Marokko - ganz Nordafrika no-go ? No ! Go !
Erg Chebbi - Todra Schlucht - Berber - Ouarzazate
Ein Höhepunkt der Tour steht bevor - wenn nicht sogar der Höhepunkt überhaupt ! Dafür muss allerdings früh morgens um 04.00 Uhr aufgestanden werden. Noch in tiefer Dunkelheit begeben wir uns in die Obhut einer recht wild aussehenden Truppe junger Berber, die uns - verteilt auf einige arg gebeutelt aussehende Toyota Landcruiser - in Richtung Sahara bringt. Zunächst noch auf guten Asphalt-Straßen unterwegs, bewegen wir uns im Konvoi in Richtung Sanddünen, wenig später aber schon auf Schotterpisten und unbefestigtem Gelände. Die anderen 3 Landcruiser verlieren wir in unserem Vehikel schnell aus den Augen, weil ab hier jeder Fahrer sich mal so richtig austobt und einfach nur so durch die Gegend schliddert: Na, klar, die Jungs wollen uns natürlich eine Prise Abenteuer bieten und tun, was sie können, um uns zu beeindrucken. Und es macht ja auch Hammer-Spaß, mir jedenfalls auf dem Beifahrersitz. Nebenbei dröhnt das Radio Berber-Popmusik, von der Rückbank vernehme ich einige Beschwerden, aber die kann der junge Typ eh nicht verstehen und ich werde den Teufel tun, die Klagen zu übersetzen.
Apropos "übersetzen": In Marokko wird natürlich Maghreb-Arabisch gesprochen neben vielen regionalen Dialekten, aber landesweit und von fast jedem auch französisch, was ich erstaunlicherweise doch noch ganz gut drauf habe...
Nach ca. 1 Stunde und 40 KM später sind wir am Ziel: Erg Chebbi, eine grandiose Dünen- und Wüstenlandschaft am Rande der Sahara. Es zeigt sich, dass wir zu spät gekommen sind für die Kamel- oder Dromedarnummer. Alle Wüstenschiffe sind ausgebucht und bereits unterwegs. So what ? Laufen ist angesagt. Jeder Touri bzw. Pärchen oder Gruppe mit einem exklusiven Begleiter. Wer meint, alleine laufen zu wollen, soll ja erstmal den Begleiter abschütteln, geht eigentlich gar nicht. Ist zumindest schwierig und ich will es auch gar nicht, denn ich weiß, was es bedeutet, extrem hohe Sanddünen erklimmen zu wollen ! Das ist richtig harte Arbeit und ein Fitness-Training par excellence. Aber bitteschön: Seht selbst !
Selbige haben sich im Sand niedergelassen und es interessiert sie 0, dass wir jetzt echt laufen und klettern müssen...
Ich sitze mal wieder schweratmig im Sand, mein Guide langweilt sich zu Tode und denkt wahrscheinlich: Oh Allah, was hast du mir da für eine beknackte Deutsche geschickt, die werde ich abzocken ohne Ende ! Tja, denkste !!!
In Erg Chebbi sind eigentlich nur Vier- und Zweibeiner unterwegs, aber das eine oder andere umwelt-feindliche Quad auch. Spuren im Sand.
Wir nähern uns dem Headquarter für die Touren - jetzt kommt die Souvenirverkaufs-Nummer: Der Rucksack wird ausgepackt, es sind Souvenirs drin, die kein Mensch will.
Und dennoch: Ich kaufe ihm eine schreckliche Seifenschale aus "Wüstengestein" ab, einfach nur für seine Hilfe während des "Spazierganges" durch die Wüste und seine "Unterhaltung" - verständigen konnten wir uns selbst auf französisch praktisch nicht, aber er hat mir seine Hand geboten, Fotos von mir gemacht, mich aus dem Sand wieder hochgezogen und mich wie ein Kamel vorwärts gepeitscht. Er hat geduldig neben mir im Sand gesessen, während ich einfach nur aus der Puste war. Schlicht: Er war süß ! Und vielleicht 17 Jahre jung... Ich habe andere Gruppen mit Berbern im Sand sitzen sehen, die partout nichts kaufen wollten. OK, kann ich auch verstehen, kein Mensch braucht das Zeug, aber die brauchen das Geld, und wegen 3 EUR Aufstand machen ? Das werde ich nie verstehen !
Dies ist das Schicksal der Seifenschale seither gewesen: Sie verschwand zunächst für viele Monate in einem Schrank und ward nicht mehr gesehen. Irgendwann stieß ich zufällig wieder auf das Teil und versuchte, es unbemerkt meiner Mutter unterzujubeln: Ich habe sie einfach in der Wohnung meiner Eltern irgendwo stehen lassen, in der Hoffnung, sie endgültig los zu sein. Nein, meine Mutter fiel praktisch sofort über das Ding, hatte selbstredend sofort mich in "Verdacht" und verfrachtete das gute Stück zurück in meine Wohnung. Zurück in den Schrank, wo sie sich noch heute befindet. Tja. Nach 10 Jahren, also 2023 wird sie entsorgt. Solange ist bei mir die Halbwertzeit von erinnerungsträchtigen Souvenirs...
Zurück im Hotel in Erfoud gibt es erstmal Frühstück, denn wir haben heute früh noch hungrig im Sand gespielt. Kurz danach geht es weiter durch spektakuläre Landschaften und mit immer wieder interessanten Stopps. Das Endziel des Tages heißt Ouarzazate. Für Pausen halten wir immer wieder am Straßenrand, da, wo es was zu sehen, zu kaufen und zu fotografieren gibt. Natürlich wird von den Berbern für hübsche Erinnerungsfotos Geld verlangt, etwas weniger für ein Foto von einem Kamel, weit mehr für ein Foto von einem Menschen, ist ja klar. Die Preise sind jeweils verhandelbar, aber da wir hier von Beträgen von +/- 1 EUR reden, bin zumindest ich der Meinung, dass man dafür nicht in langwierige Verhandlungen eintreten muss... Und selbstverständlich fotografiert man nicht einfach drauf los, ohne vorher zu fragen !
Nun ja. Hier die Fotos von unterwegs:
Berber-Zelt, auch Souvenirshop genannt, ich kaufe eine wirklich schöne Kamelknochenkette nach kurzen Verhandlungsgesprächen.
Im östlichen Hohen Atlas fließen 2 Flüsse, der Todra und der Dadès, durch eine 40 KM lange Schlucht und haben eine beeindruckende Landschaft geschaffen. Die Todra-Schlucht, die an ihrer aufregendsten Stelle nur ca. 10 m breit ist, aber die hoch aufragenden Felsen sind 160 m hoch. Ein Paradies für Bergsteiger und wir sehen auch einige von ihnen in den Felsen an Seilen hängen oder an der Wand kleben.
Wir erreichen Ouarzazate, eine bestimmt schöne Stadt, aber ich falle tot um im in meinem Zimmer, ohne Abendessen, zuviel frische Luft und zu früh aufgestanden.
Aufbruch: | 13.11.2013 |
Dauer: | 12 Tage |
Heimkehr: | 24.11.2013 |
Deutschland