ins Valley' auf dem Programm. Wir koennen es alle kaum erwarten und jeder versucht mit leichten Gepaeck loszustarten - immerhin muessen wir es ja selber schleppen - nix mit Sherpa!
Wir fahren mit dem Local Bus nach Sankhu. Bir Man, unser Guide (ein Typ mit einem sehr merkwuerdigen Humor), quetscht uns in den ueberfuellten Bus (zu Acht in der letzten Reihe - das ist kuschelig) und unser Gepaeck wird auf das Dach gelegt (aber nicht festgebunden...). Nach 1 1/2 Stunden sind wir gluecklicherweise schon am Ziel, werden mit Dal Bhaat gestaerkt und marschieren los.
Hilfe, die Touristen kommen!
Die Village Excursion ist kein wirklicher Trek, es geht mehr darum die Umgebung zu erkunden und Land und Leute besser kennen und verstehen zu lernen. Es stehen als pro Tag nur 3 - 5 Stunden wandern auf dem Programm. Die Umgebung ist einfach toll und anfangs treffen wir auch noch jede Menge Leute, da wir quer durch ihre Hoefe maschieren. Der erste Tag fuehrt uns ueber Wiesen und Aecker und damit wir etwas Hoehe gewinnen muessen wir einen ziemlich steilen Aufstieg bewaeltigen - ja, hier machen sich nun die Schokoriegel der letzten Wochen bemerkbar - schnauf!
Der landschaftliche Start unseres Treks.
So wird der Reis bearbeitet bevor er als Fruehstueck, Mittag- und Abendessen auf unserem Teller landet!
Die Nacht verbringen wir sehr 'urspruenglich'. Wir werden alle sieben in ein wirklich winziges Zimmer gebracht. Es gibt dort 3 Betten und einen sehr ungemuetlichen Boden. Wir bekommen kaum Luft, da im Nebenraum gekocht wird und der Ofen qualmt und uns fast ausraeuchert. Das Highlight sind die Kuehe und Ziegen die genau unter uns schlafen und wenn man raus aus dem Haus zb zur Toilette, die natuerlich nur ein Loch in einer Holzhuette ist, will, muss man den Stall durchqueren - wirklich erfrischend, da es bereits um 17 Uhr stockdunkel ist und das Vieh ganz verstreckt ist, wenn wir es mit unseren Kopflampen anstrahlen. Wir sind alle sehr 'fasziniert' und die Nacht verbringen wir auf Grund des Platzmangels ziemlich schlaflos.
Wasserbueffel brauchen ihre regelmaessigen Waschgaenge (deswegen heissen sie auch Wasserbueffel *g*), sie sind nicht heilig, da keine Kuehe!, und wenn man sowas wie Rindfleisch bekommt (in Burger oder so), dann ist es in Wirklichkeit Buff Meat.
Nach einer Katzenwaesche (das Wasser wird fuer andere Dinge gebraucht (siehe oben) und dem Fruestueck (beaten rice & corn - geschlagener Reis, also zerdrueckte, ungekochte Reiskoerner mit Maisbrei - das Zeug ist so trocken, wir ersticken fast daran) starten wir erneut los. Heutiges Ziel Nagarkot, der heochste Punkt unserer Tour sowie der naehste Mt. Everest Aussichtsturm. Auf dem Weg treffen wir 2 Deutsche, Sportstudenten aus dem Allgaeu, die sich ein Motorrad geliehen haben und so die Gegend erkunden (fuers Ausleihen braucht man uebrigens keinen Fuehrerschein oder sonst irgendwas - die sehen das hier nicht so eng...). Sie erzaehlen uns von ziemlich abenteuerlichen Erlebnissen am Annapurna Trek und vom Mount Everest Base Camp - dagegen ist unsere Kuhstallgeschichte richtig langweilig ;-( Leider reisen sie am naechsten Tag schon ab, denn die waren beide echt ... Aeh tja, wo war ich: also Nagarkot. Dort bekommen wir einen tollen Mountain View geboten und nachdem es den restlichen Tag nur mehr bergab geht, kommen wir ziemlich relaxt zum naechsten Schlafplatz. Wir vertreiben uns die Zeit bis zum Essen (Dal Bhaat, was sonst!) mit UNO spielen. Und es dauert etwas, bis wir die Regeln aus 6 verschiedene Laendern unter einem Hut gebracht haben, aber dafuer macht es umso mehr Spass und stellt unsere Abendgestaltung in naechster Zeit da.
Diesmal muessen wir nicht mit dem Vieh schlafen, dafuer mitten im Maislager - es staubt aus jeder Ecke und da diese Familie riesig ist, kommen staendig Frauen, Maenner und Kinder die sich einem gegenueber setzen und dich anstarren ohne auch nur ein Wort zu sagen. Aber das ist auch besser so, denn die Dialoge sehen folgendermassen aus:
Heeeeelllloooo!... (sehr laut und schrill geschrien)
Hello!
What is your name?
Sandra
Sa...?
Sandra
Sa...?
Oh, forget it! (ich putze naemlich waehrend diesem Gespraech gerade meine Zaehne, lese, ziehe mich gerade an oder befinde mich auf dem Weg zur Toilette - Privatssphaehre ist ein Fremdwort!)
What is your country?
Austria
Australia?
No, Austria in Europe.
Australia?
Yes, Australia.
What is your name?
I have already told you my name.
???
It is Shanti.
Shanti! Hihihi und dann laufen sie weg und bringen ihre Freunde, die von vorne anfangen - tja, etwas nervtoetend mit der Zeit ...
Und wir jammern wegen unserem schweren Rucksack!
Der 3. Tag (und nach der Maisnacht, sind wir mittlerweile aber so was von staubig!) fuehrt uns in eine kleine Stadt. Wir sind ganz aus dem Haeuschen und fuellen unsere Schokovorrat auf. Leider wandern wir den ganzen Tag lang eine Strasse entlang und werden von den Abgasen eingehuellt - he, wir wollen wieder auf den Berg!
Oder nein, wir wollen mit dem Bus fahren, den am 4. Tag geht es wieder den Berg hinauf. Es gibt keine Strassen die uns vor den naechsten Stunden retten koennte. Es REGNET. Zuerst ein bisschen, dann ganz viel und nach 5 Stunden Wanderung ist es auch schon egal und wir sind komplett durchnaesst. Nicht mal die besten Regenjacken konnten diese Wassermassen abweisen! Auch die Nepalesen sind ganz entsetzt ueber dieses Wetter, da sie gerade ernten und viel davon einfach weggeschwemmt wird. Der Monsun war aber heuer so schwach, dass nun noch ein paar Auslaeufer hinterkommen und natuerlich genau dann wenn wir unterwegs sind = bad luck!
Das viel groessere Unglueck ist aber die Unterkunft die uns erwartet. Kaum Platz zum Trocknen unserer Sachen, 2 Betten, ein kalter Boden und leider KEIN Brennholz fuer ein waermendes Feuer. Wir frieren und wollen eigentlich nur raus aus den nassen Sachen. Aber die Familie, wo wir diesmal naechtigen, ist wirklich fasziniert von uns und daher setzen sich alle auf das Bett und starren uns an. Mit Mueh und Not bekommen wir sie aus ihrem eigenen Zimmer, ABER wir muessen uns umziehen und ich denke nicht, dass der liebe Opa einen Strip von uns Maedls ueberlebt haette
Raus aus den nassen Sachen und rein in den warmen Schlafsack, Haube auf, Wollsocken an, einfach alles was noch trocken ist wird irgendwie zu einer Decke umfunktioniert!
Am naechsten Tag, ich habe es ja schon fast befuerchtet, meine Stimme ist weg, meine Nase rinnt, der Hals tut weh und ich bekomme kaum Luft - Shoot, ich bin krank!
Gluecklicherweise regnet es nicht mehr und wir koennen in halbtrockenen Sachen weitergehen. Leider ist die heutige Tour echt anstrengend rauf - runter - rauf - runter - aechz, ich bekomme ja im Stehen schon keine Luft! Der Gedanken der uns vorantreibt, ist die warme Dusche im einem richtigen Guesthouse am Samstag - wir haben sie alle bitter noetig!
Der Regen hat jede Menge Wasser gebracht - ich freue mich schon auf den Rafting Trip in 2 Wochen!
Swing Time!!! In der Mittagspause befinden wir uns auf einem kleinen Bauernhof und entdecken diese Schaukel - that's fun.
Und fragt mich bitte nicht, was die Jungs hier versucht haben
Der letzte Tag, wir sind superschnell unterwegs, und brauchen fuer die 5 Stunden Strecke nur 3 (unglaublich welche Kraft man auf den letzten Metern entwickelt, noch dazu ist meine Verkuehlung nicht besser und ich leide, ach ich bin ja soooo arm und meine Mama ist sooooo weit weg ;-( !). Wir legen den letzten Teil mit dem Bus zurueck - auf dem Dach - ein echtes Abenteuer! Wir sitzen auf unserem Rucksack, rund um uns an die 15 Nepalesen und wir klammern uns an die rostigen Eisenstaebe unter uns. Es geht eine sehr kurvige Strasse entlang aber wir bekommen einen tollen Mountain View geboten. Der Gegenverkehr stellt manchmal ein echtes Problem dar und wir muessen die Fuesse die teilweise seitwaerts vom Bus runterhaengen einziehen - so knapp ist die ganze Sache! Gott sei Dank muessen wir nur 1 1/2 Stunden da oben verbringen - der Bus faehrt in einem rasenden Tempo, teilweise macht man lieber die Augen zu, oder auch besser nicht, da die Stromkabel einem schon sehr nah kommen koennen wenn man da oben sitzt ...
Aber wir haben die Fahrt ueberlebt und sind an unserem Ziel in Dhulikhel. Dort werden wir schwer enttaeuscht. Das Guesthouse ist alles andere als einladend und von Warmwasser haben die noch nie was gehoert - Na warte Rajesh, du wirst was von uns zu hoeren bekommen (immerhin beginnen wir ja morgen mit dem Unterrichten ...)!!!
Dreckig und total verwirrt die Kleine
Ich stelle in naechster Zeit noch ein paar Fotos von unserem Trek rein, muss sie aber erst von meinen Kollegen einsammeln!
Aufbruch: | 27.09.2005 |
Dauer: | 3 Monate |
Heimkehr: | 06.01.2006 |